Stuttgart (lsw) - Für den Verlauf der geplanten Stromtrasse „SuedLink“, die in Baden-Württemberg endet, liegen jetzt konkrete Vorschläge auf dem Tisch. Laut gestern veröffentlichten Angaben des baden-württembergischen Betreiber TransnetBW sind im Südwesten zwei Korridore denkbar im Abstand von nur wenigen Kilometern.

Sie würden durch den Main-Tauber-Kreis, den Neckar-Odenwald-Kreis sowie den Hohenlohekreis bis zum Endpunkt Leingarten-Großgartach bei Heilbronn führen. Der Trassenabschnitt ist 100 Kilometer lang und soll, wie der gesamte Korridor, unter die Erde verlegt werden. Es sei gut, dass nun zwei alternative und relativ breite Verlaufskorridore zur Debatte stünden, sagte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). „Es geht jetzt darum, in diesem Rahmen gemeinsam die beste Streckenführung zu finden.“

Von Mitte Oktober bis Mitte November sollen in den bundesweit betroffenen Landkreisen mehr als 30 Informationsveranstaltungen abgehalten werden. Im Südwesten sind die Bürger zunächst in Leingarten und Möckmühl (Kreis Heilbronn) sowie Grünsfeld und Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) zu Infotreffen eingeladen. „SuedLink ist ein sehr großes Projekt und es wird nicht geräuschlos gebaut werden können“, sagte Untersteller. Ende November würden die überarbeiteten Pläne vorgestellt. Welcher Verlauf das Rennen macht, soll „vollkommen ergebnisoffen diskutiert werden“, sagte ein TransnetBW-Sprecher. Eine Präferenz gebe es nicht. Die Transnet werde dann prüfen, inwieweit Ergebnisse der Bürgerdialoge in die Planungen eingearbeitet werden können. Auch die Bundesnetzagentur prüft die Vorschläge. Erst in einigen Jahren soll die genaue Strecke feststehen. Die Leitungen sollen nicht vor dem Jahr 2025 in Betrieb genommen werden.

Die große Übertragungsleitung SuedLink, die von den Netzbetreibern TransnetBW und Tennet gemeinsam geplant wird, ist 800 Kilometer lang. Sie soll mit zwei Verbindungen von Schleswig-Holstein aus den Strom aus Windparks im Norden in den Süden Deutschlands transportieren. Bislang werden dafür Kosten von zehn Milliarden Euro veranschlagt, sagte der Transnet-Sprecher.

Mit den Stromautobahnen soll der stockende Ausbau der Stromnetze vorangetrieben werden. Die Bundesregierung ging in der Vergangenheit davon aus, dass die Erdverkabelung der beiden Gleichstrom-Trassen „Suedlink“ und „Südost“ von Nord- nach Süddeutschland die Kosten um drei bis acht Milliarden Euro in die Höhe treibt. Das müssen private Stromkunden und die Industrie über höhere Netzentgelte bezahlen.

Mit dem Vorrang für die Erdverkabelung kam die Bundesregierung Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) entgegen. Der hatte gegen die großen Freilufttrassen gekämpft, weil der Widerstand in Bayern gegen vermeintliche „Monstertrassen“ groß sei. Kritik wegen der Milliarden-Zusatzkosten wies er zurück.