„261km/h“ heißt das Bild von Peter Berger, das derzeit im historischen Rathaus bei der Galerie Kunsthöfle zu sehen ist. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Es klingt nicht nur nach Schnelligkeit, großem Tempo, auch nach Farbexplosion, das Bild mit dem Titel „261 km/h“ von Peter Berger. In komplementären expressiven Farben trifft der Betrachter auf ein sehr schwungvolles großformatiges Acrylbild auf Leinwand, das derzeit neben zahlreichen anderen Werken auf zwei Stockwerken im historischen Rathaus zu sehen ist. Es steht sicherlich sinnbildlich für die Arbeitsweise, die der Künstler in dieser Ausstellung an den Tag legt: Bewusster Umgang mit Farben, Formen, Farbschichten und Übermalungen. Mit ihnen scheint er eine schier unendliche Palette des Gestaltens gefunden zu haben, die jeweils ganz unterschiedliche Ausdrucksformen zeigt. Mal ist es eine eher dunkle Stimmung, die der Künstler erzeugt und dann mit hellen Farben übermalt, dann sind es wieder leuchtende Farbtöne, die auf der Leinwand dem Betrachter entgegenstrahlen.

Im Bild „261 km/h“ ist der dunkle Untergrund mit den leuchtenden Farben Rot und Gelb übermalt, dazu gibt es ein weißes Dreieck und aus der Mitte tritt das Blau hervor, gespachtelt und explodierend.

Auch die anderen Bilder, die im historischen Rathaus zu sehen sind, zeigen die Übermalungen, die Hell und Dunkel-Kontraste herausholen, aber auch für eine Bildtiefe sorgen.

Peter Berger zeigt vorwiegend Acrylbilder auf Leinwand, aber auch auf Papier. Außergewöhnlich ist der Malgrund Styropor, den er ebenfalls für seine Malerei verwendet, eingerahmt in dunklen Rahmen. Die Bilder sind alle abstrakt gehalten und leben von den Farb- und Formkombinationen.

„Abstrakt ist vielen bloße Farbschmiererei und grundsätzlich abzulehnen. Eine solche Haltung erspart eine Auseinandersetzung mit den Gründen, die Künstler dazu führten auf den Gegenstand zu verzichten. Wie emotional begründet auch immer, ohne Theorie bleibt die Praxis ein Rätsel. Wer eher theoriefern ist, der kann aber durch genaues Hinschauen doch zu einer Annäherung kommen“, sagt Helge Bathelt, Vorsitzender der Galerie Kunsthöfle.

Bei Peter Bergers erster Einzelausstellung ist das so, weil er nämlich für sich ein vielgestaltiges Werk entwickelt hat, mit dem er jetzt öffentlich werden kann, so Bathelt. Er stellt einmal eine lyrische Abstraktion fest, die auf eine kontrollierte Rhythmik baut. Da sei eine lineare Gegenstandslosigkeit, die die Bedeutung von Überschneidungen in unterschiedlicher Dynamik einsetze und da sei schließlich abstrakt expressives Arbeiten voller Kraft und Gestaltungslust. In der Summe stehe das unzweifelhaft in der Tradition der deutschen Informellen, finde aber zu einer eigenen und persönlichen Bildsprache, beschreibt es der Kunsthöfle-Vorsitzende.

Berger, der an der Faber Castell Akademie in Nürnberg studiert hat und dort gerade die Meisterklasse abschließt, genieße die Freiheit, nach einem erfüllten und erfolgreichen Berufsleben und selbst „in der Jugend des Alters“ befindlich, frei seinem künstlerischen Impetus folgen zu können. Zur ersten Ausstellung gab es dann auch gleich den ersten Katalog und jeder, der überaus zahlreichen Vernissagenbesucher durfte ein Freiexemplar mitnehmen, so Bathelt.

Berger war zuletzt in führender Position im Bankgewerbe tätig. Kaum war er im Ruhestand, hat er sich der Kunst zugewandt. Er lebt und arbeitet im Landkreis Tübingen, in Ammerbuch-Reusten. Der Künstler ist im Jahr 1951 in Herrenberg geboren. Er ist ausgebildeter Bankfachwirt und Bankbetriebswirt.

Bei der Galerie Kunsthöfle stellte er auch in diesem Jahr bereits im Stuttgarter Rathaus mit aus bei der großen Jubiläumsausstellung zum 80. Geburtstag der Galerie Kunsthöfle im März/April diesen Jahres.

Im Juni dann zeige er dann eine Werkschau bei der Künstlervereinigung Ammerbuch und nun die Einzelausstellung im historischen Rathaus. Berger ist Mitglied bei der Galerie Kunsthöfle und bei der Künstlervereinigung Ammerbuch.

Die Ausstellung „Peter Berger - in recent years“ ist im historischen Rathaus Bad Cannstatt derzeit auf zwei Ebenen zu sehen. Die Ausstellungsdauer geht noch bis zum 4. November. Die Öffnungszeiten des historischen Rathauses sind von Montag bis Freitag, 8.30 bis 13 Uhr, Dienstag von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 14 bis 18 Uhr.