(ale) – Eine solche Einigkeit gibt es selten: Alle Fraktionen im Stuttgarter Gemeinderat fordern in einem gemeinsamen Antrag die Stadtverwaltung auf, die Interimslösung der Mensa für die Wilhelmsschule Untertürkheim zu überdenken. Nach Ansicht der Stadträte muss diese nicht im Foyer der Turn- und Versammlungshalle Obertürkheim eingerichtet werden. Es gäbe genügend Optionen in Untertürkheim.

„Das ist ein absoluter Schildbürgerstreich“, ereifert sich Marita Gröger (SPD). Angesichts des aus ihrer Sicht unsinnigen Vorhabens waren auch die schulpolitischen Sprecher aller anderen Fraktionen sofort dabei, einen entsprechenden Antrag zu stellen. „Wir sind uns einig, dass es so nicht geht.“
Hintergrund ist, dass seit wenigen Tagen die Kinder der Untertürkheimer Wilhelmsschule darauf angewiesen sind, ihr Mittagessen im Foyer der Turn- und Versammlungshalle Obertürkheim einzunehmen. Mit einem eigens eingerichteten Busverkehr werden die insgesamt 250 Kinder täglich von einem Stadtbezirk in den anderen gefahren. Aufgrund eines erheblichen Wasserschadens in der vor fünf Jahren gebauten Schulmensa und der damit verbundenen Schimmelbelastung musste das Schulverwaltungsamt eine Notlösung finden (wir berichteten). Da diese Keimbelastung gesundheitsgefährdend sei, „ist uns klar, dass sofort gehandelt werden musste“, räumen die Stadträte in dem Antrag ein. Auch eine interimsweise Nutzung der Obertürkheimer Turnhalle sei zu akzeptieren – sofern es keine andere Lösung gäbe.
Und genau das bezweifeln die Stadträte. Aus ihrer Sicht ist eine Lösung in unmittelbarer Schulnähe in Untertürkheim nicht nur denkbar, sondern sogar naheliegend. Als mögliche Ausweichquartiere können sich die Stadträte den Gemeindesaal der evangelischen Wallmerkirche oder das katholische Gemeindezentrum vorstellen. Ebenso stünden auch noch kleinere Räumlichkeiten wie etwa das Stadteil- und Familienzentrum Mäulentreff zur Verfügung. „Ich bin sicher, dass die evangelische Gemeinde dem Schulverwaltungsamt entgegenkommen würde“, moniert Gröger, ohne die Verärgerung einiger Fraktionen über den Alleingang des Amtes zu verbergen. „Das wäre auf jeden Fall auch günstiger als der Busshuttle.“
Erschwerend komme hinzu, dass entgegen der ursprünglichen Planung nicht die Halle an sich – da diese für den Vereinssport benötigt wird –, sondern das Foyer als Schulmensa dient. Maximal 60 bis 70 Kinder können so gleichzeitig verköstigt werden. Dies verändere das pädagogische Arbeiten stark. Ein Mittagsband mit den im Grundschulbereich notwendigen Ruhezeiten könne so nicht stattfinden. „Ganz zu schweigen von der für die Kinder gesundheitsgefährdenden Situation in dem Zugangsflur“, hat sich Gröger selbst ein Bild vor Ort gemacht. „Vor allem in den Wintermonaten ist dies ein unhaltbarer Zustand.“
Die Stadträte fordern die Stadtverwaltung auf, Kontakt mit den Kirchengemeinden aufzunehmen, um eine fußläufige Versorgung in gegebenenfalls zwei Essenszeiten im Stadtbezirk zu gewährleisten. Zudem sollen die Eltern der Schulkinder mit Unterstützung des Gesundheitsamtes über das Untersuchungsergebnis hinsichtlich des Schimmelbefalls transparent informiert werden.