Als passende Toilette können sich die Bezirksbeiräte solch ein Säulen-WC wie auf dem Hedelfinger Platz vorstellen. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Er ist der bislang funkelndste Baustein des Masterplans für Untertürkheim: Die Umgestaltung des Neckarufers im Lindenschulviertel nimmt konkrete Züge an. Die Stadt investiert 1,4 Millionen Euro. Die Arbeiten sollen 2018 beginnen. In den Augen der Untertürkheimer hat das Konzept einen Mangel. Es gibt kein Geld für eine Toilette. Sowohl im Bürgerhaushalt als auch in den Etatberatungen wollen sie für ein stilles Örtchen kämpfen.

In zwei Workshops, durch Kinder- und Jugendbeteiligungen sowie in Sitzungen des Bezirksbeirats haben die Untertürkheimer nach Visionen gesucht, wie der Aufenthalt im Bereich der Schiffsanlagestelle in der Straße „Am Ölhafen“ attraktiver werden kann. Herausgekommen ist ein Konzept für einen Uferpark, das alle begeistert. Dafür soll die Dammkrone großzügig auf sieben Meter verbreitert werden. Sie bietet dann genug Platz für Bänke und Sitze, auf denen die Bürgerinnen und Bürger verweilen können. Sie bekommen aber noch weitere Gelegenheiten zum Entspannen. Direkt am Ufersaum wird ein mit einem Geländer gesicherter Holzsteg angelegt. Auf ihm können die Besucher flanieren und ausruhen. Gemütlicher ist es für Sonnenanbeter allerdings zwischen Damm und Holzsteg - auf der neuen, begrünten Liegewiese. Die heutige, provisorisch wirkende Schiffsanlagestelle soll durch einen attraktiven Ponton ersetzt werden. Diese schwimmende Plattform wird deutlich länger sein, sodass an ihr mehrere Schiffe - eventuell auch ein Kulturschiff - vor Anker gehen können. Der Wunsch der Bürger nach einem festinstallierten Neckarcafé oder einem anderen Gastronomiebetrieb können die Stadtplaner bisher nicht verwirklichen. Der Platz hierfür fehlt. Stattdessen könnten mobile Gastro-Anbieter ihre Food-Trucks auf dem Quartiersplatz abstellen und die Besucher verköstigen.

„Doch wohin sollen die Besucher auf die Toilette gehen?“, fragten sich die Bezirksbeiräte in der letzten Sitzung. Bereits in den Workshops hatten die Teilnehmenden das stille Örtchen auf dem Wunschzettel an erster Stelle stehen. Anwohner befürchten noch mehr Dreck und Ecken oder Büsche, in die die Notdurft verrichtet wird. Aus Kostengründen ist eine WC-Anlage bisher nicht in den Planungen enthalten. Erste Schätzungen zufolge würde eine vollautomatische Gender-Toilette rund 250 000 Euro verschlingen. Zu viel im Vergleich zu den Gesamtkosten für die Umgestaltung. Die Stadt hat für das Vorzeigeprojekt 1,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Der Verband Region Stuttgart gibt nochmals 320 000 Euro dazu. Eingeplant seien nur 40 000 Euro für die Anschlüsse, erklärte Untertürkheims Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel. Mit Mitarbeitern der Abfallwirtschaft Stuttgart habe sie sich verschiedenen Modelle angesehen. Infrage käme noch eine nach Geschlechtern getrennte Dreikabinenlösung wie am Max-Eyth-See. Zu groß und unpassend für den attraktiven Uferpark, befürchten die Bezirksbeiräte. Sie könnten sich eine durch Werbung mitfinanzierte Rundsäule wie auf dem Hedelfinger Platz vorstellen. Einstimmig fordern sie die Stadt auf, kostengünstiger und praktikable Varianten vorzustellen.

Auch über den Bürgerhaushalt wird Druck erzeugt. „Das neu gestaltete Neckarufer soll zum Verweilen einladen und Menschen aus den Oberen Neckarvororten, als auch Touristen anlocken, zum Beispiel als Ausgangspunkt für eine Weinwanderung,“ schreibt Sandra Weber in ihrem Vorschlag 42861 im Bürgerhaushalt. „Daher wird dringend ein WC benötigt, momentan gibt es in der näheren Umgebung keine öffentlichen Toiletten. Auch ein Wasseranschluss wäre interessant, um gegebenenfalls in Zukunft eine Dusche zu installieren.“