Jonathan Springer (Sprecher), J. Marc Reichow und Sopranistin Anna Escala (li.) im Kursaal am frisch sanierten Steinway-Flügel. Foto: Wenzel Quelle: Unbekannt

(rw) - Der Liederabend, zu dem Cultur in Cannstatt und die Hugo-Wolf Akademie am Sonntag in den Großen Kursaal eingeladen hatten, war dem Dichter Johann Georg Fischer (1816 - 1897) gewidmet. Am Fuße des Hasenbergs erinnert eine Bronzebüste und auf dem Pragfriedhof ein Ehrengrab an ihn. Weil aber kaum jemand den Mitbegründer des Schiller-National-Museums in Marbach kennt, begann der Abend mit einer eingängigen Einführung durch den kundigen Musikwissenschaftler Jan Kopp.

Kopp ist zurzeit auch der jüngste Komponist, der sich durch Fischers Gedichte zu eigenen Kompositionen hat anregen lassen, wie vor ihm schon beispielsweise Friedrich Silcher, Franz Lehár oder Alban Berg. Mit der Sängerin Anna Escala und dem Pianisten J. Marc Reichow hat er aus den 65 bekannten Vertonungen von Fischer-Gedichten eine spannende Programmfolge ausgearbeitet, um den Dichter „in Liedern wieder zu entdecken“.

Diese Nähe von Lyrik und Lied ergibt sich aus Fischers thematischer Ausrichtung. Neben Liebe und Tod sind immer wieder die Natur und die menschliche Stimme Gegenstand seiner Verse. Je nach Einstellung der Bearbeiter werden unterschiedliche Akzente gesetzt, zum Beispiel im dreifach vertonten „Die du mein Alles bist“. Dramatisch intensiv entsteht die Angst um den Verlust der Liebsten bei Joachim Raff; volksliedhaft naiv ist die Schicksalsahnung bei Silcher und hart schlägt der Jubel um in existenzielle Trauer bei Lehár. Bei diesen Sprüngen durch Haltungen und Musikepochen bewiesen die Sopranistin und ihr Begleiter artistische Virtuosität und perfektes Zusammenspiel. Um den Zuhörern optimales Verstehen zu ermöglichen, ergänzte Jonathan Springer als Sprecher der Gedichttexte die Musikdarbietungen. Elegant, mit leisem Lächeln, legte er die Worte vor, andeutend, dass es Fischers Stimme war, die auch im Lied hörbar blieb. Dieses Weiterwachsen vom Sprechen zum Singen brachte Jan Kopp in der Uraufführung von „Ein Lied“ auf radikale Weise zum Ausdruck. Er vertonte nur einzelne Worte des Gedichts zu Lauten, die sich zur Schlusszeile fügten und zum Motto des ganzen Fischer-Konzerts wurden: „Schon eh du’s dachtest, war’s Gesang“. Die Leichtigkeit und Sicherheit, mit denen Escala und Reichow diese musikalische Schöpfung darboten, wäre alleine schon den Besuch wert gewesen. Aber da kamen ja noch die unschuldige Seligkeit von „Mein und dein“ oder die Naturgewalt „In der Kirschenblüt`“ in den Versionen von Robert Kahn und Egon Kornauth als weitere Glanzlichter eines wunderbaren Liederabends.

Am 5. März, um 18 Uhr, spielt das Amadeus Guitar Duo Werke von Händel bis Busoni im Großen Kursaal.