Der Polizeiposten im Rathaus Obertürkheim ist formal bereit seit Jahren aufgelöst, nun gibt es auch keine Sprechstunden mehr. Foto: Müller Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Eine gut verhüllte Mangelverwaltung stellte Polizeipräsident Franz Lutz dem Bezirksbeirat Obertürkheim vor. Im Rahmen einer Umstrukturierung werden die Polizeiposten in Obertürkheim und Hedelfingen geschlossen, die bisherige Polizeirevierstation in Untertürkheim zu einem Posten degradiert. Dadurch soll mehr Präsenz auf der Straße erreicht werden. Die Lokalpolitiker fordern in diesem Zusammenhang vehement, dass es weiterhin Bezirksbeamte für Obertürkheim und Uhlbach gibt.

Verhältnismäßig ruhig ging es in der Sitzung am Mittwochabend zu. Nur wenige Bürger hatten den Weg in den Luthersaal der Andreaskirche gefunden. Dabei ging es um weitreichende Entscheidungen: „Unser Anliegen ist es, die Polizeiarbeit in den Oberen Neckarvororten neu zu ordnen“, warb Lutz. Ziel sei es, die „Präsenz in den einzelnen Stadtteilen zu erhalten. Das ist nur durch eine Konzentration der Beamten möglich“.

Gemeint ist damit, dass die Polizeiposten in Hedelfingen und auch in Obertürkheim aufgelöst werden, zudem die bisherige Polizeirevierstation in Untertürkheim zu einem Posten degradiert wird, der somit nicht mehr rund um die Uhr, sondern nur noch von 6 bis 20 Uhr besetzt ist. Es sei schwierig zu verstehen, aber somit könnte man die Präsenz vor Ort stärken. Bislang könnte der einzelne Mitarbeiter in Obertürkheim keine Intervention durchführen, sondern „lediglich am Telefon sitzen“. Durch den in Zukunft gestärkten Polizeiposten Untertürkheim könnten diese anstatt durch Schreibtischarbeit gebunden, wirklich auf Streife gehen.

Als krönendes Beispiel nannte Lutz die Erfolge mit Fußstreifen in der Innenstadt. Darauf liege das Hauptaugenmerk, auch von Seiten der Politik. So hat das Innenministerium eigens 75 zusätzliche Stellen geschaffen. „Das ist schön, aber für uns nicht relevant, sondern es darf nicht 45 Minuten dauern bis eine Streife auftaucht, wenn ein Wohnungseinbruch gemeldet wird“, warnte Monika Geiger (Grüne) aus Erfahrungen.

„Es ist doch als Quintessenz so, dass wir etwas verlieren. Der Trend hat vor Jahren begonnen, und nun sind wir am absoluten Tiefpunkt“, ereiferte sich Bezirksbeirat Eckart Jäger (SPD). Bereits 2004 gab es den ersten Anlauf die damaligen Polizeiposten in Uhlbach und Obertürkheim zu schließen. Dies konnte zunächst verhindert werden, mit der Polizeistrukturreform 2008 wurde es aber durchgesetzt. Seitdem ist der Polizeiposten Obertürkheim auf dem Papier bereits geschlossen. Lediglich aufgrund des Entgegenkommens der Stadt - es wurde keine Miete verlangt - mit einem Beamten besetzt.

In Zukunft werden nun 16 Beamte von 6 bis 20 Uhr im Polizeiposten Untertürkheim angesiedelt. „Wir werden nichts verbessern können, aber den jetzigen Standard aufrecht erhalten“, versprach Lutz. Generell liege die Zahl der Straftaten in Obertürkheim und Uhlbach weit unter dem stadtweiten Durchschnitt. „Das soll auch so bleiben. Das Sicherheitsgefühl der Bürger ist entscheidend“. Das sei nach wie vor gut, angesichts einer Polizeidichte von einem Beamten auf 280 Bürger in Stuttgart. Dass das Sicherheitsgefühl und somit die -lage auch in Obertürkheim so bleibe, sah nicht nur Jäger infrage gestellt.

Die Polizeidichte in den Oberen Neckarvororten liegt mit 16 Beamten im neuen Polizeiposten in Untertürkheim bei knapp 40 000 Einwohnern lediglich noch im Verhältnis von 1:2500. Lutz verwies dabei zu Recht darauf, dass auf weitere Einsatzkräfte vom Polizeirevier Ostendstraße zurückgegriffen werden könnte. Die stadtweite Polizeidichte wird aber nicht erreicht - auch in Obertürkheim.

Umso mehr stimmte der Bezirksbeirat einstimmig einem von den Freien Wählern eingebrachten Antrag zu, dass der seitherige Zustand mit Bezirksbeamten, die für den Stadtbezirk zuständig sind und die örtlichen Verhältnisse kennen, unbedingt beizubehalten sei. Damit sich die Polizei nicht komplett zurückziehe.