Voller Zuversicht startete Uli Mang mit seinem Liegrad an der Donauquelle. Insgesamt knapp 30 Kilogramm Gepäck hatte er auf seiner langen Fahrt dabei.. Fotos: privat Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

„Es war meine abenteuerlichste Reise überhaupt“, blickt Uli Mang mit einem Lachen zurück. Der damals 69-Jährige fuhr mit seinem Liegerad vom Ursprung der Donau im Schwarzwald bis zur Mündung ins Schwarze Meer - mehr als 3000 Kilometer. Genau drei Monate hat der Uhlbacher für seine Reise entlang des zweitlängsten Stroms Europas im Liegetritt durch sieben Länder benötigt. „Oft bin ich gestürzt, mehrmals wollte ich aufgeben, aber ich habe es geschafft und unglaubliche viele Erfahrungen gemacht“, sagt Mang stolz.

Nach dem Tod seiner Frau stand das einst gekaufte Liegerad - um sich nicht den Hintern wund zu sitzen - lange Zeit im Keller. Erst durch ein zufälliges Gespräch mit einem Radfahrer reifte der Entschluss sein besonderes Gefährt wieder zu aktivieren. Aber nur ein wenig in der Gegend herumzufahren war Mang nicht genug. Kurzerhand fiel die Entscheidung: „Ich fahre die komplette Donau entlang.“ Von Training und Vorbereitung hält der Uhlbacher nicht viel. „Ich bin nur zweimal ein ganz kleines Stück gefahren.“ Und so machte er sich mit nur drei Reiseführern am Ursprung des Zuflusses an der Breg-Quelle auf den Weg. „Ich wusste, dass es kein Zuckerschlecken wird, aber das Abenteuer hat mich schon gereizt.“

Ein Regenschutz, zwei Satteltaschen und einen Wanderrucksack sowie ein Zelt diente als Ausstattung. Durch den niedrigen Schwerpunkt war das Liegerad mit knapp 30 Kilogramm Gepäck kaum zu steuern. Immer wieder stürzte Mang auf seiner langen Reise, aber außer Schürfwunden trug er keine schweren Verletzungen davon. Im Schnitt circa 20 Kilometer pro Tag legte der Uhlbacher zurück. Die längste Etappe waren 130 Kilometer, die kürzeste lediglich sechs Kilometer. Mehrere Tage machte Mang auch Pause. „Denn der Weg ist das Ziel“, lacht der 70-Jährige.

Mit seiner aufgeschlossenen Art machte er ständig neue Bekanntschaften. „Das zeichnet für mich eine solche Reise auch aus“. Immer wieder erntete er große Anerkennung für seine Art, „so locker in der Gegend herumzufahren“. Doch genau diese Freiheit sei das Besondere. Und vor allem in den osteuropäischen Ländern war Mang mit seinem Liegerad bei den Kindern ein Star.

Der Hühnerhof als Zeltplatz

Doch nach sehr positiven Erlebnissen in Wien, der Wachau sowie Bratislava oder „der schönsten Stadt der Welt“, Budapest, kam Mang auch oftmals an seine Grenzen. Vor allem das hoch sommerliche Wetter mit bis zu 35 Grad setzte dem Rentner zu. Auf den mit Lastwagen vollgestopften Straßen von Belgrad oder dem ewigen Anstieg zum Eisernen Tor brachten Mang an seine Grenzen. „Da habe ich mich gefragt, warum ich mir das antue“, gesteht der 70-Jährige.

Ein Glücksfall auf seiner Reise war das zufällige Treffen mit dem 28-jährigen Michael aus Kaiserslautern am Silbersee in Serbien. Gemeinsam entschloss man sich weiterzufahren bis zum Abschluss. Denn den größten Respekt hatten die beiden Abenteurer vor dem letzten Teilstück in Rumänien. „Da hatten wir im Vorfeld nichts Gutes gehört“, sagt Mang.

Kurzerhand entschloss man sich daher dazu, mit der Fähre nach Bulgarien überzuwechseln. Das entpuppte sich letztendlich aber „als abenteuerlichste Übernachtung der gesamten Reise“. Entgegen des Vorhabens zumeist in Hostels zu schlafen, war das Zelt in der Regel der Schlafplatz. Entgegen der Angaben des Reiseführers war der angestrebte Campingplatz aber nicht zu finden. „Vielmehr standen wir in einem kleinen Dorf, umringt von den gesamten Einwohnern“, sagt Mang. Dennoch fand sich keine Wiese, „letztendlich haben wir inmitten eines komplett verdreckten Hühnerhofs campiert“, lacht der Uhlbacher heute. „Ich glaube in dieser Nacht hat Michael nicht geschlafen“, sagt Mang. Zum Schluss gab ihm der Gastgeber noch einen Dreizack zum Schutz.

Aber auch die andere Seite erlebte der 70-Jährige. Wenige Tage später lernten die beiden zwei rumänische Frauen kennen, die mit ihren Ehemännern aus Italien und Spanien auf Heimaturlaub waren. Kurzerhand fanden sie im Haus der Mutter nicht nur eine Unterkunft, sondern „hat diese unsere komplette Kleidung gewaschen“ - ein wahrer Luxus. So frisch war der letzte Abschnitt nach Costanza, wenige Kilometer unterhalb des Donaudeltas am Schwarzen Meer kein Problem mehr. „Der erste Anblick des Wassers war ein sehr bewegender Moment“, sagt Mang. Und trotz aller Strapazen ist sich der Uhlbacher sicher: „Ich würde es vermutlich wieder tun.“