Quelle: Unbekannt

Die Zeiten, in denen fast jeder Fußball-Star, egal ob britisch, französisch oder deutsch, mit Vokuhila auf Torjagd ging, sind längst vorbei. Heute geben sie bei der Haartracht modisch den Ton an. Während der EM 2016 laufen die Fußballer zum Teil mit abenteuerlichen Frisuren auf, aber: Wischmopp, Männer-Dutt und Irokese gefallen nicht jedem. Unser Redakteur Mathias Kuhn hat vier krasse Beispiele von drei lokalen Friseurinnen unter die Lupe nehmen lassen. Ihr Urteil: Die Kicker treffen nicht den Geschmack der Frisuren-Profis. Bei ihnen und den Kundinnen liegt eine andere Haarpracht weit vorn: Mats Hummels mit der klassischen Männerfrisur – frech, sportlich, sympathisch.

Paul Pogba: Monsieur Gillette

Fast wöchentlich trägt Paul Pogba eine neue Frisur – zumindest, was die Bilder an der Seite betrifft. Zu Beginn der EM zierte der gallische Hahn die rechte Kopfhälfte des französischen Superstars, auf der linken Seite feierte er sich mit dem Schriftzug „Pogboom“ selbst. Ein roter Streifen ziert zudem die rechte Stirnhälfte. „Das ist Kunst am Kopf“, sagt Sylvia Lächele von Charlotte Haarmode am Obertürkheimer Markt durchaus anerkennend. Mit ihrer Kollegin diskutiert sie, ob sein Haarstylist dafür eine Schablone benutzt. „Ich glaube, der Friseur macht dies mit dem Messer und der Maschine Freestyle“, sagt Sonja Münzenmaier. Zudem wird bei der Frisur noch mit Farbe gearbeitet. Beide können der Haartracht durchaus etwas Positives abgewinnen. „Es sieht auf der dunklen Haut gut aus, hat Stil“, sagen beide.
Melanie Hammann von Haug + Vu in Untertürkheim lehnt das kurze Haar mit den Kunstwerken auf dem Kopf ebenfalls nicht ab. „Es ist ein Hingucker. Dennoch gefällt mir die Frisur von Leroy Sané tausendmal besser.“ 

Marouane Fellaini: Der Wischmopp

„Ein bisschen Afro-Look und dann auch noch blondiert, wie man an den dunklen Augenbrauen sieht. Ob er wirklich so lockige Haare hat? Der Wuschelkopf erinnert mich an einen Wischmopp“, sagt Melanie Hammann lachend beim Anblick des Fotos des Mittelfeldstrategen Marouane Fellaini. Dessen Lockenpracht erregt schon lange Aufsehen, blondiert ist er allerdings erst seit Kurzem. Mit der Kraushaarfrisur ist der Belgier nicht allein. Auch sein Teamkollege Axel Witsel steht auf das Modell  „Wuschelkopf“ – allerdings in Schwarz statt hell. Zum Kuscheln und ihm durchs Haar streichen animiert die blonde Lockenpracht Sonja Münzenmaier dennoch nicht. „Die Haare sind ziemlich blondiert und durchgestylt“, sagt sie. „Früher nannte man dies Afro-Look. Bei der Weltmeisterschaft hat in der kolumbianischen Mannschaft auch einmal ein guter Fußballer mitgewirkt, der eine blonde Lockenpracht auf dem Kopf hatte“, erinnert sich Sylvia Lächele an Carlos Valderrama. Ihren Kunden will die Obertürkheimerin einen blonden Lockenkopf nicht empfehlen.

Gareth Bale: Der Neckische

 

Nicht nur der walisische Torjäger Gareth Bale, sondern auch der bereits ausgeschiedene schwedische Mittelstürmer Zlatan Ibrahimovic, der Österreicher Marko Arnautovic und einige Künstler tragen die Haare plötzlich wieder lang –  allerdings nicht offen, sondern zu einem mehr oder weniger dichten „Nest“ am Hinterkopf zusammengerollt. „Bale hat sie zu einem Boppel zusammengebunden. Männer-Dutts sind teilweise im Trend. Voraussetzung dafür sind lange Haare, die bei Fußballern mit einem guten Haargummi zusammengehalten werden. Mir gefällt es allerdings nicht. Zu unmännlich“, urteilt Melanie Hammann. Überhaupt keinen Treffer in Sachen Haarpracht landet Bale auch bei den Frisurenexpertinnen aus Obertürkheim und deren Kundinnen. „Oh, ein Zöpfle oder Dutt, das geht nach meinem Geschmack gar nicht. Bisher hat dies auch noch kein Kunde von uns gewünscht“, sagt Sylvia Lächele. „Das soll wohl lässig aussehen, wirkt auf mich aber zu weiblich“, fügt Sonja Münzenmaier an.

Marek Hamsik: Der Irokese

„Ach herrje, das ist der slowakische Spieler mit dem Irokesenschnitt“, entfährt es Melanie Hammann. Für sie ist die Frisur ein absolutes Unding. „Das geht gar nicht. Sieht überhaupt nicht gut aus.“ Haartechnisch ist die Frisur relativ einfach zu gestalten. An der Seite werden die Haare mit der Maschine abrasiert, die verbliebenen Haare in der Mitte dann entweder mit einem Gel oder mit anderen Mitteln hochgestylt. „Manche haben auch einen niederen Kamm, weil sie die Haare nicht hochfrisieren“, sagt die erfahrene Friseurin. Gerne würde sie auch einmal in der Pause beobachten, ob die Kicker in den 15 Minuten Verschnaufpause ihre Frisuren nochmals richten. „Der getraut sich doch nicht richtig mit dem Kopf gegen den Ball zu stoßen, sonst ist die Frisur dahin“, vermutet Sylvia Lächele. Ihre Kollegin findet den Haarschnitt „einfach bizarr“. Auch durch seine Tätowierungen erweckt er den Eindruck eines wilden, indianischen Kriegers. „Der Irokesenschnitt ist alles andere als schön“, wendet sich Sonja Münzenmaier vom Foto ab. 

Fotos: dpa