Hate Hirlinger spielt in seinen Metall-Objekten mit Dreiecksformen. Rolf Kilians Kunst ist ebenfalls bei der Galerie Keim zu sehen. Beide unter dem Motto „Widerspruch“. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

(if) -Welch Widerspruch: Glänzender Stahl, wohlgeordnet und geformt, konkret, in klaren Linien und dazu Leinwandbilder und Holztafeln mit Eitempera bemalt, voller Schwung, Bewegung und Sehtäuschungen. Hate Hirlinger trifft Rolf Kilian.

Wer auf den ersten Moment denkt, dass beide Künstler nur gegensätzlich sind, irrt. Das Thema der Sehtäuschungen oder des Wahrnehmungszaubers und Schaffung von Wechselwirkungen zwischen Raum und Material beschäftigt beide Künstler.

Kilian hat längst seine Tafelmalerei hinter sich und kehrt zur großformatigen Leinwand zurück, auf der er einen Angriff auf unsere Wahrnehmung startet. Der 1963 in Marburg/Lahn geborene Künstler kehrt unsere Sehgewohnheiten um. Auf der zweidimensionalen Leinwand schafft er Dreidimensionales durch Flächen und Linien. Geometrische Ansätze, die von Spontanität wieder unterbrochen werden.

Das scheinbare Chaos. Wie wohlgeordnet und tief in sich ruhen da die glänzenden Metall-Objekte von Hate Hirlinger, Jahrgang 1941. Es ist der mit dem Dreieck spielt. Es findet sich nämlich in fast allen seinen Werken wieder: Mal gefaltet, geöffnet, aufgeschnitten, aufgerollt. Es gibt fast nichts, was es nicht gibt und was der Stuttgarter Künstler ausprobiert und zur Vollendung bringt.

Was Kilian mit Eitempera auf Holz zaubert, ist bei Hirlinger die stählerne Oberfläche: mal matt, dann wieder hoch glänzend und spiegelnd. Dann wieder kombiniert mit indischem schwarzen Granit, der feine Silbereinschüsse zeigt und bestens zum Edelmetall kombiniert sich präsentiert. Einschnitte, Durchbrüche und Ausschnitte sind zu sehen, ein Wandobjekt wie ein Vogel mit Flügeln. „Die Biegung macht es“ und die Spiegelungen in Hirlingers Werk, das sich auch in der Architektur von Häusern finden lässt, wie Niecke bei der Vernissage aufzeigte: etwa das Haus Domenig bei Graz oder das Museum Confluence in Lyon.

Kilians Werke zeigen farbliche Bezüge zum Barock, so Niecke: Zu sehen etwa, wer Tiepolo anschaut oder Rubens in Flandern. Das Triptychon Kilians im Erdgeschoss der Galerie auf dicken Holzelementen verglich Niecke mit dem Triptychon-Altar in Flandern. Auch florale Elemente sind bei Kilian zu entdecken.

Die Mehrdimensionalität ist das Verbindende bei Kilian und Hirlingers Kunstwerken. Sie reizt auf ihre Weise, mal in der Malerei und dann im Stahlobjekt, einschließlich dem Kontrast mit Cortenstahl.

Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Juni zu sehen in der Galerie Keim, Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 9.30 bis 18 Uhr, Samstag von 9.30 bis 14 Uhr und Mittwoch von 9.30 bis 13 Uhr, www.galerie-keim.de.