Tagsüber durch Sprengungen, in der Nacht durch Meißelbagger wird die S-21-Röhre unterm Lindenschulviertel vorangetrieben. Foto: Eisenmann Quelle: Unbekannt

(mk) - Unruhe im Lindenschulviertel: Anwohner in der Lindenschul- und Türkenstraße erhielten ein Infoschreiben der Bahn. Der Tunnelvortrieb ist bis auf Höhe des Kraftwerkkanals vorgedrungen. In knapp 25 Metern Tiefe sind tagsüber die Spreng- und in der Nacht die Meißelarbeiten damit nur fast hundert Meter von den Wohngebäuden in dem Viertel entfernt. Die Bahn bietet den lärmgeplagten Anwohnern an, im Hotel zu übernachten.

Einige Anwohner im Lindenschulviertel benötigten das Anwohnerschreiben der Bahnprojekt Stuttgart-Ulm Gesellschaft eigentlich nicht: Sie hören und spüren, dass die Bauarbeiten in der S-21-Tunnelröhre, die von Wangen unterm Lindenschulviertel hindurch in Richtung Hafenbahnstraße gegraben wird, sich ihren Wohnungen nähert. Nach der Weihnachtspause bekam die Bahn eine 31-tägige Ausnahmegenehmigung. Die Mineure durften nicht nur bis 22 Uhr, sondern sogar bis 24 Uhr Sprengungen vornehmen. Zwischen 0 und 6 Uhr verzichteten die Baufirmen auf lärmintensive Arbeiten. Diese Testphase endete am 8. Februar. Seitdem sehen sich die für den Vortrieb Zuständigen gezwungen, zwischen 22 und 6 Uhr mit Meißelarbeiten voranzukommen. Beim Tunnelvortrieb im Wangener Wohngebiet Nähterstraße/ Im Degen und sowie beim Bau der ersten, parallelverlaufenden Weströhre unterm Lindenschulviertel waren es die Erschütterungen und die ständigen Geräusche der Meißelbagger, die den Anwohner den Schlaf raubten. Die Oströhre mit der Achse 61 ist jetzt auf Höhe des Kraftwerkkanals angekommen. Unterm Wirtemberg-Gymnasium hindurch soll die Röhre etwa 23 Meter unter den Gebäuden in Richtung Albert-Dulk-Straße/ SGU geführt werden. Die Mineure kommen gut voran. Die ersten Wohngebäude liegen nur noch knapp mehr als hundert Meter von der Ortsbrust unterhalb des Kraftwerkkanals entfernt. „Die Oströhre wird soweit vorangetrieben sein, dass die ersten Anwohner des Lindenschulviertels im Umfeld des Vortriebs dazu berechtigt sein werden, in einem Hotel zu übernachten“, heißt es im Anwohnerschreiben. Sobald die Arbeiten weniger als hundert Meter von den Gebäuden entfernt sind, bietet die Bahnprojektgesellschaft den betroffenen Anwohnern den Umzug in ein Vertragshotel der Bahn an. Es handelt sich um die Bewohner von rund 15 Gebäuden. Das Angebot gilt - unabhängig von der anstehenden Vortriebsmethode - vom 3. März bis vorerst zur Nacht auf den 17. März.

Die Anwohnerinitiative „Infobündnis Zukunft Schiene - Obere Neckarvororte“ hat einen anderen Vorschlag. Sie fordert die Bahn auf, auf die nächtlichen Meißelarbeiten zu verzichten und von 22 bis 6 Uhr eine Pause der lärmintensiven Arbeiten einzulegen. Die Bahn beharrt bisher jedoch in Stuttgart auf den so genannten Durchlaufbetrieb von 24 Stunden und sieben Arbeitstagen in der Woche. Etwas Erleichterung könnte eine positive Antwort aus Freiburg bringen. Die Bahn hat bei der Landesbergdirektion mit Sitz in Freiburg die Aufrechterhaltung des Sprengvortriebs in der Zeit von 22 bis 24 Uhr beantragt. „Wir hoffen auf baldige Entscheidung“, so der Bahnpressesprecher. Denn während der Testphase, als die Mineure auf Meißelarbeiten verzichteten, gab es keine Beschwerden durch Anwohner.