Der starke Frost in der Nacht von 19. auf 20. April sorgte in den Weinbergen für erhebliche Schäden an den jungen Trieben. Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

„April, April, der macht, was er will“, heißt es im Volksmund. Und der Monat „hat seinem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht“, sagt Meteorologe Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Leicht zu warm und deutlich zu trocken, wird vor allem der extreme Wetterumschwung in Erinnerung bleiben. Auf einen warmen Beginn folgte extremer Nachtfrost. Die Folge sind verheerende Schäden in der Landwirtschaft.

Liest man die nackten Zahlen, war das Wetter im April 2017 kein großer Ausrutscher im Vergleich zu den langfristigen Mittelwerten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Stuttgart im Jahr 1951. „Es war geringfügig zu warm, überdurchschnittlich sonnig und deutlich zu trocken“, sagt der erfahrene Stuttgarter Meteorologe Riedl nüchtern. Die Durchschnittstemperatur lag mit 9,2 Grad um 0,3 Grad über dem üblichen Wert. Mit 196,5 Stunden stand die Sonne 27,5 Prozent länger am Himmel und mit 27,1 Litern pro Quadratmeter fiel lediglich die Hälfte des Regens als normal.

Ein zweiter Blick offenbart jedoch die zwei Gesichter des Aprils. Denn für die positive Bilanz der Temperaturen und der Sonnenscheinstunden zeichnete sich die erste Hälfte des Monats verantwortlich. „Die ersten zwei Wochen herrschte herrliches Frühlingswetter“, weiß Riedl. Gleich zweimal kletterte die Temperatur sogar auf mehr als 20 Grad. Der Höhepunkt der Schönwetterphase wurde am 10. April erreicht mit 23,7 Grad Celsius - ein neuer Tagesrekord.

Was folgte war jedoch ein absoluter Temperatursturz. Am 16. April fiel der erste Niederschlag und die beiden darauffolgenden Tage die Schneefallgrenze auf unter 400 Meter. Auch in Stuttgart gab es Schneeregen. Noch schlimmer: Nach der ersten Wärmephase folgte extremer Nachtfrost. Bis auf minus 2,1 Grad fiel das Thermometer in der Nacht von 19. auf 20. April an der Messstation auf dem Cannstatter Schnarrenberg. „Stellenweise lagen die Temperaturen noch deutlich darunter“, sagt Riedl.

Fast komplette Obstblüten erfroren

Ein Datum, das die Stuttgarter Wengerter und Obstbauern nicht vergessen werden. „Die Schäden in der Landwirtschaft als erheblich zu bezeichnen, wäre stark untertrieben“, sagt Andreas Siegele. Der städtische Obstbauberater hat in 30 Jahren ein so verheerendes Ausmaß noch nicht erlebt. Durch die länger anhaltende Wärmeperiode im März und eben Anfang April, „war die Vegetation zwei Wochen früher dran als normal“. Die Folge: Viele Blüten haben bereits ausgetrieben und sind erfroren. Die Zwetschgen-, Kirschen- und Birnenernte fällt in diesem Jahr vermutlich komplett aus. Bei den Äpfeln sei lediglich mit einem Ertrag von 20 Prozent zu rechnen und im Weinbau müsste mit einem Schaden von bis zu 60 Prozent gerechnet werden. Auch Hobbygärtner müssen von massiven Einbußen ausgehen. „Die genauen Ausmaße sind aber erst in den kommenden Wochen abzusehen“, sagt Siegele.

Er setzt darauf, dass noch einige Nachblüten kommen könnten, wenn das Wetter mitspielt. „Wir benötigen noch einmal viel Regen und moderate Temperaturen“, sagt Siegele. Die Aussichten sind vielversprechend. Nach dem Starkregen am 1. Mai mit 14,5 Litern pro Quadratmeter bleibt das Wetter in den kommenden Tagen unbeständig. Erst am Samstag steigen die Temperaturen voraussichtlich bei Sonnenschein über 20 Grad. „Der Frühling ist aber noch immer nicht in Sicht, auch der Mai bleibt launisch“, warnt Riedl.