Reste von Absperrbändern der Polizei hängen am 18.06.2015 in einem Wald bei Kist (Bayern). In dem Waldstück wurde der zuvor entführte Sohn des Unternehmers Würth aufgefunden. Foto: Archivbild: dpa

Die Polizei bekommt immer mehr Tipps nach dem Kidnapping des Milliardärssohns Würth im Jahr 2015. Eine Fahndung übers Fernsehen gibt den Ermittlungen neuen Schub.

Schlitza (dpa) - Im Fall des 2015 entführten Milliardärssohns Würth sind zahlreiche neue Hinweise bei der Polizei eingegangen. Rund eine Woche nach der erneut übers Fernsehen ausgestrahlten Tätersuche haben die Ermittler mittlerweile 170 Tipps erhalten. Fünf davon seien „äußerst vielversprechend“ und 29 „verfolgenswert“, wie Christian Stahl vom Polizeipräsidium Osthessen am Donnerstag in Fulda sagte. Die restlichen Hinweise seien entweder unbedeutend oder noch nicht kategorisiert worden. Die Ermittler rechnen damit, dass nun weniger Hinweise eingehen werden.
Der behinderte Sohn des baden-württembergischen Schrauben-Milliardärs Reinhold Würth war am 17. Juni 2015 in Schlitz (Vogelsbergkreis) gekidnappt worden. Einen Tag später wurde der 50-Jährige in einem Wald bei Würzburg unversehrt an einen Baum gekettet gefunden. Zu einer Lösegeld-Übergabe in Millionen-Höhe kam es nicht. Die Belohnung für Hinweise, die zum Täter führen, wurden mittlerweile von 5000 auf 30 000 Euro erhöht.
Am 26. April war der Entführungsfall erneut in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ vorgestellt worden. Die Ermittler präsentierten ein Bewegungsprofil des Kidnappers und veröffentlichten Erkenntnisse von einer neuen Stimmanalyse des Mannes. Demnach dürfte der Entführer zwischen 40 und 52 Jahre alt sein. Er soll aus dem Raum Sandzak im Grenzgebiet zwischen Serbien und Montenegro stammen. Der mit Akzent sprechende Mann lernte wohl im Rhein-Main-Gebiet Deutsch. Man könne davon ausgehen, dass er dort gelebt oder gearbeitet habe, sagten die Ermittler.
Die fünf als „äußerst vielversprechend“ bezeichneten Hinweise haben für die Ermittler besonderen Wert, weil sie sich konkret auf Personen beziehen oder aber das Täterprofil verdichten, wie Stahl erklärte. Bei der etwas schwächeren Kategorie der „verfolgenswerten Hinweise“, gehe es um Tipps, an denen etwas dran sein könne, denen zur Überprüfung aber noch weiter nachgegangen werden müsse.