Zecken suchen sich auf der Haut eine Stelle, an der sie sich nah an den Blutgefäßen befinden, aus denen sie Blut saugen können, Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Wegen des milden Winters sind Zecken früher als sonst aktiv. Der Beweis: „In Deutschland sind bereits fünf neue FSME-Fälle bekannt“, sagt Ute Mackenstedt, Professorin an der Uni Hohenheim. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird wie auch die Borreliose durch Zecken übertragen. Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass nur der Holzbock, eine in der Region häufig vorkommende Zeckenart, diese gefährliche Krankheit überträgt. Mittlerweile wiesen Forscher auch die Auwaldzecke als Übeltäter nach. Der beste Schutz gegen FSME ist die Impfung.

Sie sind klein, leben meist im Unterholz von Gärten und Wäldern, krabbeln gerne an Stellen, an denen Adern liegen und saugen menschliches Blut. Dann kann es für das Opfer gefährlich werden. Nicht der Blutverlust, sondern die Krankheitserreger, die die Zecken übertragen, können ungute Auswirkungen mit sich bringen. Der Zeckenbiss kann sowohl zu Borreliose als auch zur FSME führen. FSME kann zum Tod führen. „Es gibt unterschiedliche Krankheitsverläufe“, sagt Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt. Die beim Blutsaugen eingeschleusten FSME-Viren führen nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von 14 Tagen zu grippeähnlichen Symptomen. In einer weiteren Phase kann eine Hirnhautentzündung hinzukommen, die meist folgenlos geheilt wird, in einigen Fällen aber schwerwiegende Schäden für das Gehirn und Nervensystem des Opfers nach sich ziehen kann. Das Positive: Man kann sich gegen die Viruserkrankung impfen lassen. „Da die Impfung auch öffentlich empfohlen ist, wird sie von den Krankenkassen bezahlt“, sagt Oehme. Drei Impfungen reichen, damit das Immunsystem die kommenden drei bis fünf Jahre FSME-Viren abwehren kann. „Wer oft im Freien joggen, im Wald grillen oder spazieren geht“, dem legt Oehme den Impf-Piks ans Herz.

Die Forscher der Uni Hohenheim haben auch in Stuttgart - beispielsweise in Hausgärten in Botnanger Villengebieten - „FSME-Hotspots“ ausgemacht. Zwar sind laut Mackenstedt nur 0,5 bis zwei Prozent der Zecken in Baden-Württemberg mit FSME-Viren „durchseucht“, die Zahl der gemeldeten Erkrankungen steigt jedoch. Mit 350 bis 400 bundesweit war 2016 ein starkes Zeckenjahr. Dazu trug vermutlich auch bei, dass es neue Ansteckungsarten gibt. Bislang galt der Holzbock, eine weitverbreitete Zeckenart, als alleiniger Übeltäter. Gerhard Dobler vom Deutschen Konsiliarlabor der Bundeswehr hat nun auch die Auwaldzecke als Überträgerin entdeckt. Das Krabbeltier ist im Schönbuch verbreitet und ist früher als der Holzbock bereits auf Tour. „Hinzu kommt, dass FSME über Rohmilch oder Rohmilchprodukte übertragen werden kann“, sagt Mackenstedt. Zwei Personen hatten auf einem Hof bei Zwiefalten Ziegenrohmilch getrunken, die mit FSME-Viren verunreinigt war. Sie erkrankten.

Anders verhält es sich bei Borreliose. Bakterien lösen diese Krankheit aus. 15 bis 30 Prozent der Zecken sind laut Mackenstedt mit den Bakterien infiziert. Aber: Gegen diese Krankheit hat die Medizin gute Mittel. „Bei Borreliose kommt es nach einem Zeckenbiss meistens zu einer Wanderröte um die Einstichstelle. Dann hilft der schnelle Gang zum Arzt und die Behandlung mit Antibiotika“, so Oehme.

Trotz der Risiken halten die Ärzte Panik beim Spazierengehen für übertrieben. Ein paar Vorsichtsmaßnahmen helfen. Zecken leben in Gras, im Unterholz oder auf Büschen, meiden Sonne und geringe Luftfeuchtigkeit. Insofern raten die Experten, den Rasen im Garten ums Haus kurz zu halten. Wanderern empfehlen sie helle Kleidung, lange Hosen und Socken in den Schuhen. Nach jedem Aufenthalt im Freien sollte man seinen Körper nach den Krabbeltierchen absuchen und sie sofort entfernen. Am besten mit einer Pinzette oder Zeckenkarte. „Und die beste Sicherheit gegen FSME bleibt die Impfung“, empfiehlt Oehme.