„...Erbse“ heißt das Bild von Holde Klis, die besonders gerne Stoffe malt. Fotos: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

So oder so. Zwei Malansichten sind derzeit bei der Galerie Kunsthöfle im Amtsgericht Bad Cannstatt zu sehen: Werke von Holde Klis und Bernd Winckler. Gemeinsam ist ihnen, dass sie gerne mit expressiven Gegensätzen der Farben malen. Doch wie, das ist sehr unterschiedlich.

Holde Klis befasst sich momentan mit dem Malen von Stoffen in Öl auf Leinwand. Es sind spannende Ausschnitte, die sie dabei wählt: Kissen gestapelt, Stoffballen, die lagern, oder Stoffe, die als Ausschnitte von Sonnenschirmen auf die Leinwand gebannt sind. Das Spannende: Klis malt die Stoffe in realistischer Manier, fast zum Anfassen schön. Exakt der jeweilige Faltenwurf, genial gekonnt gemalt. Aber auch Bilder wie „Lola rennt“ ein Hund vor buntem Hintergrund, überraschen den Betrachter in ihrer Farbigkeit, Komposition und Bewegung.

Den Stapel Kissen nennt sie „…Erbse“. Wer immer als Prinzessin darauf Platz nehmen darf, immer gerne doch. „Stoffe inspirieren mich“, sagt Klis. Und sie können die Betrachter inspirieren. Auch Personen malt Klis, etwa „Die fantastischen Fünf“ - inspiriert durch ihre Enkelkinder. Klis hat schon immer eine Leidenschaft für die Malerei. Im Amtsgericht zeigt sie sehenswerte Momentaufnahmen in aufwendiger Manier gemalt, die ihr Auge entdeckt hat: Dazu gehört auch der „Luis-Trenker“-Typ mit einem T-Shirt, auf dem „bockig“ steht und ein Internetverweis auf eine soziale Einrichtung. Sie interpretiert und erzählt in ihren Bildern, die berühren. Gerne fährt der Betrachter mit hinaus auf den See im Boot oder schaut auf den reichhaltigen Fischfang - im Gemälde. „Sie ist eine typische Schülerin von Xenia Hausner“, sagt Professor Helge Bathelt, Vorsitzender des Kunsthöfle. Bei Hausner hat die Künstlerin aus Stuttgart studiert. Sie ist ihr Vorbild. „Klis hat einen zügigen Duktus und ist technisch absolut brillant in den unterschiedlichsten Themen“, so der Vereinsvorsitzende. Klis stammt aus einer Künstlerfamilie. Sie hat eine Designagentur aufgebaut, die nun ihr Sohn führt und kann sich jetzt verstärkt der Malerei widmen. Klis hat bei einem Schüler Orliks, bei Herbert Güntherberg, studiert, war bei Luis Murschetz, Jiri Salamoun und Xenia Hausner in Salzburg, profitierte von ihrer Begegnung mit Wayan Karja auf Bali und Hans Daucher auf Capri.

Die zweite Künstlerposition bestreitet Bernd Winckler, der als Gerichtsreporter in Stuttgart bekannt ist und auch für unsere Zeitung seit vielen Jahren schreibt. Auch er hat schon seit langem ein Faible für die Kunst. „Ich habe im Alter von 17 Jahren mit dem Malen angefangen“, sagt er. Im Amtsgericht sind viele Acrylbilder von ihm zu sehen, in eines hat er sogar Metallstaub eingearbeitet. Es sind abstrakte Motive, die ein wenig an die Miro-sche Leichtigkeit erinnern, wie das Bild „Pixi“, aber dennoch eigene Ideen zeigen. Fröhliche Linien in bunter Manier. Woanders kontrastrieren große Farbflächen mit kleinen bunten Elementen. „Punkt in Rot“ gehört dazu. Eine „Schwarze Serie“ ist zu sehen, die farbliche Bildteiler zeigt. „Das habe ich von Frederick Bunsen gelernt“, so Winckler, der in Tailfingen bei Herrenberg wohnt. Auch großformatige Landschaften zeigt der Künstler: In Blau-Orange-Kontrast Eindrücke aus der Wüste in Namibia, wohin er gereist ist. Eine karge Landschaft mit dunklen, nach oben ragenden Baumresten, die leuchtet. Daneben ein Gerippe, eine Hommage an eine Skulptur von Wilfried Koch im Schlosspark Ludwigsburg, sagt Winckler. Ein Bergdorf, das er raffiniert wie durch einen gespachtelten Einschlag dreieckig in die bunte Landschaft setzt, hat Norditalien zum Vorbild. „Ich habe das Bild als Weinflaschenetikett gemacht für einen norditalienischen Wein“, erzählt der Künstler. Winckler blickt als Künstler auf vielerlei Ausstellungen wie in der Stiftsbibliothek St. Gallen, in der Schweiz, erschien auch ein Bild von ihm als Briefmarke in der Pro-Quadria-Serie für einen guten Zweck für Kinder. Auch stellte er in Mailand, Barcelona, Herrenberg und Stuttgart aus. Im Amtsgericht Bad Cannstatt zeigt Winckler sein vielseitiges Werk.Dazu gehört auch „Coffee time“, ein Stillleben mit Kaffeetasse. Dann sind es wieder abstrahierende Motive, die etwa seine Farbpalette zeigen oder Häuser in der Provence, die er vor Lavendelfeldern farblich expressiv in Szene setzt und sich dabei auf das Formale konzentriert und die Wirkung der Farbe. Professor Helge Bathelt, der Winckler schon seit 20 Jahren kennt, sagt: Ihm gefalle an ihm seine Persönlichkeit. Und: Es sei ein sehr eigenständiges Werk. Man müsse in der Kunst lange suchen, um etwas Vergleichbares zu finden und finde es nicht.

Die Ausstellung der Galerie Kunsthöfle ist bis 18. Juli im Cannstatter Amtsgericht, Badstraße 23, zu sehen.