Der seitliche Anbau wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Der Ostersonntag wird für einige Untertürkheimer ein besonderer: Letztmals für rund ein Jahr wird in der Stadtkirche ein Gottesdienst gefeiert. Die evangelische Kirchengemeinde nimmt zudem Abschied. Nach Ostern beginnen die Renovierungsarbeiten. Im Kircheninneren werden der Bereich hinter der Grieshaberwand und der Eingangsbereich neu gestaltet und die Fußbodenheizung und die Beleuchtung modernisiert. Zudem wird der Anbau abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Kosten belaufen sich auf 1,1 Millionen Euro.

Sie ist das Wahrzeichen Untertürkheims, steht im Mittelpunkt des Ortskerns und ist ein Touristenmagnet: die Kirche St. Germanus. Am Ostersonntag besteht letztmals für eine lange Zeit die Gelegenheit, die tolle Atmosphäre im denkmalgeschützten Gotteshaus zu erleben, die Wandgemälde und die berühmte HAP Grieshaberwand zu bewundern. Kommende Woche beginnen die Renovierungsarbeiten. „Am Sonntag feiern wir den Ostergottesdienst mit Kammermusik und verabschieden uns anschließend von der Stadtkirche“, sagt Pfarrer Martin Hug. Anhand von Fußstapfen sollen die Spuren der bewegten Geschichte der Stadtkirche nachvollzogen werden. Sie steht auf historischem Boden. Im 11. Jahrhundert war dies der Standort der Vorgängerkapelle. Die heutige Kirche St. Germanus geht auf den Bau aus dem 15. Jahrhundert zurück, wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet.

Jetzt wird ein neues Kapitel Baugeschichte aufgeschlagen: „Aus verschiedenen Gründen ist die Innenrenovierung nun unaufschiebbar“, sagt Hug. Auslöser war die defekte Fußbodenheizung. Auch Elektrik und Beleuchtung stammen größtenteils aus den 1970er-Jahren und müssen überholt werden. „Neben den technischen, sah man auch funktionale und gestalterische Defizite, vor allem hinsichtlich der unterschiedlichen Nutzungsbedürfnissen in der Kirche“, erklärt Architekt Hermann Gaenslen, der für die Renovierung verantwortlich zeichnet. Um für die Besucher - ob in Gottesdiensten, bei Konzerten oder der Wärmestube am Weihnachtsmarkt - einen einladenderen und sakralen Raumeindruck zu erzielen, sind im Innenraum eine Reihe von Maßnahmen geplant. Es gibt ein neues Lichtkonzept. Die dunkle Unterdecke wird durch eine hell getönte, glatte Gipskartondecke ersetzt, die höher aufgehängt wird. Dadurch werden auch die Wandmalereien als Ganzes zu sehen sein. In die neue Decke werden Einbaulampen montiert, die den Kirchenraum besser beleuchten und im Vergleich zum heutigen Zustand gleichzeitig Energie sparen. Einzelne Bereiche werden akzentuiert angestrahlt.

Neustrukturiert wird auch der Eingangsbereich mit dem Windfang und der Raum hinter der Grieshaberwand. „Kirchen- und Chorraum sollen künftig bei geöffneter und geschlossener Grieshaberwand stimmig wirken“, sagt Gaenslen. Dazu wird auch der seitliche Anbau, der Zugang zum Bereich hinter der Grieshaberwand, weichen. Der neue Anbau wird ein behindertengerechtes WC besitzen, er ist länger und wird sich farblich harmonisch an die Natursteinoptik der Kirchenwand anpassen. Insgesamt rechnet die Kirchengemeinde mit Kosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro. 150 000 Euro muss die Gemeinde noch durch Spenden finanzieren. Rund ein Drittel sind bereits gesammelt. Hug rechnet mit einer Bauzeit von mindestens einem Jahr. Ob Ostern 2018 im renovierten Kleinod gefeiert werden kann, werde sich zeigen.