Michael Hörrmann, Herzog Friedrich von Württemberg, Jörg Krauss, Andreas Falz und Edgar Schindler (von links) zerschneiden das rote Band. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Das Warten hat ein Ende: Nach fast sechsjähriger Bauzeit wurde gestern das neue Besucherzentrum unterhalb der Grabkapelle in einem feierlichen Rahmen eingeweiht. 2,5 Millionen Euro hat das Land Baden-Württemberg in die Sanierung gesteckt. „Das einstige Priesterhaus erhielt seine historische Architektur mit dem Balkon wieder“, so Ministerialdirektor im Finanzministerium Jörg Krauss. Im Erdgeschoss finden die Besucher nun den attraktiven Ticketbereich mit Souvenirshop und Schulungsräumen.

Nicht wegen der kühlen Witterung, sondern wegen der würdigen Feier bildete sich gestern bei einigen der Ehrengäste eine Gänsehaut. Aus der Königsgruft erklangen russische Weisen, zum Abschluss sang der Philharmonische Chor Fellbach mit der Festgemeinde auf den Stufen zur Grabkapelle die Württembergische Hymne „Preisend mit viel schönen Reden“. Nach fast sechsjähriger Bauzeit konnte gestern das einstige Priester- und das daneben stehende Psalmistenhaus seiner Bestimmung übergeben werden. „Es gab Verzögerungen, aber das Ergebnis beweist: Der Aufwand hat sich gelohnt“, meinte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. In seiner Festrede im Innern der Grabkapelle gingen Hörrmann und Krauss noch einmal auf die Geschichte des Gebäudeensembles auf dem Württemberg ein. Nach dem Tod seiner Frau Katharina beauftragte König Wilhelm I seinen Hofbaumeister Giovanni Salucci mit dem Bau einer Grabkapelle auf dem Württemberg. Salucci entwarf ein Ensemble in streng klassizistischem Stil mit Gartenanlage, die sich der Topografie des Neckartals folgend zwischen Weinbergen, Streuobstwiesen und Baumgruppen einfügte. Zum Ensemble gehörte eine Villa für die russisch-orthodoxen Priester sowie das daneben stehende von Salucci ursprünglich als Waschhaus konzipierte Psalmistenhaus. Das Priesterhaus erfuhr im Laufe der Jahrzehnte etliche Umbauten. Aus Platzmangel wurde bereits 1829 die Vorhalle zugemauert. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Villa als Verwaltergebäude genutzt. „Durch die jetzige Sanierung erhält das Priesterhaus seine einstige klassizistische Form und damit seine Klarheit und Schönheit zurück“, betonte Krauss.

Bei der Sanierung im Inneren des Verwaltergebäudes zeigte sich, dass viel Originalsubstanz erhalten war, darunter Details wie Deckenstuck, historische Dielenböden und Wandverkleidungen. All das konnte aufgearbeitet und erhalten werden. Während im Obergeschoss wieder eine Verwalterwohnung eingerichtet wurde, ist das Erdgeschoss künftig als einladendes Entrée zur Grabkapelle mit Kasse, Shop- und Informationsbereich sowie Toiletten im Gewölbekeller ausgestattet. Es gibt einen barrierefreien Zugang. „Jetzt können wir unsere Besucher besser betreuen. Sie können sich in der kleinen Ausstellung informieren und Souvenirs oder Bücher kaufen, um den Besuch in der Grabkapelle besser in Erinnerung zu behalten“, so Hörrmann.

Zeitgleich wurde auch das Ökonomie- oder Psalmistengebäude saniert, und die Außenanlagen erhielten ein neues Orientierungssystem sowie eine moderne Beleuchtung. Die Neugestaltung orientierte sich an den überlieferten Lageplänen aus der Bauzeit, die Salucci zugeschrieben werden. In diesem historischen Ambiente konnten sich die Festgäste, darunter Herzog Friedrich von Württemberg, beim Stehempfang vom Ergebnis der Neugestaltung überzeugen. Immerhin hat das Land rund 2,5 Millionen Euro in die Sanierung der Gesamtanlage gesteckt. Das Urteil war einmütig: Ein weiteres Schmuckstück an der Seite der Grabkapelle ist entstanden. Die Sehenswürdigkeit hat an Anziehungskraft gewonnen.