Derzeit liegen wieder viele Menschen mit einer ansteckenden Grippe im Bett. Foto: dpa - dpa

Von Tim Seitter

Die Grippewelle hat Stuttgart erreicht. Das Gesundheitsamt erwartet mehr Infizierte als in der Vorsaison. Besonders gefährdet sind Menschen über 60 Jahre und chronisch Kranke. Eine Grippeimpfung stellt einen guten Schutz dar, hilft aber nicht immer. Auf Hygienemaßnahmen, wie das gründliche Händewaschen, sollte man daher besonders achten.

„Eine Impfung zum Schutz vor der Grippe ist unbedingt empfehlenswert. Unabhängig davon können Hygienemaßnahmen, wie Händewaschen oder der Verzicht auf das Händeschütteln, das Ansteckungsrisiko verkleinern“, sagt Axel Kempa, Lungenfacharzt des Klinikums Stuttgart. Bezogen auf die aktuelle Grippewelle spricht der Experte sogar von einer Grippeepidemie: „Im November des letzten Jahres hatten wir noch keine Grippepatienten, im Dezember waren es elf und im Januar 2017 waren es bis Mitte der dritten Kalenderwoche bereits 65“.

Die Symptome der Influenza reichen von Husten, Schnupfen und Schüttelfrost bis zu Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. Häufig treten die Symptome in Kombination auf und treffen die Erkrankten unvermittelt. Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie Asthma oder Diabetes, und Personen über 60 Jahre gelten als besonders gefährdet. Für diese Personen kann der Krankheitsverlauf besonders schwere Folgen - im schlimmsten Fall sogar den Tod - nach sich ziehen. Ein Arztbesuch ist daher dringend zu empfehlen. Generell gilt: „Die Grippe zu Hause auskurieren, um Mitmenschen nicht zu gefährden, ist sinnvoll und ebenso effektiv“, sagt Martin Priwitzer vom Gesundheitsamt Stuttgart.

Gemeldet wurden im Gesundheitsamt der Landeshauptstadt in dieser Grippesaison, die noch bis zum Frühjahr anhält, bereits 300 Influenza-Patienten. „Letzte Saison hatten wir insgesamt 445 Fälle. Wir erwarten eine deutliche Steigerung“, sagt Priwitzer. Hinzu kommen noch viele Patienten, die sich bei einer Grippeinfektion nicht in ärztliche Behandlung geben und somit nicht erfasst werden können. Grund zur Besorgnis seien diese Zahlen allerdings nicht. Es handle sich um normale, saisonale Schwankungen.

Impfung keine Schutzgarantie

Diese bestätigt auch Mark Dominik Alscher, ärztlicher Direktor des Robert-Bosch-Krankenhauses. Allerdings stellt der Mediziner „eine ungewöhnlich hohe Inanspruchnahme der Notaufnahme“ fest. Die aktuelle Lage bezeichnet er als „einzigartige Belastungssituation“ und appelliert daher an die Patienten der Notaufnahme, mehr Zeit und Verständnis mitzubringen. „Auch unser Personal ist von der Grippewelle betroffen. Kollegen mussten sogar aus dem Urlaub geholt werden, um Engpässe aufzufangen“, sagt Alscher.

Eine Impfung, wie sie von Experten seit Jahren empfohlen wird, stellt einen guten Schutz dar, ist allerdings keine Garantie verschont zu bleiben. „Die Schutzrate liegt bei circa 80 Prozent“, so Priwitzer. Zu beachten ist in jedem Fall: Die Schutzimpfung muss jedes Jahr aufgefrischt werden, da der Impfstoff den ständigen Veränderungen des Influenza-Virus angepasst werden muss. „Der beste Zeitraum für eine Grippeimpfung ist der Herbst. Wer sich jetzt noch impfen lässt, muss berücksichtigen, dass der Schutz erst nach zehn Tagen in Kraft tritt“, erklärt Priwitzer.

Auch das Gesundheitsamt empfiehlt, regelmäßig die Hände zu waschen und nicht in die Hand, sondern in die Ellenbogenbeuge zu niesen. Sollte man dem Ratschlag folgen, sei das Desinfizieren der Hände im normalen Alltag nicht zwingend erforderlich.

richtig Händewaschen zum Schutz vor Grippe

Bis zu 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten können über die Hände übertragen werden. Dazu gehört auch die Grippe. Händewaschen ist eine einfache und wirksame Maßnahme, die vor einer Ansteckung schützen kann. Da auch eine Grippeschutzimpfung keinen hundertprozentigen Schutz bietet, sollte dem richtigen Händewaschen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, die Hände 20 bis 30 Sekunden gründlich zu waschen. Dazu zählt das Einseifen der Handinnenflächen, der Handrücken, Fingerspitzen, Fingernägel, Fingerzwischenräume und Daumen. Hygienischer als Seifenstücke sind Flüssigseifen. Vor und nach dem Einseifen sollten die Hände unter fließendes Wasser gehalten werden. Ebenso wichtig wie das Waschen ist das sorgfältige Trocknen der Hände, nach dem Waschvorgang. In öffentlichen Toiletten eignen sich hierfür am besten Einweghandtücher. Zu Hause sollte jede Person ein persönliches Handtuch benutzen. Da Krankheitserreger mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weiter: Händewaschen, auch wenn sie nicht sichtbar schmutzig sind. Nach dem Nachhausekommen, dem Naseputzen, Husten oder Niesen, dem Kontakt mit Abfällen oder Tieren und nach dem Besuch der Toilette sei das Händewaschen besonders wichtig. Außerdem sollten die Hände immer vor dem Essen und dem Kontakt mit Kosmetika und Medikamenten gereinigt werden.