Carsten Hansen Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Fellbach - An diesem Sonntag sind rund 35 000 Fellbacher Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, ein neues Stadtoberhaupt zu wählen. Amtsinhaber Christoph Palm tritt nicht wieder an. Um seine Nachfolge bewerben sich fünf Kandidaten - nur zwei von ihnen werden echte Chancen eingeräumt.

In der 44 000 Einwohner zählenden Großen Kreisstadt geht es um die Nachfolge des CDU-Politikers Christoph Palm. Der seit dem Jahr 2000 amtierende Oberbürgermeister hatte im März überraschend verkündet, bei der turnusgemäß anstehenden Wahl nicht erneut zu kandidieren. Er wird am 1. November nach 16 Jahren aus dem Amt scheiden. Der 50-Jährige will sich beruflich verändern: Verkündet hat er bereits, zum 1. Januar 2017 Geschäftsführer einer großen privaten Stiftung mit Sitz in Baden-Württemberg zu werden. Nähere Auskünfte zur neuen Aufgabe will er jedoch erst zum Ende des Jahres geben.

Fünf Namen werden am 18. September auf dem Stimmzettel stehen - die Bewerber hatten die erforderliche Zahl von 50 Unterstützer-Unterschriften vorgelegt. Zur Wahl stellen sich der aus Stuttgart stammende Pädagoge und Akademieleiter Ulrich Raisch (Jahrgang 1960), die Erste Bürgermeisterin von Göppingen, Gabriele Zull (Jahrgang 1967), der Fellbacher Schreinermeister Hans Mack (Jahrgang 1950), der Taxifahrer Werner-Peter Schifterowitsch (Jahrgang 1961) aus Fellbach und Carsten Hansen, Referatsleiter Wirtschaft und Verkehr beim Deutschen Städte- und Gemeindebund in Berlin (Jahrgang 1965). Allerdings werden nur zwei Bewerbern echte Chancen auf den Wahlsieg eingeräumt: Zull und Hansen.

Wobei die einzige Frau im Bewerberfeld als Favoritin gehandelt wird: Die studierte Juristin, die Mitte Mai als erste Aspirantin ihren Hut in den Ring geworfen hatte, ist seit über 20 Jahren in verschiedenen Funktionen im Göppinger Rathaus tätig - diese kommunalpolitische Verwaltungserfahrung gilt als ihr größter Trumpf, den sie im Wahlkampf auch gerne ausspielt. Zudem wird die parteilose Kandidatin von der CDU, den Freien Wählern und den Freien Demokraten in Fellbach unterstützt - selbst Alt-OB Friedrich-Wilhelm Kiel komplimentierte: Er würde sich freuen, wenn die 49-Jährige seine Nach-Nachfolgerin werde würde.

Fast schon galt ihr Wahlsieg als sicher - bis im Juli mit Hansen ein erstzunehmender Mitbewerber ins Geschehen eingriff und so noch einmal Schwung in den Wahlkampf kam. Auch der Diplom-Verwaltungswissenschaftler kann mit Fachkenntnissen und Erfahrungen in der kommunalen Interessenvertretung punkten, allerdings agiert er als politischer Einzelkämpfer: Das SPD-Mitglied tritt als parteiunabhängiger Bewerber an. Gleichwohl hat er Fürsprecher im rot-grünen Lager.

Thematisch unterscheiden sich die beiden Aspiranten für das Amt wenig. Beide definieren als wichtigste Handlungsfelder den Wohnungsmarkt und die Verkehrsentwicklung, sprechen sich unter anderem für eine Stärkung des Einzelhandels und gute Bedingungen in der Kinderbetreuung aus, wollen das Ehrenamt stärken und die Integration voranbringen.

Zull und Hansen, darin besteht kein Zweifel, werden sich einen Zweikampf liefern. Abzuwarten bleibt, ob einer von ihnen gleich im ersten Anlauf die erforderlichen mehr als 50 Prozent der Stimmen holt. Sollte keiner der Bewerber am Sonntag mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen können, findet am Sonntag, 2. Oktober, eine Neuwahl statt. Zum Oberbürgermeister gewählt ist dann, wer die meisten Stimmen erhält.

35 074 Fellbacher Bürger können bei der OB-Wahl ihre Stimme abgeben, das sind rund 3000 mehr als vor acht Jahren. 5274 Wahlberechtigte sind EU-Bürger. Die meisten von ihnen stammen aus Italien (2133). Die insgesamt 36 Wahllokale in Fellbach, Schmiden und Oeffingen sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Bei der OB-Wahl im Jahr 2008 gaben knapp 45 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Mit 71,17 Prozent Stimmenanteil bestätigten mehr als zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler den populären Amtsinhaber in seiner Funktion. Einer seiner Gegenkandidaten von damals versucht sein Glück erneut - ob Hans Mack diesmal mehr als 2,5 Prozent der Stimmen holen wird?