Nachttemperaturen unter Null Grad Celsius stellen Laternenparker vor Probleme: Die Scheiben ihrer Autos sind zugefroren. Oft werden sie nur notdürftig freigemacht. Ein Guckloch muss in der Eile reichen - gefährlicher Leichtsinn: Das eingeschränkte Gesichtsfeld vermindert die Wahrnehmung. Unfälle können die Folge sein. „Alle Scheiben müssen freigeräumt sein. Im Schadensfall können Versicherungen die Leistungen kürzen“, warnen die Verkehrsexperten.
Für Autobesitzer ohne Garagenplatz beginnt jetzt wieder eine schwere Zeit. Eisige Temperaturen führen zu vereisten Scheiben. Einsteigen und losfahren, funktioniert meist nicht. Frühsport ist angesagt, bevor der Zündschlüssel umgedreht wird. „Wer keine Abdeckung oder eine Halbgarage hat, muss die Scheiben seines Fahrzeugs sorgfältig freiräumen“, empfiehlt Reimund Elbe, der Pressesprecher vom ADAC Württemberg. Dass viele Autofahrer offensichtlich frühmorgens in Eile sind, hat er an den vergangenen Tagen selbst erlebt. Eine Autofahrerin hatte sich nur ein kleines Guckloch freigekratzt und war ihm dann in Schlangenlinien vorausgefahren. Die Wetterbedingungen schlagen sich auch in der Unfallstatistik nieder. Nicht nur wegen eisglatter Straßen, sondern auch wegen den nicht von Eis befreiten Scheiben kommt es vermehrt zu Unfällen. Nebel und die tief stehende Sonne erschweren zusätzlich die Sicht der Verkehrsteilnehmer.
„Umso wichtiger ist, dass man sich als Autofahrer einen Rundumblick durch alle Fensterscheiben und die Rückspiegel verschafft“, empfiehlt Elbe. Dabei gelte es nicht nur die Front- und Rückscheibe komplett von Eis und Schnee zu befreien, sondern die Scheiben auch von innen reinigen, damit sie sich nicht beschlagen können. „Ein einfaches Guckloch reicht nicht aus. Laut Straßenverkehrsordnung muss die Sicht aus dem Auto vollständig möglich sein. Es sollten deshalb alle Scheiben, also auch die Seitenscheiben und die Spiegel, komplett von Eis und Schnee befreit werden“, sagt auch Philipp Heise, Versicherungsexperte des ACE Auto Club Europa.
Mit dem Guckloch verlässt sich der Autofahrer nur auf ein eingeschränktes Gesichtsfeld, nimmt das Verkehrsgeschehen am Rande aber nicht oder zu spät wahr.„Wer in dem Fall von einem Kollegen gestoppt wird, muss mit einem Bußgeld in Höhe von zehn Euro rechnen“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Verursacht er durch den Leichtsinn einen Unfall, steigt die Höhe des Bußgelds empfindlich. „Zudem wird der Gutachter genau darauf achten, ob der Unfallverursacher seiner Sorgfaltspflicht nachgekommen ist“, so Elbe. Sein Urteil kann sich auf den Versicherungsschutz auswirken. „Das Versicherungsunternehmen kann bei einem Unfall, der durch vereiste Scheiben, herabfallenden Schnee oder nicht ausreichende Sicht verursacht wurde, in der Kasko-Versicherung die Leistung je nach Schwere des Falls kürzen“, warnt Versicherungsexperte Heise.
Hilfen bei vereisten Scheiben
Deswegen, so Elbe, sollten Laternenparker jetzt ein paar Minuten mehr Zeit für die morgendliche Fahrt einkalkulieren. Ein Tipp: Gegen vereiste Scheiben lasse sich vorbeugen. Mit Halbgaragen könnte das Auto abgedeckt werden. Für die Frontscheibe gibt es spezielle, mit Aluminium beschichtete Folien. Und wenn die Scheiben doch zugefroren sind? „Auf die Autoheizung sollte man sich nicht verlassen. Sie benötigt zehn Minuten, bis sie gut wirkt. Bis dahin fährt man blind“, so Elbe. Deswegen hilft meist nur kratzen, allerdings ohne den Motor laufen zu lassen. Das ist verboten und schadet zudem der Umwelt. Erleichtert werden kann das Eiskratzen, indem man Wasser gemischt mit Essig oder Alkohol auf die gefrorene Fläche spritzt - am besten mit einer Sprühflasche. Experten raten dringend davor ab, warmes oder heißes Wasser über die Scheibe zu schütten. Die hohen Temperaturunterschiede könnten dazu führen, dass die Scheibe reißt oder splittert. Für Notfälle gibt es im Fachhandel und an Tankstellen auch spezielle Enteisungssprays, die wirksam sind.