Das katholische Waldheim, der Heimgarten St. Johannes, wird seit einigen Monaten nicht mehr bewirtschaftet. Jetzt gibt es einen Interessenten. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Sie waren in den Aufbaujahren die Naherholungsmöglichkeiten für Familien, Treffpunkte der Untertürkheimer: die Waldheime im Gehrenwald. Die Arbeiterwohlfahrt hat sich nun entschlossen, ihre Brandruine abreißen zu lassen und das Grundstück an die Stadt zurückzugeben. Auch der katholische Heimgarten St. Johannes ist seit Monaten ungenutzt. Ein anderer Verein interessiert sich fürs Gelände. „Dabei fehlt Familien in Untertürkheim ein Platz im Grünen, auf dem sie ihre Kinder spielen lassen können“, sagt Bezirksbeirätin Monika Miller-Lika.

Für viele Untertürkheimer sind die verkohlten Balken des Awo-Waldheims sinnbildlich: Die Begeisterung, das einstige Feuer für das Zusammensein im Waldheim, ist vorüber. Die Hülle steht noch, der Rest ist ausgebrannt. An Pfingsten 2015 fing das Awo-Waldheim im Gehrenwald Feuer. Die Flammen breiteten sich über das Erdgeschoss bis in den Dachstock aus. Erhalten blieb die Ruine des einst beliebten Gebäudes. 1951 hatten Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und der SPD den Waldheimverein gegründet. Mit vereinten Kräften wurde 1953 das Gebäude im Gehrenwald aufgebaut und mehrfach modernisiert - eine Oase für Familien. Und nun?

Nachdem die Fragen mit der Versicherung und der Stadt als Eigentümerin des Grundstücks geklärt waren, prüften die Awo-Verantwortlichen, wie es mit dem Gebäude und der Waldheimarbeit weitergehen sollte. Sanierung oder Neuaufbau? Auch die Umnutzung in eine Kindertagesstätte war im Gespräch. Letztendlich entschieden die Bestimmungen. „Die Auflagen, die wir hätten erfüllen müssen, um wieder Gastronomie anbieten zu können, waren zu hoch“, sagt Friedhelm Nöh, der Geschäftsführer der Awo Stuttgart. Und an der Einrichtung einer Kindertagesstätte im Gehrenwald habe die Stadt kein Interesse gehabt. Die Awo fällte eine schwierige Entscheidung. „Noch im Frühjahr wird die Ruine abgerissen. Wir werden das Grundstück, das wir von der Stadt gepachtet haben, an die Landeshauptstadt zurückgeben“, sagt Nöh. Eine Untertürkheimer Waldheim-Tradition ist damit Geschichte.

Denn auch das benachbarte Waldheim der katholischen Kirchengemeinde, der Heimgarten St. Johannes, ist nicht mehr in Betrieb. Es gibt zwar noch das evangelische Waldheim wenige Meter von den anderen entfernt. Während den Sommerferien organisiert die evangelische Kirchengemeinde dort tolle Waldheimferien für knapp 300 Kinder. „Aber es besteht eben für Familien keine Gelegenheit mehr, am Wochenende vorbeizugehen, etwas zu vespern, zu trinken und die Kinder unbeaufsichtigt tollen zu lassen“, bedauert Miller-Lika. Gerade für die Bewohner im Ortskern und in Luginsland würden solche gastronomischen Angebote fehlen. Deswegen stellte die FDP-Bezirksbeirätin die Frage, was die Stadt mit den Grundstücken vorhabe.

Immer wieder taucht der Wunsch auf, dort Wohnungsbau zu erlauben. Heinz Sonntag vom Stadtplanungsamt ist skeptisch. „Das Gebiet ist für Wohnungsbau nicht vorgesehen. Der Gemeinderat präferiert gerade die Nachverdichtung in den Ortskernen.“ Bebauung in den Außenbezirken sei kaum durchzusetzen. Beim katholischen Heimgarten kommt hinzu, dass ein Kulturverein Interesse an der Nutzung des Gebäudes gezeigt hat. Die Verantwortlichen wollen sich die Räumlichkeiten ansehen.