Die Parkplätze neben dem Bahnhof sind auf Privatgelände. Das „Duldungsrecht“ für Parker gilt nun nicht mehr. Fotos: Müller Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Jahrzehnte lang wurden die Parkplätze neben dem Obertürkheimer Bahnhof von Kunden der Fachgeschäfte im Ortskern genutzt. Bislang. Denn der neue Eigentümer des Bahnhofs setzt das Parkverbot auf dem Privatgrundstück nunmehr rigoros durch. Seit Tagen werden zahlreiche Fahrzeuge abgeschleppt. Sehr zum Ärger der Betroffenen. Sie fordern eine öffentliche Stellfläche für ihre Autos.

Die Parkplätze im Ortskern von Obertürkheim sind rar. „Seit Jahrzehnten war es daher üblich, dass viele Bürger ihr Auto auf dem Parkplatz neben dem Bahnhof abgestellt haben“, sagt ein erboster Betroffener. Wohlwissend, dass dies eigentlich ein Privatgrundstück ist und laut Hinweisschildern nur für Kunden der Bahnhofsgeschäfte zur Verfügung steht. Dann der große Schreck in dieser Woche. „Als ich vom Einkauf im Ortskern zurückkam, war mein Auto weg“, ärgert sich der Obertürkheimer. Abgeschleppt. Die Kosten: 200 Euro. So erging es zahlreichen Parkern in den vergangenen Tagen. Obwohl es aus Sicht des Bürgers „praktisch ein Gewohnheitsrecht“ war. Es werde mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Grundsätzlich hätte der Eigentümer die neue Handhabung im Vorfeld ankündigen können. Inzwischen haben einige der Parker reagiert: Sie weisen mit Hinweiszetteln auf ihre Tätigkeit im Bahnhof hin. Grundsätzlich habe es die Stadt versäumt, genügend Parkraum zu schaffen.

Im Zuge der Ortskernsanierung Ende der 1980er-Jahre hat die Stadt zahlreiche Parkmöglichkeiten neben dem Obertürkheimer Bahnhof entlang der Göppinger Straße geschaffen. Dafür wurde eigens das zweigeschossige Parkdeck gebaut. Geplant war dieses für die Kunden der Fachgeschäfte im Ortskern, an der Fußgängerzone rund um den Obertürkheimer Markt. „Allerdings wurden es von den Bürgern nie wirklich angenommen“, weiß der stellvertretende Bezirksvorsteher Henry Schmidt. Anscheinend zu weit ist der Weg über die Straße zu den Geschäften. Seit vielen Jahren ist das Parkdeck daher von der Stadt an zwei große Unternehmen für deren Mitarbeiter fest verpachtet. Die Stellplätze sind für die Öffentlichkeit gesperrt.

Gelände ist in Privatbesitz

Gleichzeitig wurde auch der 1922 erbaute Obertürkheimer Bahnhof verkauft. Das einstige Bundesunternehmen trennte sich von der Immobilie, wie auch von vielen anderen. Neben dem Bahnhofsgebäude selbst gehören auch die Parkplätze in der Verlängerung der Taxistände zum Areal. Diese sollen vor allem den Mitarbeitern und Kunden der Geschäfte im Bahnhof zur Verfügung stehen, wie zahlreiche Hinweisschilder unmissverständlich klar machen. Allerdings sind die Zeiten vorbei, als noch eine Metzgerei oder ein Blumenladen dort beheimatet waren. Heute beherbergt das liebevoll hergerichtete Gebäude mehrere Gastronomie-Betriebe und im Obergeschoss 21 Einzelzimmer-Appartements. Entsprechend wurde bislang die Parklösung auf den dazugehörigen Stellplätzen humaner gehandhabt. Mit dem Verkauf des Gebäudes von einem ehemaligen Obertürkheimer Geschäftsmann an einen Heidelberger Privatinvestor hat sich dies nun gewandelt. Zum Ärger der Obertürkheimer. Entgegen früherer Zeiten und den Erfahrungen mit dem Parkdeck scheinen zumindest „die öffentlichen Parkflächen nun doch von den Bürgern angenommen zu werden“, hat auch Schmidt selbst festgestellt. Obwohl der Abschleppwagen im Dauereinsatz ist, würden weiterhin zahlreiche Autofahrer dort parken. Allerdings gibt es keine rechtliche Handhabe. „Das Gelände war und ist immer noch in Privatbesitz“, warnt Schmidt. Ob es notwendig ist, von Seiten der Stadt weitere öffentliche Parkplätze zu schaffen, sei fraglich. Denn die Tiefgarage des Cap-Markts auf der gegenüber liegenden Straßenseite stünde nach Aussagen der Betreiber oftmals leer. So scheint es wahrscheinlich, dass der Abschleppdienst vorerst weiter im Dauereinsatz sein wird.