Die Stadt fördert die Sanierung der Trockenmauern. Staatssekretärin Friedlinde Gurr- Hirsch schaute beim Workshop von Martin Bücheler vorbei. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Seit 2014 gibt es das Programm zum Erhalt der durch Steillagen geprägten Weinberglandschaft in Stuttgart. Die Stadt steckt jährlich 600 000 Euro in die Sanierung der Trockenmauern und ins Wangener Wegesystem. Ein erfolgreiches Projekt, sind sich die Stadträte einig. Bei den neuen Förderrichtlinien gibt es Diskussionsbedarf. Die Stadt will eine 15-prozentige Eigenbeteiligung für Wengerter einführen, die Fremdfirmen beauftragen. Das könnten sich viele Wengerter nicht leisten, befürchten die Politiker.

Was die Stadträte vor vier Jahren ins Leben riefen, wurde zur Erfolgsgeschichte. Vielleicht als einzige Kommune in Europa leistet die Landeshauptstadt einen wichtigen Beitrag zur Rettung der für Stuttgart typischen Weinberglandschaft. Jedes Jahr fließen 600 000 Euro in deren Erhalt. In den vergangen drei Jahren seit 2014 flossen 1,8 Millionen Euro in verschiedene Maßnahmen: 211 089 Euro verwendete die Stadt dafür, das einzigartige Wege- und Wandelsystem auf der Wangener Höhe zu unterhalten. Zurzeit ist ein Unternehmen beauftragt, die zugewachsenen Bereiche der Wandelwege von Grün zu befreien. Zudem wird ein neuer Wandelweg freigelegt. 132 190 Euro verschlangen die Kosten für die Mitarbeiter, die zur Abwicklung des Programms benötigt werden.

Der Hauptteil kommt dem Erhalt der Trockenmauern zu. Nach anfänglich noch zögerlich eingehenden Anträgen auf Förderung und Sanierung von Trockenmauern, ist das Programm spätestens seit 2015 ein Selbstläufer. Insgesamt 72 Anträge gingen in den vergangenen drei Jahren ein. 37 Antragsteller wollten die Trockenmauern in Eigenleistung errichten, 35 Mauern sollten mithilfe von Fremdfirmen saniert werden. Alle in Eigenleistung erbrachten Sanierungen - insgesamt 555 Quadratmeter Fläche - erhielten eine Vollförderung. Zwölf der Anträge mit Fremdleistung - 718 Quadratmeter - wurden ebenfalls hundertprozentig, zehn weitere zum Teil gefördert. „Mit den jährlich verfügbaren Mitteln kann nur ein Teil der gestellten Förderanträge bewilligt werden. Alle Anträge auf Sanierung durch Dritte mussten aufgrund dieser Begrenztheit zum Teil deutlich gekürzt und auf die dringendsten Maßnahmen beschränkt werden“, heißt es im Bericht über die Drei-Jahres-Bilanz. Stand Ende 2016 waren so knapp 2000 Quadratmeter Fläche mit städtischer Hilfe saniert worden. Anträge für die Sanierung von etwa 1376 Quadratmeter Mauerfläche liegen noch vor. Dies entspricht einem Finanzvolumen von 1,36 Millionen Euro. Deswegen, und um die Ungleichbehandlung gegenüber den Eigenleistern zu mindern, will die Stadtverwaltung einen 15-prozentigen Eigenanteil bei Sanierungen ohne Eigenleistungen einführen. Dem wollten die Stadträte nicht zustimmen. „Die neue Richtlinie wurde mit den Betroffenen, den Wengertern, am Runden Tisch Weinbau nicht besprochen“, monierten Beate Bulle-Schmid (CDU) und Susanne Kletzin (SPD). Sie befürchten, dass ein 15-prozentiger Eigenbeitrag das Aus des Erfolgsprogramms bedeutet. „Haupterwerbswengerter haben kaum Zeit, selbst ihre Trockenmauern zu sanieren. Wenn eine Mauersanierung 80 000 Euro kostet und der Wengerter davon 12 000 Euro zahlen soll, überlegt er sich, ob er dies investiert“, befürchtet Bulle-Schmid. Schließlich habe er wirtschaftlich wenig von der Sanierung, sondern leiste ein Stück Denkmalschutz für die Allgemeinheit. Stattdessen, so auch Kletzin, könnte man die Wengerter, die die Mauer ohne fremde Hilfe neu errichten, besser fördern. Die Entscheidung darüber wurde auf die nächste Sitzung verschoben. Dann geht es auch um die Erschließung der Hohen Halde in Rohracker. Hier soll ein Weg zur Bewirtschaftung gebaut werden. Für eine Entwurfsplanung sollen 20 000 Euro bereit gestellt werden.