An der Steinenbergschule kann auf keinen Fall vor 2019 eine Gemeinschaftsschule eingerichtet werden. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Seit nunmehr sechs Jahren dauern die Debatten um die Zukunft der Steinenbergschule. 2015 fällte der Gemeinderat die Entscheidung, eine Gemeinschaftsschule einzurichten. Aufgrund eines formalen Fehlers lehnt das Regierungspräsidium das vorgelegte Konzept nun aber ab. „Wir müssen wieder komplett von vorn anfangen“, gesteht Philipp Forstner vom Schulverwaltungsamt. Das wird mindestens zwei weitere Jahre in Anspruch nehmen. Zum Entsetzen der Schulleitung, Eltern und des Bezirksbeirats.

Unverständnis und unverhohlener Ärger herrschte bei den Mitgliedern des Bezirksbeirats bei der Sitzung am Dienstagabend vor. „Es ist unerträglich, dass wir vom Schulverwaltungsamt, vom Staatlichen Schulamt und vom Regierungspräsidium so lange hingehalten wurden, ohne sich im Vorfeld Gedanken zu machen“, machte Carmen Mammoser-Walddörfer (SPD) aus ihrem Unmut keinen Hehl. Sogar einen Schritt weiter ging Mario Graunke (CDU): „Als Schulverwaltungsamt hatten sie einen klaren Prüfauftrag vom Gemeinderat für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule, dazu gehört auch die Einhaltung der Formalien. Daher haben Sie schlichtweg versagt“, sprach er Forstner als Vertreter des Amts direkt an.

Denn faktisch steht man im Stadtbezirk vor dem Nichts. Auch für mindestens zwei weitere Jahre werden Teile der Steinenbergschule in Hedelfingen leer stehen, wird es kein weiterführendes Schulangebot geben - voraussichtlich sogar noch länger.

Nach Jahre langen Diskussionen hatte der Gemeinderat im Oktober 2015 entgegen der Empfehlung der Stadtverwaltung, die für ein Gymnasium plädierte, die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in Hedelfingen entschieden. Die Schulleitung hatte gemeinsam mit den Elternvertretern ein pädagogisches Konzept erstellt, das auch eine Visitation beinhaltet. Dabei soll kontrolliert werden, ob dieses auch vor Ort gelebt wird. Doch das ist nicht möglich, da die Klassenstufen 5 bis 8 nicht mehr belegt sind. Denn formal wurde die bisherige Werkrealschule vom Gemeinderat bereits 2013 aufgelöst. „Somit handelt es sich nicht mehr um eine Umwandlung einer bestehenden Schule, sondern um eine Neugründung“, erklärte Forstner die Entscheidung des Regierungspräsidiums. Ein Novum für Stuttgart und auch in ganz Baden-Württemberg ein sehr seltener Fall. „Diese Probleme waren uns im Vorfeld nicht bekannt“, gestand Forstner.

Die Folge: Nun muss noch einmal ein ganz neues pädagogisches Konzept erstellt werden. „Dafür müssen wir engagierte Pädagogen finden, die daran mitarbeiten und letztlich auch als Lehrkräfte an die Schule wechseln wollen“, erklärt Forstner. Um diese zu finden, will das Amt nun auf Schulen in den angrenzenden Stadtbezirken zugehen, die über eine Sekundarstufe zwei verfügen. Das nimmt wiederum „mindestens zwei Jahre in Anspruch“, stellte Forstner heraus.

„Es ist eine Frechheit uns nicht im Vorfeld rechtzeitig zu informieren, um reagieren zu können“, brachte die Elternbeiratsvorsitzende Marina Hausch das Entsetzen der Elternschaft zum Ausdruck und rügte das Regierungspräsidium, dem sich der Bezirksbeirat anschloss. „Wir stehen nun mit leeren Händen da. Das macht mich unheimlich traurig für die Schüler vor Ort“, ergänzte Rektor Detlef Storm angesichts des vorhandenen Bedarfs. Schließlich verfügt die Steinenbergschule aufgrund der gestiegenen Geburtenzahlen derzeit wieder über drei Eingangsklassen in der Grundschule.

Angesichts dessen und dem laut dem Schulentwicklungsplan nicht mehr vorhandenen Deckungsgrad an weiterführenden Schulen in den Oberen Neckarvororten schlug Karin Kaiser (Freie Wähler) vor, die Linden-Realschule von Untertürkheim nach Hedelfingen zu verlegen. „Im Lindenschulviertel mit dem Wirtemberg-Gymnasium herrscht Platzmangel. Am Steinenberg steht eine Einrichtung zum Teil leer. So hätten beide Standorte genügend Platz, um sich weiter zu entwickeln“, ist Kaiser überzeugt.

Dem wollte sich Forstner nicht anschließen. „Wir haben einen klaren Auftrag und werden die Gemeinschaftsschule weiter verfolgen.“ Daran rüttelt die CDU in einem Antrag. Laut der Forderung, den der Bezirksbeirat mit der Mehrheit des bürgerlichen Lagers zustimmte, soll der Gemeinderat seine Entscheidung für die Gemeinschaftsschule noch einmal überdenken und die Verwaltung prüfen, ob zeitnah Alternativen schneller realisiert werden könnten.