Zu den Extremen 2016 gehört auch ein Kälteeinbruch Ende April, der den Obstbäumen von Markus Nanz zusetzte. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Wenn man alle 365 Tage des vergangenen Jahres zusammenträgt und daraus die Mittelwerte errechnest, bleibt 2016 als ein Durchschnittsjahr in Erinnerung: zwar 1,4 Grad Celsius zu warm. Damit liegt es aber nur im vorderen Drittel. Aber: Die Stuttgarter erlebten extreme Monate. Im Juni regnete es doppelt so stark wie in einem Normaljahr, der September war der wärmste seit 1951 und im Dezember fielen nur 14 Prozent Regen eines durchschnittlichen Dezembers.

Der letzte Monat des Jahres passte in die Reihe der elf zuvor erlebten des Jahres 2016: Er bescherte den Meteorologen einen weiteren Monat mit außergewöhnlichen Statistiken. „Dabei ist das Wetterjahr 2016 eigentlich fast ein durchschnittliches“, sagt Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst auf dem Schnarrenberg. Wenn er alle Daten der vergangenen 365 Tage addiert, kommen keine spektakulären Werte heraus. Insgesamt fielen 693,6 Liter Wasser pro Quadratmeter. Das entspricht 104,6 Prozent der Durchschnittswerte seit 1951. Zudem durften die Stuttgarter 1730,8 Stunden Sonne genießen. Das waren gerade 2,3 Prozent mehr als in normalen Jahren und die Mitteltemperatur war mit 10,9 Grad Celsius gerade mal 1,4 Grad wärmer. „Damit liegt das Jahr immerhin auf dem achten Platz der heißesten Jahre seit 1951. Im Vergleich dazu: 2014 war mit 11,8 Grad Celsius das wärmste und 2015 mit 11,6 Grad Celsius das zweitwärmste. Entspannung?

Wenn die Meteorologen die einzelnen Monate anschauen, kommen sie zu anderen Beurteilungen. „Wir erleben vermehrt extremen Wetterereignisse“, sagt Riedl. So war beispielsweise der September der wärmste seit 1951. Es gab Sonne pur und noch Sommertemperaturen bis weit in den September. „Am 13. September haben wir mit 32,3 Grad Celsius nicht nur einen Tagesrekord, sondern sogar einen Dekadenrekord gemessen. Der Tagesrekordwert trug zum Monatsrekord bei. Mit 18,1 Grad Celsius im Mittel setzte sich der September 2016 gemeinsam mit dem September 1999 an die Spitze der Tabelle.

Die Sonne satt im September machte sich auch in der Statistik bemerkbar: 225,2 Stunden voll Sonnenschein bedeuten ein Plus von fast 35 Prozent gegenüber einem normalen September. Dies bedeutet Platz vier in der Bestenliste. Auf diesem Tabellenplatz landete auch der Dezember. Die vergangenen 31 Tage brachten es - trotz Nebel - auf 95,6 Sonnenstunden. Sie entsprechen 174,8 Prozent eines normalen, düsteren Dezembers. Erstaunlich dabei: Mit 1,9 Prozent war der Dezember „nur“ 0,4 Grad Celsius zu warm. Wobei: Mit seinen 10,4 Grad Celsius war der zweite Weihnachtsfeiertag alles andere als winterlich kalt. Den wärmsten Dezember seit 1951 erlebten die Stuttgarter übrigens vor einem Jahr. 2015 wurde mit einem Durchschnittswert von 7,2 Grad Celsius registriert. Am ersten Weihnachtsfeiertag 2015 schnellte das Thermometer vor einem Jahr auf frühlingshafte 17 Grad Celsius empor.

Noch eindrücklicher wird den Stuttgartern vermutlich der Juni in Erinnerung bleiben. Er brach den Niederschlagsrekord. Die Regentonnen liefen über. Es fielen 181 Liter pro Quadratmeter auf die Erde - fast doppelt so viele (194 Prozent) eines normalen Junimonats. „Es regnete aber nicht permanent, sondern es gab einige Starkregentage, die in anderen Regionen zu den verheerenden Überschwemmungen führten“, so Riedl. Am 8. Juni registrierten die Wetterkundler 28,6 Liter und am 14. Juni 29 Liter binnen weniger Stunden. Das Kontrastprogramm bildete der Dezember 2016. Insgesamt kamen nur 5,7 Liter pro Quadratmeter zusammen. „Er ist damit der drittwärmste Dezember seit diese Daten bei uns erhoben werden“, sagt Riedl.