2013 organisierte das Bezirksamt Wangen eine Sperrmüllsammlung auf der Wangener Höhe. Eine Wiederholung lehnt die Stadt ab.Archiv Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Frühlingstemperaturen um 15 Grad locken Hobbygärtner in ihre Grundstücke. Die Natur auf der Wangener Höhe und anderswo erwacht aus dem Winterschlaf. Gartenhäuser werden geräumt, Hecken und Bäume geschnitten, Beete aufgedeckt. Nur wohin mit Sperrmüll und Grüngut? Der BUND Stuttgart fordert die Stadt auf, dezentrale Sammelstellen in den Gartengebieten einzurichten. Die Abfallwirtschaft Stuttgart lehnt dies ab und verweist auf die guten Abgabe- und Abholmöglichkeiten für Grüngut.

Ein Bettgestell im Wald, gebrauchte Autoreifen in einem Wassergraben, jede Menge Tüten voll Müll in einem Unterstand und Schnittgut am Wegesrand - in den Stuttgarter Gartengebieten sammelt sich Abfall an. Wo bereits Müll liegt, kommt neuer dazu. „Die Vermüllung nimmt zu. Viele Gartenbesitzer laden ihr Astmaterial, den Rasenschnitt und Sperrmüll einfach auf verwilderten Grundstücken oder am Waldrand ab. Dort geht dann Platz für Blumenwiesen und damit Lebensraum für Insekten verloren“, bedauert Wolf-Dietrich Paul vom BUND Stuttgart. Noch schlimmer ist für den Naturschutzexperten, wenn die Hobbygärtner ihr Grüngut verbrennen. „Das ist illegal und verschärft die CO2- und Feinstaubproblematik. So produziert ein größeres Gartenfeuer in sechs Stunden genauso viel Ruß und Rauchpartikel wie 250 Busse während eines ganzen Tages“, sagt Paul. Deswegen fordert der Biologe die Stadtverwaltung auf, in den Gartengebieten dezentrale Sammelstellen einzurichten und einmal pro Jahr Schnittgut und Sperrmüll abzufahren. Auf Initiative von Wangens Bezirksvorsteherin Beate Dietrich hatte die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) vor vier Jahren eine erfolgreiche Sperrmüllaktion ins Leben gerufen. Dem BUND dient sie als Vorbild für ähnliche Aktionen.

Die Chancen sind gering. „Die Rückkehr zur straßenweisen Sperrmüll- oder Grüngutsammlung ist aus abfall- und gefahrstoffrechtlichen Gründen nicht mehr möglich“, sagt AWS-Pressesprecherin Annette Hasselwander. Dies wäre mit mehr Personal und mehr Fahrzeugen verbunden, wodurch die gemäß Restrukturierungsvereinbarung geforderten und erfüllten Einsparungen wegfallen würden. Derzeit werde die Grüngutabfuhr für das jeweilige an die städtische Abfallentsorgungseinrichtung angeschlossene Grundstück angeboten und ist in der Restabfallgebühr inbegriffen. „Nicht angeschlossenen Grundstücken, wie reinen Gartengrundstücken, kann deshalb keine Grüngutabfuhr angeboten werden. Hierfür müsste erst eine satzungsgemäße und kalkulatorische Grundlage geschaffen werden.“

Den Stuttgartern stehen immerhin drei Möglichkeiten offen. Seit 2006 gibt es die Grüngutsammlung auf Abruf. Die Bürger können ihr Grüngut entweder per Karte oder Telefon zum Abholen anmelden. Die Anmeldefrist ist von 15. Februar bis 15. Mai. Innerhalb von drei bis vier Wochen werden die Grüngutbündel oder Säcke beim Verbraucher abgeholt. Der Termin wird schriftlich mitgeteilt.

Als zweite Möglichkeit steht es den Gartenbesitzern offen, ihr Grüngut bei den Annahmestellen des Garten-, Friedhofs- und Forstamts in Zuffenhausen und Degerloch abzugeben.

Seit 2008 werden zudem Gartenabfälle aus privaten Haushaltungen auf dem Wertstoffhof der Deponie Einöd in Hedelfingen angenommen. Pro Anlieferung dürfen Gartenbesitzer bis zu zwei Kubikmeter an Grüngut abgeben. Diese Möglichkeit wird vor allem von den Gartenbesitzern in den Neckarvororten sehr gut genutzt. „Früher gab es aber Grünschnittsammelstellen in den Gartengebieten, an denen das abgelieferte Grüngut gleich gehäckselt wurde. Das war für uns einfacher und nach der Sperrmüllaktion vor vier Jahren sah es auf der Wangener Höhe aufgeräumt aus“, sagt ein erfahrener Gartenbesitzer. Jetzt nehme die Vermüllung wieder zu.