Arbeiten wie diese mit Farbe, Graphit auf Papier sind von Patrizia Kränzlein derzeit im Stadtarchiv zu sehen. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

„Der 32. Dezember.“ So lautet das Motto der neuen Ausstellung der Galerie Kunsthöfle im Amtsgericht. Jeder hat sich so seine Gedanken gemacht zu dem Thema. Wohin führt der 32. Dezember, den es kalendarisch gar nicht gibt? Antonia Haug träumt mit Seidenschichten weiter. Andrea Eitel hat Stuttgart 21 ins Visier genommen: „Mal sehn, wann es fertig wird“, sagt sie.

Der 32. Dezember hat die Künstler beflügelt zu fantasievollen Werken in ganz unterschiedlichen Techniken. Und diese sind alle unter der Jubiläums-Decken-Installation zu sehen, die unter der Regie Walter Guttenbergers entstanden ist und die er mit Gabi Schreiner noch einmal gehängt hat.

Der Titel der Ausstellung rührt daher, dass hier mehr als dreißigmal Kunst an den Wänden hängt respektive in Vitrinen steht, wie Professor Helge Bathelt, Vorsitzender des Kunsthöfle-Vereins erklärte. Es gibt ihn also den 32. Dezember , ist er sich sicher. Bringen soll er Freiheit.

Und die haben die Künstler sich genommen, um das Thema zu gestalten. Ganz abseits dessen, was sich weltpolitisch in den letzten Wochen ereignet hat, wie Bathelt verwies, vom Brexit bis zu überraschenden Präsidenten-Wahl in Amerika. „Keiner hat geahnt: was nun eingetreten ist und deshalb ist es ein Allgemeines einer allerdings doch vielschichtigen und phantasievollen Auseinandersetzung, ein also positiv Allgemeines, mit dem wir es heute zu tun haben“, so Bathelt. Er verwies auf ein paar Beispiele aus der umfassenden Mitgliederausstellung: Mit Professor Bunsens Beitrag blicken wir in eine Schlucht, die ein Ungewisses transportiert, ein „durch diese hohle Gasse muss er kommen“, aber auch einen der Romantik Friedrichs entgegengesetzten ungewissen Weg. Michael Krähmers eschatologische Landschaft sei keine der Wirklichkeit, sondern eine von jener Ausgeglichenheit, die dem Schönen innewohne, so Bathelt. Heute wirke sie wie eine Illustration zu „Fahrenheit 451“: Holde Klis macht ihren Kalender sprechend, lässt ihn sagen „Darfs ein bisschen mehr sein“, die Metzgerverkaufsformel, hinausgehend über die beauftragte Grammmenge. Klis lässt Kalenderblätter fallen - ein Feuilles mortes-Motiv, zeigt wie die Zeit vergeht, verlorene Vergangenheit, flüchtige Gegenwart, unbekannte Zukunft, so Bathelt. Christa Klebor lässt Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen und bietet dafür ein Bildpersonal auf, das beiden Festen entspricht und voller Symbolgehalt steckt. Walter Guttenberger läutet eine gewaltige Friedensglocke, Almut Holtermanns Jahresringe stehen für ungleiche Entwicklungen, Helga Hägele weiß sich „dem Himmel so nah“, Helmut Rohleder zeigt auf, dass es auch zu diesem Datum eine wunderbare Küstenlandschaft geben darf, so Batehlt. „Peter Berger mache aus den römischen Ziffern MMXVI ein „Mossul München BreXit Vote Trump IS“ und führe in ein „spiegelverkehrtes Jahr mit einem Tag mehr“ vor“, so Bathelt. Ein optimistisches „Come on“ kommt von Christa Düwell und ein expressives Diptychon von Ingeborg Mache erläutert: „Nur, wenn alle auf der Erde lebenden Menschen gemeinsam zusammenhalten und forschen, um das Leben auf unserem Planeten zu retten, wäre es jetzt die letzte Chance. Am 32. Dezember ist es zu spät, denn den gibt es nicht.“ Auf Farbigkeit setzt Manfred Knabe und multipliziert den 32. Dezember als vielschichtige Möglichkeit. Mit dabei auch Lothar Hudys Maschine und Irenen Berweiler mit „Es war einmal“. Auch gibt es Arbeiten unter anderem von Iris Lange, Dorothea Geppert-Beitler, Frank und Maike Mezger, Eva Schwanitz, Elke Koch, Aquilino Boes, Margitta Sieber, Edith Fiedler, Jürgen Lange, Gabi Schreiner und Mila Murasova.

Die Bilder der Kunsthöfle-Mitglieder sind in der Badstraße 23 noch bis zum 19. Januar 2017 zu sehen.