Unter dem Motto „Vorsicht Stadtbahn“ erfuhren Erstklässler der Wilhelmsschule, wie man sich an Stadtbahnhaltestellen richtig verhält. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Die Empörung der Erstklässler der Wilhelmsschule war enorm: Gerade hatten sie im theoretischen Unterricht das Einmaleins für Stadtbahnnutzer gelernt. Vor Ort, an der Haltestelle Marktplatz, beobachteten sie, wie zwei Erwachsene trotz doppelten Blinklichts über die Gleise huschten. Keine Vorbilder. Die Schüler hatten nämlich durch die Unterrichtseinheit „Vorsicht Stadtbahn“ Respekt vor den „gelben Schwergewichten auf Rollschuhen“ bekommen.

Natürlich sind die meisten Schüler der Klassen 1 der Wilhelmsschule bereits mit einer Stadtbahn gefahren. Sie wussten auch, auf was sie beim Überqueren der Gleise an der Haltestelle Marktplatz achten müssen. „Immer links, rechts, links schauen, so wie bei einem Zebrastreifen“, riefen die Sechs- bis Siebenjährige der Klasse 1 C. Lieber einmal mehr schauen, statt zu viel riskieren. Frank Schollenberger von den Stuttgarter Straßenbahnen machte den ABC-Schützen anhand von Bildergeschichten deutlich, warum. „Die Stadtbahnen sind nämlich ganz schön schwer und brauchen dementsprechend lange, bis sie bei einer Vollbremsung stehen“, meinte der Stadtbahnexperte. Doch was wiegt so ein normaler gelber Zug ohne Fahrgäste? Die Schülerinnen und Schüler sollten raten. Ein ausgewachsener Elefant sollte als Vergleich dienen. So stark wie ein oder doch wie zwei Elefanten? Ein Junge hatte das richtige Näschen: Er tippte auf 20 Dickhäuter und hatte recht. „Im leeren Zustand wiegt ein Stadtbahnzug 56 Tonnen, mit der maximalen Fahrgastzahl kommt das gelbe Schwergewicht auf 75 Tonnen.“

Dieses Gewicht müssen die Stadtbahnfahrer bei einer Notbremsung, beispielsweise weil ein Kind über die Gleise springt, zum Stehen bringen. „Das ist, wie wenn ein Elefant auf Rollschuhen steht“, meint ein Mädchen. Als Faustformel gilt. Bei 50 Kilometern in der Stunde Fahrt wie in der Hedelfinger Straße kommt der Stadtbahnwangen frühestens nach 50 Meter zum Stehen.

Um dem vorzubeugen, haben die SSB an den Überwegen einige Vorbeugungen getroffen. „Was meint Ihr, weshalb wir doppelte Blinklichter haben “, wollte Schollenberger wissen. „Weil zwei besser Aufmerksamkeit erzeugen als nur eins“, meinte ein Junge. Eine Klassenkameradin gab eine zweite Erklärung ab: „Wenn ein Licht kaputt geht, warnt das andere noch durchs Blinken.“ Theoretische Prüfung mit Bravour und vor allem mit großer Aufmerksamkeit bestanden.

Mit Schollenbergers Kollege Hans-Rudolph Mahlert ging‘s zum Z-Überweg am Marktplatz. Für viele Erstklässler kein unbekanntes Pflaster. „Hier laufe ich mit meiner Freundin immer drüber, die Unterführung mag ich nicht“, erklärte eine Erstklässlerin. Die erste Beobachtung löste bereits Empörung aus. Ein Jugendlicher und eine Frau überquerten die Gleise - obwohl die Wechselblinker leuchteten. Auch auf dem Bahnsteig gilt es, einige Dinge zu beachten: „Bitte immer hinter dem weißen Strich bleiben“, erklärt Mahlert. „Denn sonst könnten wir vom Außenspiegel der Stadtbahn getroffen und verletzt werden. Und in der Stadtbahn? Hinsetzen und Halt suchen. „Wer herumturnt oder mit einem Roller durch die Gassen fährt, könnte bei einer Vollbremsung umfallen und Mitfahrgäste verletzten“, erklärte Schollenberger.