Jan Lutz, Leiter des Ok Lab Stuttgart, präsentiert ein selbst gebautes Feinstaub-Messgerät. Es besteht im Wesentlichen aus einem WLAN-Chip und einem Sensor, die mit Hilfe von Kabeln verbunden und in Abflussrohren platziert werden. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Eine offizielle Messstelle für Feinstaub gibt es inzwischen in Esslingen - doch man könnte noch viel mehr Daten dazu sammeln, findet Jan Lutz. Der Esslinger leitet das Ok Lab in Stuttgart, das einen Feinstaub-Sensor zum Selbstbauen entwickelt hat. Ziel ist es, über möglichst viele Geräte ein genaueres Bild von der Feinstaubverteilung in der Region zu bekommen. Doch bei den Behörden zeigt man sich skeptisch.

Die Idee des Ok Lab war es, bezahlbare und einfach zu bauende Feinstaub-Sensoren zu entwickeln, um möglichst viele Menschen zu animieren, selbst einen solchen Sensor zu basteln. „Wir wollten im Kostenrahmen von 30 Euro pro Stück bleiben“, sagt Jan Lutz. Das ist gelungen, auch wenn die Entwicklung eine Weile dauerte. Etwa zwei Jahre lang habe man an dem Messgerät getüftelt - allerdings nicht im stillen Kämmerlein, sondern in einem offenen Projekt, an dem sich jeder beteiligen konnte, der wollte.

Im Februar 2016 war es soweit: Über Crowdfunding finanzierte das Ok Lab die Einzelteile für 300 Do-it-yourself-Messgeräte, um die Sache ins Rollen zu bringen. Wer will, kann unter Anleitung einen solchen vorfinanzierten Sensor zusammenbauen. Aber es gibt auch eine Anleitung samt Bauteil-Beschreibung im Internet, sodass auch völlig in Eigenregie gebastelt werden kann. Im Prinzip besteht ein solches Messgerät aus einem WLAN-Chip und einem Sensor, die mit Hilfe von Kabeln miteinander verbunden und in zwei ineinander gesteckten Abflussrohren platziert werden. Die Daten werden über WLAN an eine eigens dafür eingerichtete Internetseite geschickt und dort für jeden sichtbar veröffentlicht.

Das Konzept scheint aufzugehen: In Stuttgart und der Region seien bereits etwa 180 Geräte in Betrieb, täglich kämen neue dazu, berichtet Jan Lutz. Auch weit über die Region hinaus seien bereits selbst gebaute Feinstaubmesser im Einsatz, etwa in Frankreich, der Schweiz und in Ungarn, selbst aus Taiwan kämen Luftdaten auf die Webseite. Und die Bastel-Workshops, die jeden zweiten Dienstag im Monat im „Shackspace“ in Wangen stattfinden, seien stets ausgebucht.

Eine Zusammenarbeit mit den Behörden gestaltet sich allerdings schwierig. Dort äußert man sich zurückhaltend über eine mögliche Kooperation und verweist auf die Messstellen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW). Beim Regierungspräsidium Stuttgart heißt es zum Beispiel: Die Messgeräte und die Methodik des OK Lab seien nicht bekannt, daher könne man dazu nichts sagen. Aber natürlich sei man immer für Hinweise dankbar, die helfen, die Grenzwerte für die Luftqualität in der Region einzuhalten.

Etwas intensiver hat man sich bei der LUBW mit den Sensoren auseinander gesetzt. „Wir beobachten das Projekt mit großem Interesse“, betont Dagmar Berberich von der Pressestelle. Generell sei man sehr aufgeschlossen für sogenannte Citizen-Science-Projekte, bei denen Bürger Daten liefern. Aber man müsse natürlich schauen, ob die Daten belastbar seien - bislang sei das wohl noch nicht der Fall. Offenbar setzten sich die Geräte nach einer Weile mit Feinstaub zu und lieferten dann nicht mehr so gute Daten. Zudem sei es relevant, wo ein Sensor platziert werde, auch Feuchtigkeit und Temperatur spielten eine Rolle - mit den professionellen Geräten könne all das ermittelt werden und in die Berechnung einfließen.

Auch bei der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart, die die Geräte Marke Eigenbau bereits untersucht hat, sieht man noch einige Mängel. Aber insgesamt seien die Sensoren schon ganz gut, sagt Jürgen Frick, Leiter des Referats Energie, Klima, Komfort in der Materialprüfungsanstalt. „Sie taugen nicht zur Kontrolle gesetzlicher Grenzwerte, aber dafür kann man schön sehen, wie sich die Feinstaubbelastung im Laufe eines Tages entwickelt.“ Um flächendeckende Daten für eine Stadt zu ermitteln, seien die Geräte sicher sinnvoll - auch wenn sie noch etwas weiter entwickelt werden sollten.