Im Januar wurde die Fototapete angebracht. Bereits wenige Tage später hatten Unbekannte sie zerstört. Nur noch einzelne Fetzen des Kodak-Gebäudes und der Brücke sind zu sehen. Das alte Graffiti kommt wieder zum Vorschein. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

(mk) - Das Konzept hat die Bezirksbeiräte überzeugt: Die ungenutzte Unterführung am Marktplatz sollte zum Kunstraum werden. Am 7. Januar weihten drei Künstler ihre Ausstellung zur Geschichte der Firma Kodak ein. Im Mittelpunkt stand ein neun Meter großes Fotoposter von Rochester, dem Sitz von Kodak. Die Freude währte nicht lange. Unbekannte rissen das Poster herunter und beschmierten einen Schaukasten.

Die Stimmung in der Bezirksbeiratssitzung schwankte zwischen Enttäuschung, Wut und Trotz. Am 7. Januar hatten sich viele Bürger zur Eröffnung der ersten Ausstellung in der Marktplatz-Unterführung getroffen. Ein Festtag. Jahrelang hatten sie sich Gedanken über die Zukunft der ungeliebten Passage gemacht. In den 70er-Jahren als sicherer Schulweg für Kinder und Jugendliche gebaut, ist der kurze Tunnel zum Sorgenkind geworden. Kaum ein Passant nutzt ihn. Die Röhre wird oft als Toilette missbraucht, riecht dementsprechend, ist vermüllt und düster.

Die Stadt hat schon Pläne entwickelt „das Loch“ mit Beton zu füllen. Auf Initiative aus Kreisen des Bezirksbeirats kam dann die Idee, den Untergrund als Kunstraum zu nutzen. Die Fotokünstler Sonja Wenz, Christian Eickhoff und Peter Franck griffen die Idee auf. Das Trio hatte im Sommer die Fläche zwischen „Lamm“ und dem alten Rathaus zum Kodakplatz deklariert und ein kleines Kunstprojekt zur Geschichte des Weltunternehmens initiiert. Am Wangener Kodak-Standort arbeiteten Jahrzehnte lang Hunderte Mitarbeiter.

In der Unterführung bekamen die Künstler nun die Chance, die Kodak-Geschichte plakativer darzustellen. Im Mittelpunkt stand eine neun Meter lange Fotowand mit der Silhouette von Rochester. Die US-Metropole ist der Stammsitz des Weltunternehmens. Eingeflochten in die Ansicht der Brücke über den Genesee und den Kodakturm waren kleine Formate mit Kameras und der Geschichte des Konzerns. In einem nicht mehr genutzten Technikraum in der Unterführung hat das Trio eine Installation zum Thema eingerichtet. Die Vernissage-Gäste waren begeistert. Die Kodak-Ausstellung sollte der Auftakt zu einer Kunst-Reihe sein.

Die Freude währte nur wenige Tage. „Das Foto wurde Stück um Stück heruntergerissen und der Schaukasten beschmiert. Jetzt sieht es schlimmer aus als zuvor“, erklärte Bezirksvorsteherin Beate Dietrich. Die Zerstörer sind nicht bekannt. Die Bezirksbeiräte sind entsetzt und ratlos. „Wir würden uns freuen, wenn die Künstler einen zweiten Anlauf wagen“, meinte Eva-Maria Kaufmann (CDU). Aber die Bezirksbeiräte könnten auch verstehen, wenn sie vor der Zerstörungswut kapitulieren. Ein Rollgitter an den drei Eingängen zu installieren und die Passage nachts zu sperren, wäre zu teuer, befürchtet Volkmar Mäckle (SPD). Bliebe nur die endgültige Schließung oder eine „robuste Kunst“, wie Ingrid Kreis (Freie Wähler) meinte.