Die neue Unterkunft auf dem Parkplatz P3 an der Esslinger Straße ist bezugsfertig. Foto: Streib Quelle: Unbekannt

Fellbach (red) - Sie dienen Arbeitern auf Ölbohrplattformen als Unterkunft oder Soldaten der Bundeswehr im Auslandseinsatz. Seit rund 20 Jahren ist das modulare Wohnsystem der Firma Kärcher Futuretech aus Schwaikheim weltweit im Einsatz, insbesondere wenn es gilt, in Katastrophengebieten schnell feste Unterkünfte zu schaffen. Nun hatten Produktmanager Thomas Wünsche und sein Team ein echtes Heimspiel: Auf dem Parkplatz P3 an der Esslinger Straße errichteten sie eine Flüchtlingsunterkunft für 84 Personen.

Nachdem die Vorarbeiten erledigt waren, zeigte das System seine Vorteile. In kurzer Zeit war die zweistöckige Containerzeile mit 28 „Faltcontainern“, die von einer Firma in Fellbachs italienischer Partnerstadt Erba gefertigt werden, fertiggestellt und bezugsfertig. Die ersten Flüchtlinge ziehen in diesen Tagen ein. Nachdem es sich um ein Pilotprojekt im Rems-Murr-Kreis handelt, wurde die neue Flüchtlingsunterkunft ihrer Bestimmung übergeben.

Auch wenn die Flüchtlingszahlen stark zurückgegangen sind, seien solche Unterkünfte weiter dringend notwendig, betonte Landrat Richard Sigel. Der Landkreis bekomme weiterhin rund 160 Flüchtlinge pro Woche zur Unterbringung zugewiesen. Zudem seien derzeit noch rund 500 Personen in Turnhallen untergebracht. Weitere Unterkünfte sind vom Landkreis daher in Leutenbach und in Schwaikheim sowie auf dem ehemaligen Freibadgelände in Fellbach geplant. Dort laufen derzeit die vorbereitenden Arbeiten. Aber auch auf Zeltlösungen muss der Rems-Murr-Kreis zwischenzeitlich zurückgreifen. Die Container seien keine „Luxusunterkunft“, aber würden doch deutlich mehr Raum für Privatsphäre bieten. Und Sigel betonte: „Eine vernünftige Unterbringung ist Voraussetzung für die Integration.“

Dass die erste derartige Unterkunft in Baden-Württemberg in Fellbach errichtet worden ist, unterstreicht für Oberbürgermeister Christoph Palm das gute Miteinander von Kreis und Kommunen beim Thema Flüchtlingsunterbringung: „Wir gehen die Aufgabe gemeinsam an.“ Palm erinnerte daran, dass auf dem P.3 schon einmal eine herkömmliche Containerunterkunft für Flüchtlinge stand. Für den Betrieb der Gemeinschaftsunterkunft ist der Landkreis zuständig, die Sozialbetreuung der Flüchtlinge übernimmt im Auftrag des Landkreises die Awo und auch der Fellbacher Freundeskreis für Flüchtlinge, dessen Engagement Palm ausdrücklich lobte, wird vor Ort präsent sein. Geplant ist die Belegung auch mit Familien. Für Kinder im Grundschulalter gebe es in den Vorbereitungsklassen an der Silcherschule noch freie Plätze, für ältere Kinder an der Zeppelinschule, so der OB.

Die neue Unterkunft, die durch die Ausstattung mit Satteldächern ein ansprechendes Aussehen hat, besteht aus 28 Containern. Sie sind ausgestattet mit doppelt verglasten Fenstern mit Jalousien, mit Elektroheizungen, Funkbrandmeldern in den Zimmern und Fluren sowie mit Klimaanlagen. Die Wohnanlage ist wärmegedämmt. Im linken Gebäudeteil gibt es nach Geschlechtern getrennte Toiletten- und Sanitärcontainer sowie einen mit Waschmaschinen ausgestatteten Container und Trockenräume für die Wäsche. Im rechten Gebäudeteil befinden sich die Küchencontainer. Die eigentlichen Wohncontainer sind mit ihren 13 Quadratmetern vorgesehen für jeweils drei Personen und entsprechend mit drei Betten, drei Spinden sowie einem Tisch und drei Stühlen ausgestattet. Von Vorteil ist, dass Zwischenwände leicht entfernt werden können, so entstehen 26 Quadratmeter große Doppelcontainer, in denen Familien untergebracht werden können. Auch Räume für den Hausmeister und die Sozialarbeiter weist die Unterkunft auf, zudem zwei Doppelcontainer, die als Gemeinschaftsräume, für Sprachunterricht oder das Asylcafé des Freundeskreises genutzt werden können.