Vereine wie der TBU bieten im Stadtbad Schwimmkurse für Kinder an. Es ist fraglich, ob die beliebten Kurse 2017 stattfinden können.Archiv Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Die Nachricht schreckte die Verantwortlichen des Hallenbad-Fördervereins auf: Ab 1. Januar 2017 muss das Stadtbad für neun Monate saniert und geschlossen werden. „Es wird eine Herausforderung, alle Schulklassen und Vereine anderswo unterzubringen“, ahnen Lars Köhler, der Vorsitzende des Hallenbadvereins, und Lars Mühlig von den Bäderbetrieben. Zunächst die Traglufthalle, im Sommer das Inselbad sowie benachbarte Hallenbäder sollen als Ausweichquartiere dienen.

Die Hiobsbotschaft kam unerwartet. Anfang April besprachen Funktionsträger des Hallenbadfördervereins mit Verantwortlichen der Bäderbetriebe noch Details zur Organisation des Stadtbadbetriebs. Zwei Tage später war fast alles Makulatur. „Im Rahmen einer Routineuntersuchung wurde die Abwasserleitung mit einer Kamera befahren“, berichtete Mühlig in der Hauptversammlung des Hallenbadvereins. Das Ergebnis war erschreckend. „Es wurde festgestellt, dass die Rohre fast nicht mehr existieren und erneuert werden müssen“, so Mühlig. Ihm war die Dimension schnell klar. Dort, wo das Stadtbad heute steht, floss bis vor 100 Jahren noch der Neckar. Das bedeutet: Das Stadtbad ist auf Neckarkies gebaut. Damit es stabil ist, wurden vier Pfähle in den Untergrund gerammt und eine Bodenplatte darübergelegt, auf der das Gebäude steht. Die Abwasserleitungen verlaufen unter der Bodenplatte.

„Das hat zur Folge, dass wir die Bodenplatte öffnen müssen, dies aber nur punktuell können, ohne die Statik zu gefährden“, so Mühlig. Der Austausch der Leitung könne nicht an einem Stück, sondern müsse Meter um Meter erfolgen. Eine zeitintensive Arbeit. Die Planungen sind noch in vollem Gange. Die Bäderbetriebe wollen die Erneuerung der Abwasserleitungen nutzen, um auch weitere Schwachstellen am Gebäude zu beheben. So soll die Dachentwässerung erneuert, die Lüftung aufs Dachgeschoss gebaut, das Gebäude brandschutzertüchtigt und ein neuer Heizkessel eingebaut werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf mehr als eine Million Euro, neun Monate Bauzeit sind veranschlagt. „Wir müssen aber abwarten, ob das alte Gebäude uns weitere Überraschungen bietet“, so Mühlig.

Mit der Sanierung werde im Januar 2017 begonnen. Bis September muss der Stadtbadbetrieb deswegen ruhen. „Eine enorme Herausforderung für uns“, machte Köhler als Vereinsvorsitzender und Sportlehrer klar. Von morgens früh bis tief in die Nacht ist das Stadtbad durch Schulen und Vereine durchgängig belegt.

Schulschwimmen in Gefahr

Die Organisation des Stundenplans liegt in Händen des Fördervereins. „Oft teilen sich drei Schulen das Becken“, so Köhler. Sechs Schulen der Oberen Neckarvororte sprechen sich ab. Ab 16 Uhr ist das Bad von Vereinen in Beschlag genommen. 20 Vereine haben Stunden gebucht. Nicht nur DLRG- und Leistungs-Schwimmer, Wasserballer und Unterwasser-Rugby-Spieler fühlen sich im Stadtbad wohl. Die Vereine bieten auch stark nachgefragte Schwimmkurse an.

„Wir werden nicht für jeden eine Ersatzmöglichkeit bieten können, unsere Wasserflächen sind heute bereits begrenzt“, so Mühlig. Er hoffe auf den Sportsgeist der Vereine. „Sie müssen zusammenrücken.“ Gespräche mit den Nutzern der Hallenbäder in Bad Cannstatt oder Stuttgart-Ost werden bereits geführt. Die größte Herausforderung sei jedoch der Schulsport. Vielleicht könnte - so ein Vorschlag des Fördervereins - von Januar bis April die Traglufthalle teilweise belegt werden. „Bei einer Wassertiefe von 1,80 Meter gehe dies nur für die höheren Klassen, in denen die meisten schwimmen können“, so Köhler. Die Grundschüler, so ein Vorschlag bei der Hauptversammlung, könnten im Sommer zumindest ins weniger tiefe Familienbecken des Inselbads oder im seichten Bereich des FKK-Beckens erste Schwimmversuche machen. Mühlig versprach die Anregungen zu prüfen, könne aber nichts versprechen. „Die Schulen richten sich auf komplizierte Stundenplangestaltung und alternative Sportangebote ein“, sagt Köhler.