Das baden-württembergische Umweltministerium verfolgt die Vorgänge im Atomkraftwerk Fessenheim mit Sorge. Foto: Archivbild dpa - Archivbild dpa

Wurden nur Unterlagen gefälscht oder funktioniert auch die Technik nicht? Kein unwichtiges Detail, finden die französischen Behörden, immerhin geht es um ein Atomkraftwerk. Auch auf der anderen Seite des Rheins wird man unruhig.

Fessenheim/Stuttgart (dpa/lsw) - Das baden-württembergische Umweltministerium verfolgt die Vorgänge im Atomkraftwerk Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze mit Sorge. Einer der Reaktoren wurde bis auf weiteres stillgelegt, nachdem die französische Atomaufsicht ein Prüfzertifikat ausgesetzt hatte. Auf solche Prüfzertifikate müsse man sich verlassen können, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums am Mittwoch in Stuttgart. Seit langem gibt es Streit über die Sicherheit des ältesten laufenden Atomkraftwerks Frankreichs.
Von offizieller Seite habe es bisher aus Frankreich keine Informationen gegeben, hieß es im baden-württembergischen Umweltministerium. Vereinbart sei eine solche Benachrichtigung aber auch erst ab einer bestimmten Sicherheitsstufe. Spätestens im November werde man den Vorfall bei der deutsch-französischen Atom-Kommission zur Sprache bringen.
Grund für die Aussetzung des Prüfzertifikats sind der französischen Atomaufsicht zufolge Unregelmäßigkeiten bei einem Dampferzeuger. Der Hersteller Areva sprach von einer Abweichung von den Herstellungsstandards. Der Reaktor steht bereits seit Mitte Juni still. Er darf erst wieder in Betrieb genommen werden, wenn der Hersteller nachweist, dass der Dampferzeuger den Regeln entspricht.
Das Bauteil ist dem Nuklear-Experten Christian Küppers vom Öko-Institut zufolge für die Sicherheit in einem Atomkraftwerk wichtig. Bei einem Rohrbruch könnten Kühlmittel verloren gehen. Das Öko-Institut hatte dem Atomkraftwerk bereits im vergangenen Jahr bescheinigt, weit unter dem Sicherheitsniveau von in Deutschland noch laufenden Anlagen zu liegen.
Die Untersuchung des Dampferzeugers war in Gang gekommen, nachdem im Mai beim Hersteller Areva Unregelmäßigkeiten in Unterlagen zu Hunderten Bauteilen entdeckt worden waren. Deutsche Atomkraftwerke sind dem Bundesumweltministerium zufolge davon nicht betroffen - zumindest nach derzeitigem Stand der Untersuchungen.
Der französische Präsident François Hollande hatte eine Schließung Fessenheims bis zum Ende seiner Amtszeit 2017 in Aussicht gestellt. Noch fehlt dafür aber ein notwendiger Antrag des Betreibers.