Statt Eisfrost in den Nächten war angesichts der strahlenden Sonne ein Speiseeis angesagt. Fotos: dpa Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

„Wann wird‘s mal wieder richtig Sommer?“ - die alljährlich wiederkehrende Frage aus dem Hit des unvergessenen Rudi Carrell stellte sich in diesem Jahr überraschend nicht. „Man mag es kaum glauben, aber der Sommer war deutlich zu warm und etwas zu sonnig“, bilanziert Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Die Durchschnittstemperatur von 19,4 Grad lag mit 1,8 Grad deutlich über dem langjährigen Mittelwert. Und mit insgesamt 700 Stunden Sonnenschein in den vergangenen drei Monaten rangiert der Wert immerhin um fünf Prozent über dem Durchschnitt. Getrübt wurde die Bilanz einzig durch zu viel Niederschlag. Dafür verantwortlich zeichnete ausschließlich der Juni: Mit 181 Litern pro Quadratmeter wurde ein absoluter Rekordwert für den ersten Sommermonat erreicht. Zu viel, um noch nachträglich ausgeglichen zu werden. Insgesamt fielen 289,5 Liter Regen pro Quadratmeter auf dem Cannstatter Schnarrenberg - ein sattes Plus von 24,7 Prozent.

Für einen doch noch versöhnlichen Sommer sorgte zum Abschluss der August. Und das trotz eines sehr wechselhaften Beginns. Bis zum 13. des Monats sprang das Wetter im Zwei-Tages-Rhythmus von hochsommerlichen Temperaturen wieder auf für die Jahreszeit zu kühle Werte. „Es war eine Achternbahnfahrt. Daher bleibt für viele der Sommer sicher nicht in guter Erinnerung“, mutmaßt Riedl.

Tagesrekord von 34 Grad

Doch damit täte man ihm unrecht, weiß der erfahrene Meteorologe. Mit einer Durchschnittstemperatur von 19,9 Grad war der letzte meteorologische Sommermonat um exakt zwei Grad zu warm und rangiert damit auf Platz acht der Bestenliste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951. Vor allem ab besagtem 13. August bis zum Monatsende herrschten hochsommerliche Temperaturen. Gleich an fünf Tagen in Folge kletterte das Thermometer gar auf mehr als 30 Grad. Für die Hitzeperiode verantwortlich zeichnete Hoch „Gerd“. Höhepunkt war ein neuer absoluter Tagesrekord am 27. August mit 34 Grad. „Gefühlt war es am Samstag sicher noch sehr viel heißer“, sagt Riedl. Fast war man an die Jahrhundertwerte aus dem August vor einem Jahr erinnert, als das Thermometer in Stuttgart noch nie dagewesene 38,8 Grad erreichte. Denn einher mit der Hitze ging eine Leuchtfeuchtigkeit von bis zu 87 Prozent. Vor allem der „Taupunkt“ ist ein Indikator für das Schwüleempfinden der Menschen. „Das bedeutet der Wert, ab dem Wasser kondensiert, sich Nebel bildet“, erklärt Riedl. Ein Phänomen, das man nach Regenfällen im Sommer beobachten kann, wenn die Straßen „dampfen“. Umso höher der „Tauwert“ liegt, desto schwüler ist es. „Ab 13 Grad beginnt das Schwüleempfinden, beginnt man ohne etwas zu tun, zu schwitzen“, sagt Riedl. In den vergangenen Tagen lag dieser bei bis zu 18 Grad.

Anstatt Wolken brachte der August mit 270 Stunden reichlich Sonnenschein - immerhin 25 Prozent mehr als üblich. Für Regenfälle blieb da wenig Zeit: Gerade einmal 56,8 Liter pro Quadratmeter fielen am Cannstatter Schnarrenberg (74,7 Prozent des Normalwerts). „Das war aber örtlich sehr unterschiedlich“, sagt Riedl. Denn an der Messstation in Echterdingen waren es lediglich 46,8 Liter (59 Prozent). Andernorts fiel sogar zu viel Regen. „Das lag an den Gewitterzellen“, die sich punktuell abregneten. So fielen in Stuttgart am 4. August alleine 25,7 Liter, und auch am vergangenen Wochenende zogen noch einmal Unwetter über Stuttgart. „Ohne vermutlich Schaden hinterlassen zu haben“, weiß Riedl.

In den kommenden Tagen soll das hochsommerliche Wetter anhalten, „erst am Sonntag droht wieder Regen.“ Ab Dienstag soll es wieder freundlicher werden und zumindest spätsommerliches Wetter Einzug halten, „aber nicht mehr ganz so heiß.“