Die steilen Weinberge mit den Trockenmauern prägen die Kulturlandschaft entlang des Neckars. Sie bedeuten aber auch Mehrarbeit. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Seit 2014 legt Stuttgart ein Förderprogramm zum Erhalt der Trockenmauern auf. Die Stadt stellt jährlich 600 000 Euro zur Verfügung. Nun will auch das Land Steillagen fördern. Das Landwirtschaftsministerium ist im Gespräch mit Brüssel. „Stimmt der Landtag unserem Haushaltsentwurf zu, werden wir die steilen Handarbeitslagen ab 2018 mit jährlich bis zu 3000 Euro pro Hektar fördern können“, verkündete Staatsekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch gestern.

Im Februar treffen sich die Mitglieder des Weinbauverbands zu ihren Jahressitzungen. Es wird über die Agrarpolitik, neue Gesetze und den Strukturwandel auch im Weinbau diskutiert. Die Zukunft der Steillagen-Weinberge macht vielen württembergischen Wengertern Sorgen. „Während der technische Fortschritt in den letzten Jahrzehnten vor allem die Bewirtschaftung der flachen Lagen begünstigt hat, nahm der ökonomische Druck in den Steilst- und Terrassenlagen stetig zu. Die aktuellen Fördermaßnahmen reichen nicht aus, den Erhalt dieses vielfach ökologisch wertvollen Markenzeichens unseres Weinbaus auf Dauer zu sichern“, meinte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch auf der Weinbautagung in Württemberg. Landwirtschaftsminister Peter Hauk und seine Mitarbeiter sehen den Erhalt des Steillagenweinbaus als eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe an, die nur gemeinsam zu stemmen ist. In Sachen Notifizierung eines Landesförderprogramms gibt es bereits Gespräche mit den EU-Verantwortlichen in Brüssel. „Stimmt der Landtag dem Haushaltsentwurf der Landesregierung zu, werden wir die steilen Handarbeitslagen ab 2018 mit jährlich bis zu 3000 Euro pro Hektar fördern können“, stellte Gurr-Hirsch gestern in Aussicht.

„Das wäre eine Anerkennung für die Mehrarbeit, die in den steilen Lagen geleistet wird“, meinte Freie-Wähler-Stadtrat und Wengerter Konrad Zaiß. Denn im Vergleich zu Rebflächen in der Ebene, in denen maschinell gearbeitet werden kann, benötige man für die Bewirtschaftung der Steillagen die drei- bis vierfache Zeit. „Es ist reine Handarbeit“, so Zaiß. Hinzu kommt die Sanierung der Trockenmauern. Ein Kulturgut, das die Landschaft entlang des Neckars prägt. Deren Sanierung aber auch hohe Kosten verursacht. Zaiß rechnet bei einer ein Meter hohen Trockenmauer mit 400 bis 600 Euro pro Quadratmeter. Die Folge: Der Grundstückswert solcher Flächen sinke, immer mehr steile Weinberge würden aufgegeben.

Damit nicht noch mehr Trockenmauern verfallen und Weinberge veröden, hat der Gemeinderat der Stadt Stuttgart vor vier Jahren Geld locker gemacht. Die Landeshauptstadt investiert jedes Jahr 600 000 Euro für den Erhalt der fürs Neckartal typischen Mauerlandschaft. „Das städtische Programm ist ein Erfolg“, sagt Zaiß. 2014 und 2015 konnten jeweils rund 20 Anträge auf Zuschuss für Trockenmauerbau bewilligt werden. Es lagen allerdings weit über das jährliche Budget hinausgehende Anträge vor. „Insofern würde eine Landesförderung zusätzliche Anreize schaffen“, sagt Zaiß.