Weinbaupräsident Hermann Hohl, Bürgermeister Peter Pätzold, WG-Vorsitzender Rolf Berner, Wengerter Fritz Raith und die Landschaftsgärtner der Firma Christoph Schweizer (von links) an der Trockenmauer. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

(mk) - Ungewöhnliches Richtfest in Rotenberg: Landschaftgärtner haben in den vergangenen fünf Monaten eine einsturzgefährdete Weinberg-Trockenmauer saniert. „80 Quadratmeter Kulturlandschaft und Lebensraum für Pflanzen- und Tierarten gerettet, den Weinbau unterstützt und die Handwerkstradition des Mauernbaus bewahrt“, so Baubürgermeister Peter Pätzold. Finanziert wird die Rettungstat durchs Förderprogramm der Stadt.

Solch angenehme Temperaturen wie gestern Nachmittag hätten sich Samuel Clauß, Jonathan Schweizer und Felix Flegel an manchen Tagen gewünscht, an denen sie im Weinberg am Ortsrand von Rotenberg schufteten. In dem steilen Grundstück drohte eine alte, 60 Meter lange Trockenmauer einzufallen. Das 2014 von der Stadt aufgelegte Förderprogramm zum Erhalt der vom Weinbau geprägten Kulturlandschaft war ihre Rettung. „Früher hatten Wengerter im Winter Zeit gehabt, Mauern zu richten. Bei der Größe der heutigen Betriebe ist dies unmöglich und finanziell nicht mehr leistbar“, erklärte Württembergs Weinbaupräsident Hermann Hohl. Umso lobenswerter sei das Engagement der Landeshauptstadt. Jährlich 600 000 Euro bewilligt der Gemeinderat für Pflege und Erhalt der Kulturlandschaft.

86 000 Euro steckte die Stadt in den Wiederaufbau der Trockenmauer im Gewann Schütte. Eine Sisyphosarbeit für die Mitarbeiter der Landschaftsbaufirma Christoph Schweizer. „Bei Wind und Wetter sowie in steiler Lage haben sie geschuftet und Erstaunliches geleistet“, sagt ein Rotenberger, der die Arbeiten beobachtete.

Von den Strapazen sehen die Spaziergänger nichts. Kerzengerade verläuft das 60 Quadratmeter große Schmuckstück den Hang hinauf. Auch eine 20 Quadratmeter große Quermauer wurde gerettet. „Der Weinberg mit seinen Terrassen, Trockenmauern und Staffeln ist ein Kleinod in der Weinbaulandschaft. Er prägt wie andere Weinberge in den steilen Hanglagen entlang des Neckars die Stadt Stuttgart in besonderem Maße“, freute sich Pätzold über das Prachtstück. Die Fördermittel seien vierfach gut investiert. Erstens in den Erhalt der Kulturlandschaft, in die Schaffung wertvoller Biotope, sie tragen zur Förderung des Qualitätsweinbaus bei und sichern die Fertigkeit einer fast vergessenen Handwerkskunst - den Bau der traditionellen Trockenmauern.

Dass die Steillagenweinberge nicht nur Hingucker für Touristen und Weinwanderer sind, sondern auch bessere Weine hervorbringen, bewiesen drei Weine aus Trockenmauerweinbergen, mit denen das Richtfest gefeiert wurde. „Trockenmauern speichern Wärme. Die Temperaturen sind in den Weinbergen fünf Grad Celsius höher“, so Wengerter Fritz Raith. Rolf Berner hat deswegen in seinem 9,5 Ar großen Weinberg mit der neuen Trockenmauer junge Riesling-Reben gepflanzt. Er ist dankbar für die Hilfe durch die Stadt. Denn Arbeit bleibt für ihn in dem steilen Hangstück noch genug. „Das ist reines Hobby und viel Leidenschaft. Steillagenweinbau bedeutet hier reine Handarbeit, die sich finanziell keineswegs bezahlt macht“, dankte Hohl für das Engagement des Vorsitzenden des Collegiums Wirtemberg.