In der Nischen rund um den Bahnhof inklusive unter den beiden Bahnbrücken fühlen sich die Tauben heimisch. Fotos: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Seit einem Jahr drängen Untertürkheims Bezirksbeiräte auf den zugesagten Taubenturm auf dem Karl-Benz-Platz. Er soll helfen, die Vögel und deren Kot an einem Standort zu konzentrierten und die Zahl der Vögel im Zaum zu halten. Nun kam die überraschende Absage. Der beobachtete Schwarm sei zu klein. Der Marien- und Rathausplatz in der Innenstadt haben Vorrang.

Die Tauben, vor allem ihre Hinterlassenschaften, rund um den Bahnhof sind ein Dauerthema in Untertürkheim. Bei der Umfrage zur Umgestaltung des Karl-Benz-Platzes war die Eindämmung des Taubenproblems unter den drei meistgenannten Wünschen. Rund 50 Höhlenbrüter fühlen sich dort heimisch. Sie sitzen und beschmieren mit ihrem Kot den Infoturm auf dem Karl-Benz-Platz, picken Essensreste an den Stadtbahnbahnsteigen und hinterlassen dort Dreck, bevölkern die Bahnhofsunterführung und den Übergang zum Bahnhofsgebäude und nisten im Arlberg- und Mettinger-Straßen-Durchlass. „Zweiradfahrer, Fußgänger und Autoinsassen im Cabrio riskieren, einen Gruß von oben zu bekommen“, sagt Bezirksbeirat Peter Luz.

Angelockt werden die Tauben auch durch unvernünftige Tierliebhaber, die immer wieder Brot und Essensreste für die Vögel auslegen. Ein Taubenturm, wie er auch Luftlinie einige hundert Meter entfernt im Mercedes-Benz-Werk mit Erfolg betrieben wird, sollte die Taubenpopulation rund um den Karl-Benz-Platz in Schach halten. Das Amt für öffentliche Ordnung hat den Bahnhofsbereich begutachtet. Mitarbeiter waren mehrfach vor Ort, um die Größe des Schwarms festzustellen. „Durch die Taubenpopulation, die sich dort fest angesiedelt hat, sind die Voraussetzungen für den Bau eines Taubenschlags eigentlich erfüllt“, erklärt Stefan Kinkelin vom Ordnungsamt. Auch als Standort ist der Karl-Benz-Platz geeignet. Es käme aber nur ein begehbarer Taubenturm auf dem Platz in Frage. Im Vergleich zu Taubenschlägen auf Dächern oder Parkhäusern sei diese Variante kostspieliger. Rund 50 000 Euro würde die Errichtung eines Turms kosten. Um den Taubenkot entfernen zu können, wäre ein Wasser- und Stromanschluss günstig. Die Stadtverwaltung hat mit dem Tierschutzverein und dem Caritasverband, die die Taubentürme oder -schläge durch Taubenwarte betreuen lassen, ein Stuttgarter Taubenprojekt auf die Beine gestellt.

Die Untertürkheimer benötigen allerdings noch etwas Geduld. „Wir erhalten vom Gemeinderat jedes Jahr ein bestimmtes Budget zur Verfügung gestellt, das für einen oder maximal zwei neue Taubenschläge ausreicht. Deshalb beurteilen wir jedes Jahr die Priorität der Standorte neu“, so Kinkelin. Dabei zog der Karl-Benz-Platz den Kürzeren gegenüber der Innenstadt. Da an anderen Stellen außerhalb Untertürkheims weitaus größere Schwärme und damit einhergehend größere Belastungen und Schäden zu verzeichnen seien, haben andere Bereiche Vorrang. Konkret: Die Mittel sind für den Ersatz für den abgerissenen Taubenschlag auf dem Rathausparkhaus sowie für einen Taubenturm auf dem Marienplatz reserviert. 2017 erfolge ein erneuter Suchlauf. „Dennoch werden wir die Entwicklung in Untertürkheim weiter beobachten“, verspricht Kinkelin. Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel drängt darauf, dass der Ortskern und das Wohngebiet Wallmer in die Betrachtung einbezogen werden. Anwohner und SWSG als Eigentümer haben sich mehrfach über die Verschmutzung durch Tauben beschwert.