Von Kathrin Drinkuth

Konstanz - Das nasse und kühle Sommerwetter hat auch im Land die Stechmücken-Population deutlich steigen lassen. „Im Mai und Juni hat es starke Niederschläge gegeben“, sagte die BUND-Landesgeschäftsführerin Sylvia Pilarsky-Grosch. Am Bodensee und Oberrhein sei noch Hochwasser hinzugekommen. Solch feuchte Ecken böten optimale Bedingungen für die Tiere, die selbst in Pfützen ihre Larven ablegen könnten. In beiden Regionen könne man derzeit schon von einer Plage sprechen, sagte die BUND-Expertin.

Davor warnte auch der Mücken-Experte und Biologe Rainer Bretthauer aus Radolfzell am Bodensee. „Der viele Regen und das Hochwasser haben alle Ablegeorte der Schnake überschwemmt“, sagt er. Zudem seien Senken geflutet worden, wodurch weitere Brutstätten entstünden. Nachdem zahlreiche Larven geschlüpft seien, seien nun die erwachsenen Tiere unterwegs. 50 Arten von Stechmücken gebe es in ganz Deutschland, allein am westlichen Bodensee seien es 23.

Dort und in weiteren Teilen Süddeutschlands und der Schweiz wird die Stechmücke auch Schnake genannt, was eigentlich falsch ist, denn die zoologisch als Schnaken definierten, deutlich größeren Tiere stechen gar nicht. Während es am Oberrhein die sogenannte Kabs gibt - die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage - müsse man die Stechmücken am Bodensee schlicht aushalten, sagt Bretthauer, der auch Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter der Stadt Radolfzell ist. „Hier sind die Verhältnisse ganz anders als am Oberrhein.“

Bekämpfung nur am Rhein

Die Kabs bekämpft die Larven mit dem biologischen Wirkstoff Bti (Bacillus thuringiensis israelensis). Wenn es am Rhein zu einem Hochwasser komme, werde das Wasser jenseits der Dämme hochgedrückt, sagte Bretthauer. In diesen Tümpeln, die nur kurzfristig existierten, gebe es kaum andere Tierarten neben den Stechmücken, die durch das Mittel der Kabs geschädigt werden könnten.

Am Bodensee dagegen lebten in Bereichen, in denen die Schnake häufig auftrete, auch sogenannte Zuckmücken und deren Larven. „Deren Arten reagieren auf Bti sehr empfindlich“, sagte Bretthauer. Wenn sie vernichtet würden, nehme man auch einem Großteil der Fische sowie Vögeln und Fledermäusen die Nahrung. Stattdessen müsse man am Bodensee darauf achten, sich nicht zur Dämmerung ans Ufer zu setzen. Dann seien die Stechmücken am aktivsten. Zudem helfe weite Kleidung bis zu den Handgelenken und Füßen.

Auch die Zahl der Zecken nimmt im Land zu. Das habe mit dem nassen Frühling und Sommer aber nichts zu tun, sagt Pilarsky-Grosch. „Das Problem ist eher, dass es insgesamt wärmer wird. Dadurch breitet sich die Zecke aus.“