Kein angenehmes Gefühl: auf der Hafenbahnstraße mit einer Fahrzeugschlange im Schlepptau. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Wo bitte geht‘s hier weiter? fragen sich zurzeit etliche Radfahrer, die auf dem Neckarradfernweg vor einer Abschrankung stehen. Weil auf Höhe des Imwegs eine neue Eisenbahnunterführung gebaut wird, ist der Schillerweg gesperrt. Radler werden über die Hafenbahnstraße Richtung Bahnhof Obertürkheim geleitet. Die Umleitung verwirrt vor allem ortsunkundige Radtouristen.

Auch ohne den gewohnten Berufsverkehr herrschte am Vatertag und am gestrigen Brückentag Chaos auf der Hafenbahnstraße. Ungewohnt viele Radfahrer irrten auf der Umgehungsstraße umher. Seit Anfang der Woche hat die Deutsche Bahn den Neckarradweg vom Obertürkheimer Bahnhof bis auf Höhe des Uhlbachstegs gesperrt. Der Grund: Wegen der beginnenden Bauarbeiten für Stuttgart 21 muss die bisherige Unterführung aufgegeben werden. Auf Höhe des Imwegs wird eine neue hergestellt. Das hat zur Folge: Für Radler, Jogger und Fußgänger endet am Uhlbachsteg und am Bahnhof Obertürkheim der Schillerweg. Die Umleitungsstrecke ist zwar ausgeschildert, stiftet aber vor allem bei Ortsunkundigen Verwirrung. Wer von Unter- nach Obertürkheim radelt, steht wenige Meter nach der alten Unterführung vor Schranken und einem Schilderwald. Tafeln lotsen die Radler über den Uhlbachsteg. Wenige Meter entfernt ist eine Ampel eingerichtet. Radler sollen dort die Hafenbahnstraße überqueren und auf dem gegenüberliegenden Gehweg zum Fernomnibusbahnhof rollen. Erkennbar ist dies nicht.

Nur wenige folgen deswegen der vorgesehenen Streckenführung. Die meisten biegen direkt - ohne die Wartezeit an der Ampel - auf die Fahrbahn. Bei größeren Gruppen kommt es dabei zu gefährlichen Situationen mit rasch herannahenden Autos. Theoretisch können Radler auf dem Gehweg zum Bahnhof rollen, die meisten fahren auf der viel befahrenen Hafenbahnstraße. Konflikte sind programmiert. Autos bedrängen die Radler, hupen, überholen knapp.

Radler bremsen Autos aus

Radtouristen, darunter am Vatertag viele Familien mit Kindern, die bislang die idyllische Route entlang des Neckars gewohnt waren, fühlen sich auf dem Zubringer zur B 10 unwohl. Am Fahrbahnrand eingequetscht zwischen vorbeirasenden Autos und Lastwagen, Firmenausfahrten und parkenden Autos, ist kein Freizeitvergnügen.

Die nächste Verwirrung folgt auf Höhe des Omnibusbahnhofs. Die Umleitungsschilder auf dem Gehweg weisen darauf hin, dass die Radler an der Ampelanlage die Hafenbahnstraße überqueren und über den FOB auf den Fernradweg stoßen sollen. Für jene, die sich auf den Verkehr konzentrieren müssen, ist der Schilderwald aber zu unübersichtlich. Selbst jenen, die auf dem Gehweg fahren, erschließt sich das Schilderrätsel kaum. In der Praxis fahren die meisten auf der Straße geradeaus weiter und müssen sich an der Kreuzung „In den Stegwiesen“ neu orientieren.

Noch rätselhafter wird‘s für Radtouristen die neckarabwärts rollen wollen. Ab dem Obertürkheimer Bahnhof sind fast hellseherische Fähigkeiten gefragt. Viele verirren sich über den Omnibusbahnhof und wissen dann nicht weiter. Selbst jene, die durchs Labyrinth am Rand des FOB und über die erste Ampel gefunden haben, biegen danach falsch ab: zu den Otto-Hirsch-Brücken statt entlang der Hafenbahnstraße. „Die Verkehrsführung ist undurchsichtig“, sagt Klaus Bayer, der jeden Tag von Altbach nach Bad Cannstatt pendelt. Die jetzige Umleitung hat jedoch nur kurz Bestand. Nach Pfingsten soll die umfassendere Umleitung eingerichtet werden. Dann ist der Neckarfernradweg ab den Otto-Konz-Brücken gesperrt. Radtouristen werden vom Stadtbad über die Mettinger/Augsburger Straße und über den Imweg und die Otto-Hirsch-Brücken zur Hafenbahnstraße gelotst - vermutlich wird‘s noch verwirrender für Ortsunkundige.