Nicht nur in der Innenstadt sehen die Lokalpolitiker Probleme wegen Feinstaub, sondern auch in der Rohrackerstraße. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Die Stadt baut am Mobilitätskonzept der Zukunft. Das Programm sieht zum einen ein bauliches Verkehrsentwicklungsprogramm bis 2030 vor, zum anderen einen Aktionsplan mit dynamischen Maßnahmen wie die Förderung der E-Mobilität, um kurzfristig eine Verbesserung zu erwirken. Auf Kritik stößt das Programm beim Bezirksbeirat Hedelfingen. Die Lokalpolitiker sehen wichtige Eckpfeiler wie die seit Jahrzehnten geforderte Filderauffahrt, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Buslinie 65 zum Flughafen nicht berücksichtigt.

Die Verkehrproblematik in der Landeshauptstadt ist nicht neu, im Zuge der andauernden Feinstaubdebatte gewinnt diese aber eine immer größere Bedeutung. Daher hat Wolfgang Forderer als Leiter der Abteilung Mobilität, die direkt der Stabsstelle von OB Fritz Kuhn unterstellt ist, nun ein neues Konzept entwickelt. Die Herausforderungen sind groß: Schließlich kommen auf aktuell 610 000 Einwohner in der Landeshauptstadt derzeit 361 515 zugelassene Kraftfahrzeuge. Täglich rollen mehr als 818 000 Autos über die Stadtgrenzen. „Das sind so viele wie in der Millionenmetropole Berlin“, verdeutlichte Forderer in der Sitzung am Dienstagabend. Zwar verfüge man aber auch über sechs S-Bahn-Linien, 16 U-Bahn-Linien und 56 Buslinien, die von täglich einer Million Fahrgästen des öffentlichen Nahverkehrs genutzt würden. Dennoch versinkt Stuttgart zunehmend im Verkehr.

Zwölf Millionen Euro hat der Gemeinderat im aktuellen Doppelhaushalt für Maßnahmen wie den Ausbau des Liniennetzes der Stadtbahnen, den Ausbau der Hauptradrouten oder die Förderung der E-Mobilität zur Verfügung gestellt - immerhin knapp 100 000 Kunden nutzen bereits die Angebote von Car2Go oder des Stadtmobils. Erfreulich sei auch, dass inzwischen bereits 450 Firmen ihren Mitarbeitern ein Jobticket zur Verfügung stellen. Zudem soll ein Fußverkehrskonzept für die fünf Stuttgarter Innenstadtbezirke entwickelt werden.

Kritik im Bezirksbeirat Hedelfingen entzündete sich vor allem an der Tatsache, dass von OB Kuhn im Verkehrsentwicklungskonzept der Stadt bis 2030 explizit erwähnt werde, dass die Hedelfinger Filderauffahrt nicht enthalten sei, anstatt gemeinsam mit der Region dafür zu kämpfen. „Das ist genau das Gegenteil von dem, was unseren Stadtbezirk von Feinstaub und Stickoxiden der täglich 28 000 bis 30 000 Autos auf der Rohrackerstraße entlasten würde“, ärgert sich Mario Graunke (CDU). Seit nunmehr 25 Jahren kämpfe man bereits für eine direkte Verbindung zwischen dem Neckartal und den Fildern, die den Stadtbezirk entlasten. Denn derzeit sei vor allem eine „vernünftige Alternative im Zugverkehr vom Filstal in Richtung Stuttgart nicht gegeben“, ergänzte Horst-Dieter Eifler (Freie Wähler). Man müsse über den Tellerrand hinausblicken, den Verkehr bereits vor den Stadtgrenzen stoppen, fordert er eine bessere Zusammenarbeit mit den angrenzenden Landkreisen. Dafür sei ein deutlicher Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs entscheidend, forderten auch Carmen Mammoser-Walddörfer (SPD) und Jürgen Klee (Grüne).

Nicht zuletzt fehlten im Mobilitätskonzept der Stadt dabei auch die neuen radialen Busverbindungen rund um Stuttgart. „Wichtig dabei ist auch die von uns seit Jahren geforderte direkte Busverbindung der Linie 65 bis zum Flughafen und der Landesmesse“, betonte Graunke.

Einen konkreten Schritt, um den Umstieg auf alternative Fortbewegungsmittel im Stadtbezirk zu fördern, konnte Bezirksvorsteher Kai Freier vermelden. Im Zuge der Neuverteilung der Plätze für den Fahrradverleih Call-a-Bike soll der Standort am Hedelfinger Platz halbiert werden und dafür ans Ende der Tiefenbachstraße in Rohracker verlegt werden. Mit einem Fahrrad am Tag sei die Nachfrage äußerst gering. „Mit den zwei verschiedenen Standorten in den Stadtteilen können wir vielleicht mehr Anreize schaffen“, hofft Freier.