Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Das ehemalige Gasthaus Lamm ist ein Schmuckstück im Stadtbild Wangens. Jahrzehnte lang war es auch ein Mittelpunkt für Vereine und Bewohner. Sie trafen sich dort. Nachdem der Gaststättenbetrieb eingestellt wurde, wird das städtische Gebäude von Wangener Vereinen und Einrichtungen genutzt. Im Rahmen des Projekts „Quartiersprojekte“ soll es zu einem selbstverwalteten Bürgerhaus weiterentwickelt werden.

In der Geschichte Wangens spielt das Gasthaus „Lamm“ eine bedeutsame Rolle. Städtebaulich bildet es mit dem alten Rathaus, dem Rössle und den umgebenden, historischen Gebäuden ein schmuckes Ensemble. Zudem trafen sich über Jahrzehnte hinweg Vereine, Bürgerinnen und Bürger aus Wangen und Bekannte in dem Traditions-Gasthaus. Auch manche Entscheidung wurde bei der Nachsitzung der politischen Gremien im „Lamm“ getroffen. Vor fast zehn Jahren gab der letzte Pächter den Gaststättenbetrieb auf. Die Stadt wollte das Gebäude verkaufen. Die Bezirksbeiräte und Wangener kämpften jedoch darum, dass es in städtischem Besitz bleibt und hatten Erfolg. Die Zimmer im Obergeschoss werden von Familien bewohnt. In vielen Stunden Eigenarbeit richteten Mitglieder einiger Wangener Vereine ehrenamtlich die Gaststättenräume für ihre Vereinszwecke her. An einigen Tagen dringt Musik aus den Fenstern: Der Handharmonika-Club Wangen, der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr, die Naturfreunde Wangen, ein serbischer Kulturverein, die Armenische Kirche, türkische Elternbeiräte und die Wangener Schülerhilfe teilen sich die Räume. „Das Erdgeschoss wird regelmäßig benutzt“, sagt Bezirksvorsteherin Beate Dietrich.

Doch nicht erst seitdem auch das benachbarte Gasthaus „Rössle“ geschlossen wurde, fehlt ein weiterer Treffpunkt für Vereine, Einrichtungen und Bürger im Stadtbezirk. Im Rahmen des Projekts „Alterssurvey 2012 - Älter werden in Stuttgart Generation 50 plus“ hat die Stadtverwaltung etliche Wangenerinnen und Wangener im entsprechenden Alter nach der Wohn- und Lebensqualität im Stadtbezirk befragt. Nur 43 Prozent der Befragten sagten, dass es viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung im Stadtbezirk gäbe.

Die Prozentzahl könnte sich mit einem weiterentwickelten Konzept für ein selbstverwaltetes Bürgerhaus ändern. Dietrich und die Vereine wollen die Wangener - speziell Senioren - aus ihrer Wohnung locken. Über ein mögliches Konzept wurde in der Herbstsitzung der Wangener Vereine und Einrichtungen debattiert. Unterstützung aus dem Projekt zur „Weiterentwicklung von Quartiersprojekten“ soll helfen. „Wir erhalten geringe Mittel, mit denen wir die Stelle eines Kümmerers, der sich wenige Stunden in der Woche um die Organisation und Koordination des Bürgerhaus-Betriebs sorgt, bezahlen können“, sagt Dietrich.

Bürgertreff an zwei Abenden

Als niederschwelliges Angebot soll der Bürgertreffpunkt insbesondere für Familien und für Wangener Initiativen ein Ort der Begegnung sein. Interkulturelle und generationenübergreifende Angebote sollen dazu beitragen. Auch Kooperationen, beispielsweise mit der benachbarten Begegnungsstätte, sollen zum Erfolg beitragen. Denkbar wäre, dass das Bürgerhaus Lamm sich an zwei Abenden pro Woche - quasi als Ersatz für den Wegfall des Rössles - als gemütlicher Treffpunkt für Wangenerinnen und Wangener öffnet. Voraussetzung wäre dann allerdings auch eine bessere Trennung der Gast- und von den Vereinen genutzten Räumen. Die Vereinsmitglieder machten allerdings auf die Probleme aufmerksam, die dadurch entstehen, dass viele Einrichtungen und Vereine die Räume nutzen: Allen Nutzern muss die Notwendigkeit von Sauberkeit und Ordnung klar gemacht werden. Dies würde die Aufgabe des Koordinators oder der Koordinatorin sein. Noch ist dies allerdings Zukunftsmusik.