Die Bademeister im Inselbad haben immer zwei oder sogar mehr Augen auf die Badegäste gerichtet. Bei sexuellen Übergriffen greifen sie ein. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Das Sicherheitskonzept im Inselbad greift: Ein Bademeister beobachtete am Mittwoch einen 26-Jährigen, der sich im Strudelbecken mehreren Mädchen näherte und sie unsittlich berührte. Der Tatverdächtige wurde den alarmierten Polizisten übergeben. „Bei sexuellen Übergriffen kennen wir kein Pardon - weder im Becken noch außerhalb“, sagt Karin Rudolph von den Bäderbetrieben. Zur Unterstützung der Bademeister patrouilliert an heißen Tagen ein Sicherheitsdienst über die Anlagen.

Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius und Dauersonnenschein locken Tausende Besucherinnen und Besucher in Stuttgarts Freibäder. Auch im Inselbad herrscht in diesen Tagen in den Becken und auf den Liegewiesen Hochbetrieb. Auf den Riesenrutschen und im Strudelbecken des Familienbeckens tummeln sich Jung und Alt. Manch ein Badegast kommt im Gedränge offenbar auf dumme Gedanken.

Am Mittwochnachmittag gegen 14.50 Uhr fiel einem Bademeister ein 26-Jähriger auf, der sich im Wirbelkanal mehreren Mädchen - darunter zwei 17-Jährigen - näherte und sie nach Angabe der Polizei mehrfach unsittlich am Gesäß und an den Oberschenkel berührte. Der Bademeister hielt den Tatverdächtigen fest und übergab ihn den alarmierten Polizeibeamten. „Bei sexuellen Übergriffen und Belästigungen schalten wir sofort die Polizei ein“, sagt Rudolph. Der 26-Jährige wurde nach Abschluss der Maßnahmen zwar wieder auf freiem Fuß gesetzt, wird aber mit einer Anzeige und einer empfindlichen Strafe rechnen müssen. Sexuelle Belästigung ist nämlich keineswegs ein Kavaliersdelikt, sondern kann - je nach Schwere der Fälle - mit hohen Geld- und Haftstrafen geahndet werden. „Hinzu kommt ein Hausverbot für sämtliche Stuttgarter Bäder“, so Rudolph.

Die Stuttgarter Bäderbetriebe kennen und verfolgen solche Vorfälle seit Jahren mit Nachdruck. „Immer wieder entdecken wir Spanner oder haben Badegäste, die sich Frauen, aber auch Buben oder Männern unsittlich nähern“, sagt eine erfahrene Bademeisterin. Bereits in der Vergangenheit haben die Bäderbetriebe einen engen Schulterschluss mit der Polizei gesucht. Das Thema habe allerdings - auch durch den Zuzug der Flüchtlinge - an Brisanz gewonnen.

Die Stuttgarter Bäderbetriebe haben reagiert. Seit Beginn dieser Saison unterstützt ein Sicherheitsdienst an besonders heißen Tagen die Badermeister. „Unsere ausgebildeten Bediensteten sind für die Ordnung im Wasserbereich zuständig, unterbinden gefährliche Aktionen, beugen Unfällen vor, achten auf Badegäste, helfen ihnen, wenn sie Probleme beim Schwimmen haben und achten auch auf sexuelle Belästigungen im Becken. Das Duo vom externen Sicherheitsdienst kümmert sich verstärkt um die Außenbereiche“, so Rudolph. Sie versuchen, Streit zwischen „Nachbarn“ oder Jugendgruppen zu schlichten, achten auf Diebstahlsversuche oder müssen mit Badegästen über das Verbot von Wasserpfeifen oder den Bau von „Burgen“ diskutieren. „An publikumsstarken Tagen halten sie den Bademeistern den Rücken für das Geschehen an und in den Becken frei“, beschreibt Rudolph deren Aufgabe. Bei dem einen oder anderen Badegast trage die Uniform und die gelbe Weste zu etwas mehr Respekt bei. Es gebe aber immer wieder Besucher, die weder von den Zivilkräften, noch von der Polizei beeindruckt sind. Da helfe tatsächlich nur striktes Durchgreifen - ohne Pardon.

Zu dem Vorfall am Mittwochnachmittag sucht die Polizei noch Zeugen und weitere Geschädigte. Sie werden gebeten, sich mit der Kriminalpolizei unter der Rufnummer 8990 5778 in Verbindung zu setzen.