Die Identifikation der Bürger mit dem Ortskern, wie rund um den Leonhard-Schmidt-Platz, nicht nur als Versorgungsmittelpunkt sondern auch als kulturelles Zentrum hat in den vergangenen Jahren nachgelassen. Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Stadtplaner Hermann-Lambert Oediger stellte dem Bezirksbeirat Untertürkheim einen weiteren Bestandteil des Masterplans vor. Unter dem Titel „Stadtteilzentrum konkret“ geht es in erster Linie um die Belange des Ortskerns. Ein in Auftrag gegebenes Gutachten soll die Entwicklung von Aufenthaltsqualität und Einzelhandel der vergangenen Jahre aufzeigen. „Es sind aber eindeutige Anzeichen für die fehlende Attraktivität vorhanden“, betonte Oediger.

Die Bestandserhebung der Situation in Untertürkheim hat im Sommer ebenso begonnen wie in fünf weiteren Stadtbezirken (Bad Cannstatt, Feuerbach, Vaihingen, Weilimdorf und Zuffenhausen) begonnen. 40 000 Euro hat der Gemeinderat im aktuellen Doppelhaushalt dafür zur Verfügung gestellt. Bereits im Vorfeld des nun anstehenden konkreten Prozesses wollte Oediger über das Vorhaben „Stadtteilzentrum konkret“ informieren. Diese gehört ebenso wie Fachplanung Gesundheit, der Landschaftspark Neckar, das Verkehrskonzept Rotenberg sowie der städtebauliche Rahmenplan zum Masterplan für Untertürkheim.

Leerstände und Geschäftswechsel

Generell sei festzustellen, dass vor allem in den sogenannten D-Zentren in den Außenbezirken, zu denen Untertürkheim zählt, die „Stärke des Einzelhandels nicht mehr so vorhanden ist, wie noch vor fünf bis zehn Jahren“, betonte Oediger. Das sei unter anderem an der Häufung von Mobilfunkanbietern, häufigem Leerstand oder Wechsel der Geschäfte zu erkennen. Die Folge sei der Verlust der Identifikation der Bürger mit dem Ortskern nicht nur als Versorgungsmittelpunkt, sondern auch als Kulturzentrum. Die Ausgangssituation in Untertürkheim sei kritisch. „Und das hängt nicht nur von der Tatsache ab, ob im Postgebäude nun ein Aldi-Markt eröffnet oder nicht. Sondern vielmehr geht es um ein Gesamtkonzept, wie der Einzelhandel in Zukunft entwickelt werden soll“, betonte Oediger.

Unter dem Titel „Stadtteilzentrum konkret“ wurde nun ein Arbeitskreis gebildet, der sich unmittelbar mit den Bedingungen vor Ort befasst. Im kommenden Monat sollen die Mitglieder aus Vertretern des Stadtplanungsamtes, Wirtschaftsförderung, des Industrie-, Handels- und Gewerbevereins, Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel, den Fraktionssprechern des Bezirksbeirats, sowie einzelnen Gewerbetreibenden und Immobilienmaklern seine Arbeit aufnehmen. Zeitgleich wird eine Analyse des externen Stadtentwicklungsbüros Dr. Acocella erstellt, „die vernünftige Rückschlüsse zulassen“, betonte Stadtteilmanagerin Mareike Merx. Und das nicht nur über den aktuellen Ist-Zustand, sondern auch im Vergleich zu früheren Jahren. Denn das anerkannte Büro hatte bereits im Jahr 2008 eine Markt- und Einzelhandelsanalyse im Auftrag der Stadt durchgeführt. „Somit sind wir breit und gut aufgestellt“ ist Oediger überzeugt.

Als wichtigen und erfreulichen weiteren Baustein sieht Oediger die Gründung des landesweit ersten Vereins „Untertürkheim.Mittendrin.“ nach dem neuen Gesetz zur Quartierentwicklung durch Privatinitiative (GQP). 21 Immobilienbesitzer haben sich darin verpflichtet, sich auch finanziell an der Stärkung des Ortskerns zu beteiligen (wir berichteten).

Bürger mit einbeziehen

Als zu negativ sah AfD-Bezirksbeirat Walter Klopfer die vorläufige Analyse. Die Fachhändler generell seien am Aussterben, nicht nur in Untertürkheim. Allerdings sei der Stadtbezirk von „der Infrastruktur, was Nahverkehr, Arztpraxen, Apotheken und auch gute Gastronomie angeht, noch gut aufgestellt“. Vor allem tagsüber sei auch die Fußgängerzone ins Widdersteinstraße teilweise noch gut belebt, sah auch Peter Luz (SÖS-Linke-Plus) den Ist-Zustand nicht ganz widergespiegelt. Und die fehlende Einbindung der Bürger monierte Bezirksbeirätin Sabine Reichert-Hebel. „Während diese am städtebaulichen Rahmenplan beteiligt sind, fehlen hier die Stimmen aus Untertürkheim.“ Diese sei zwar nicht konkret im Rahmen des Arbeitskreises geplant, „wir werden aber sicher in regelmäßigen Abständen natürlich den Bezirksbeirat mit einbeziehen und informieren“, sicherte Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel zu. Im Sinne der Stärkung des Einzelhandels im Ortskern von Untertürkheim.