Das Innere der Kirche St. Germanus weist viele Kulturschätze auf, die künftig noch besser zur Geltung kommen sollen. Die Fresken und die Grieshaberwand müssen zudem restauriert werden. Fotos: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Ein Riesenplakat an der Vorderseite der Stadtkirche verkündet das Mammutvorhaben der evangelischen Kirchengemeinde. Für 1,1 Millionen Euro soll die Kirche St. Germanus renoviert werden. Im Innern werden die Empore, der Eingangs- und der Bereich hinter der Grieshaberwand neu gestaltet, die Fußbodenheizung und Elektrik modernisiert und eine helle Decke eingebaut. Zudem sollen der Windfang erneuert und ein Anbau mit barrierefreier Toilette neu gebaut werden.

Beim Rundgang durch die Stadtkirche hatte es sich vor zwei Jahren bereits angekündigt: Untertürkheims denkmalgeschütztes Wahrzeichen aus dem 11. Jahrhundert offenbarte einige Mängel. Schließlich erfuhr das Kircheninnere letztmals Ende der Sechzigerjahre einen Umbau. „Aus einer Vielzahl von Gründen ist die Innenrenovierung nun unaufschiebbar“, sagt Stadt- und Wallmerkirchenpfarrer Martin Hug. Ausgangspunkt war die „schwächelnde“ Fußbodenheizung. Einige der alten Eisenrohre lecken. Auch die Elektrik und die Beleuchtung sind auf dem veralteten Stand der Siebzigerjahre. „Je mehr wir uns mit der Modernisierung befasst haben, kam eines zum anderen“, sagt Hug. So waren die Kirchenverantwortlichen schon lange nicht mehr mit der Situation hinter der HAP-Grieshaber-Wand glücklich. Das viel besuchte Kunstwerk ist verschiebbar - bei Konzerten oder großen Gottesdiensten kann der gesamte, herrliche Kirchenraum zur Wirkung kommen. Ansonsten kann der dann abgetrennte Raum für interne Veranstaltungen von Kirchengruppen genutzt werden. „Im Rahmen der Kirchentagsveranstaltungen haben wir gemerkt, dass wir in der Stadtkirchen keine behindertengerechte Toilette anbieten können“, so Hug. Auch dies soll sich nach der Sanierung ändern.

Die Liste der Maßnahmen, die Pfarrer Hug in der Bezirksbeiratssitzung vorstellte, ist lang: Der Eingangsbereich ist zurzeit dunkel, er soll künftig offener gestaltet werden. Zeitgleich erhält die Empore ein neues Aussehen und einen neuen Bodenbelag. Überhaupt soll sich das Kircheninnere frischer, freundlicher und heller präsentieren. Ein modernes, energiesparendes Beleuchtungskonzept soll dazu beitragen. Wichtigster Bestandteil des Faceliftings ist die dunkle Holzdecke. „Sie wirkt drückend“, meinte Bezirksbeirat Werner Feinauer. Sie wird gegen eine helle Gipsdecke getauscht, die höher aufgehängt wird. „Dadurch kommen unsere Fresken aus dem 17. Jahrhundert besser zur Geltung“, so Hug. Auch die Fresken, die HAP-Grieshaber-Wand, der Taufstein, die Orgel und weitere Kulturschätze benötigen eine Auffrischung. Unter Aufsicht der Denkmalschützer werden sie restauriert.

Doch auch die Außenansicht wird sich wandeln. Der seitliche Anbau wird einem neugestalteten Anbau weichen, der den barrierefreien Zugang zum Behinderten-WC ermöglicht. In den Anbau wird nun auch die Küche integriert. Die Fassade besteht aus eingefärbtem Sichtbeton und einer durchgehenden Glasfuge. Die jetzt bestehenden Grünflächen werden aufgegeben. „Statt der Büsche und Beete, die oft vermüllt sind, erhalten wir einen offenen, einsehbaren Platz“, schwärmt Hug. Die gesamte Maßnahme ist mit Kosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro kalkuliert. Der größte Teil ist durch Zuschüsse und Rücklagen gedeckt.

150 000 Euro muss die Untertürkheimer Kirchengemeinde durch Spenden finanzieren. Ein Faltblatt, das in der Stadtkirche ausliegt, informiert über die Spendenaktion. Mit der Renovierung soll nach Ostern begonnen werden. „2017 wird am Ostersonntag der letzte Gottesdienst in der Stadtkirche gefeiert. Wir rechnen mit einer Sanierungszeit von mindestens einem Jahr“, sagt Hug. „Unser Ziel ist es, das Wahrzeichen im Zentrum des historischen Ortskerns für künftige Generationen zu bewahren und es für aktuelle Anforderungen fit zu machen.“