Der Sonnenschein der vergangenen Wochen sorgt für rote Bäckchen. Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Die klangvollen Namen lauten Alkmene, Elstar oder Fuji - mit den frühen Sorten hat in der Landeshauptstadt die Apfelsaison begonnen. Trotz der Wetterkapriolen mit dem Wechsel von Kälte sowie extremer Nässe und Hitze wird in Stuttgart eine gute Ernte erwartet. „Die Früchte sind von Geschmack und Qualität ausgezeichnet“, sagt der Stuttgarter Obstbauberater Andreas Siegele.

„Erfroren - ersoffen - verbrannt“ - mit diesen Worten definiert der Experte die bisherige Saison. Gemeint sind damit die enorm schwierigen Bedingungen über das gesamte Jahr. „Wir dachten die extreme Feuchtigkeit 2014 und die Hitze im Vorjahr, schlimmer kann es ja gar nicht mehr kommen, aber dieses Saison hat alles noch einmal übertroffen“, sagt Siegele.

Während der Blütezeit im Frühjahr war es oft sehr kalt und regnerisch. Viele Blüten verfroren. Nur knapp 30 Prozent der üblichen Kirschernte waren die Folgen. Allerdings hat sich dies bei den Apfelbäumen bei weitem nicht so stark bemerkbar gemacht. Denn die Natur habe vorgesorgt. Zum einen blühen die Knospen nicht alle einzeln, sondern verteilt auf vier bis fünf Runden, zum anderen „reicht es, wenn lediglich fünf Prozent aller Blüten letztendlich Früchte tragen“, sagt Manfred Heß, auf dessen Sonnenbühlhof in Fellbach der Auftakt offiziell stattfand.

Sehr viel mehr Probleme bereitete hingegen das sehr feuchte Wetter während der Hauptwachstumszeit. Entgegen der vergangenen Jahre ließen die zahlreichen Regenfälle die Früchte groß und auch von den Inhaltsstoffen wachsen, „die Gefahr für einen Krankheitsbefall stieg aber enorm“, weiß der Vorsitzende des Obstbaurings Stuttgart, Heinz Munder. Schorf, Peronospera (unechter Mehltau) sowie Monelia sorgten für große Probleme. „Die Pilze befallen die Blätter und sorgen somit für eine schlechtere Versorgung“, sagt der Rotenberger. Die Vielfalt und die Intensität des Schädlingsbefalls reiche im Normalfall für fünf Jahre, ergänzt Siegele.

Und zu guter Letzt sorgte auch die kurzfristige Hitzewelle Ende Juni mit weit über 30 Grad noch für „Sonnebrand“ auf den Äpfeln. Dennoch stellte man sich bei den Obstbauern auf eine gute Ernte ein. „Sowohl was die Menge als auch die Qualität angeht“, sagt der Uhlbacher Markus Nanz.

Dafür verantwortlich zeichnet das ausgezeichnete Wachstumswetter der vergangenen Wochen. Tagsüber hochsommerliche Temperaturen, aber keine Schwülwärme und in der Nacht eine deutliche Abkühlung, damit sich die Pflanzen wieder erholen können. „So entstehen die roten Bäckchen und ein wunderbarer Geschmack“, freut sich Siegele. „Es wird ein Genussjahrgang.“

Das ist auch wichtig, schließlich ist der Apfel immer noch des Deutschen liebstes Obst. Mit 21 Kilogramm pro Kopf blieb der Verbrauch in diesem Jahr konstant. Auf insgesamt 31 000 Hektar Fläche werden in Deutschland Apfelbäume angepflanzt, 11 500 Hektar in Baden-Württemberg und immerhin noch 60 Hektar auf der dicht besiedelten Stuttgarter Gemarkung. „Das zeigt die Bedeutung“, sagt Siegele.

Vor allem den Begriff der Regionalität haben sich die Stuttgarter Obstbauern nicht nur auf die Fahne geschrieben, sondern seit Jahrzehnten gelebt. „Bei uns kommt alles direkt von den Plantagen“, betont Manfred Heß. Auf der Beliebtheitsskala immer noch unangefochten auf Platz eins rangiert dabei der Elstar. Allerdings wünschen sich die Obstbauern ein wenig mehr Neugier bei den Kunden. „Auch die frühen Sorten haben einen ganz besonderen und eigenen Geschmack“, sind sich Heß und der Weilimdorfer Christian Hörnle einig - wie die gesamte Apfelernte in diesem Jahr.

Die wichtigsten Apfelsorten

Summerred: (Reife: Anfang August) kräftig rot gefärbter Apfel, leicht säuerlich, ergibt einen wunderbaren Kuchen

Delbar (-estivale): (Mitte August) knackig-fester, nicht mehlig-werdender Frühapfel mit sehr gutem Aroma, gelb mit roten Streifen

Alkmene: (Mitte August) säuerlicher, Cox Orange ähnlicher Frühapfel, knackig

Elstar: (Ende August) wichtigste Sorte in Deutschland, knackig und würziges Aroma, süß-säuerlich

Gala: (Ende August) sehr fest, süß, saftig, der ideale Kinderapfel (da auch nicht zu groß)

Rubinette: (Mitte September) der feine Kleine mit dem großen Aroma

Topaz: neuere Schorf-resistente Sorte aus Tschechien, knackig und würzig mit einer besonders frischen Säure

Pinova: ebenfalls eine neuere Sorte, aus deutscher Züchtung, knackig-fest mit gutem Aroma

Jonagold: eine der wichtigsten Sorten, groß, saftig und knackig

Boskoop: (Ende September) bekannt und (sehr) säuerlich, bewährt als Kuchensorte

Braeburn: (Anfang Oktober) fest, knackig und mit gutem Aroma. Neuseeländische Züchtung, die auch bei uns hervorragend wächst

Fuji: (Mitte Oktober) fest, süß und saftig. Weltweit verbreitet, meist angebaute japanische Züchtung