Jeder neue Fall von Vogelgrippe hat Auswirkungen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Antonia Lange

Stuttgart - Ein Haus, ein Auto oder einen Karibikurlaub - von einem Lottogewinn kann man sich vieles leisten. Doch ein Tipper aus dem Schwarzwald kann sich jetzt sogar eine kleine Straße oder einen Fuhrpark oder eine Karibikinsel leisten und hätte sogar noch Geld übrig. Er - oder sie - hat 90 Millionen Euro im Lotto gewonnen. Eine solch hohe Summe hat in Deutschland noch nie ein Lottospieler abgeräumt. Gemeldet hat sich der Gewinner gestern aber noch nicht.

„Da ist das Entscheidende: Bleibt er auf dem Boden?“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler und Politologe Max Höfer. Er hat an dem sogenannten Glücksatlas mitgearbeitet, der jährlich vorgestellt wird - und kennt die Kriterien, die wirklich glücklich machen. Und er weiß: „Geld verbessert nur bis zu einer gewissen Mindestgröße die Lebenszufriedenheit.“ Bei 90 Millionen Euro ist die längst überschritten -sogar wenn hinter dem Gewinner eine Tippgemeinschaft stecken sollte, die sich das Geld teilt.

60 000 Euro im Jahr sind ihm zufolge laut Studien die Summe, bis zu der Geld tatsächlich glücklich machen kann. Höfer: „Jeder zusätzliche Euro bringt kaum mehr Lebenszufriedenheit.“ Überhaupt bedeute ein unverhoffter Geldsegen - etwa ein Bonus oder eben einen Gewinn - nur „einen kurzen Kick“. Danach gewöhne man sich an das vermeintliche Glück.

„Man muss damit umgehen können“, sagt Höfer mit Blick auf eine so hohe Summe. „Es ist Fluch und Segen.“ Tatsächlich könnte ein Gewinn in der Dimension das Glück sogar schmälern. Familie, Freunde, Arbeit und Umgebung seien wesentlich für ein zufriedenes Leben. „Man kann den Fehler machen, dass man sein gewohntes Umfeld verlässt“, sagt der Ökonom. Und: „Es wird sich ein gewisser Neideffekt einstellen bei Freunden.“ Auch der Beruf sei ein wichtiger Glücksfaktor - wer nicht mehr arbeite, dem fehle unter Umständen der tägliche Sinn.

Die Mehrheit der Deutschen (62 Prozent) glaubt ohnehin, dass ein Lottogewinn nicht glücklich macht, wie eine repräsentative Emnid-Umfrage vor einigen Jahren ergab. Nur 15 Prozent würden ihren Arbeitsplatz bei einem plötzlichen Reichtum aufgeben. Bei der Lotto-Gesellschaft kennt man mögliche Probleme und bietet sogenannten Großgewinnern Hilfe an. Dabei geht es nicht um die beste Kapitalanlage, sondern um das Verhalten nach dem geknackten Jackpot.

Geheimnis bewahren

„Die meisten Gewinner sind sehr bodenständig“, sagt Mathias Yagmur, Sprecher von Lotto Baden-Württemberg. Für die erste Zeit rate man: „Behalten Sie Ihr Geheimnis für sich, so lange es geht.“ Auch mit dem Kauf von Luxusgütern solle man warten - und erst einmal eine Prioritätenliste erstellen.

„Geld schafft eine gewisse Freiheit“, sagt Glückforscher Karlheinz Ruckriegel von der Technischen Hochschule Nürnberg. „Aber die muss man auch nutzen.“ Ein Ehrenamt etwa sei für viele Menschen sehr glücksstiftend - ebenso wie Zeit für soziale Beziehungen und dafür, etwas für seine Gesundheit zu tun. Wer das Geld dafür nutze, könne sehr davon profitieren.

Der Fachmann rät zu Verschwiegenheit. „Ich würde die Information nicht rausposaunen, sondern erst einmal überlegen, wie ich mit dem Geld dann umgehe“, sagt Ruckriegel.

Dass sich der vermeintliche Glückspilz noch nicht zu erkennen gegeben hat, ist der Lotto-Gesellschaft zufolge normal. In der Regel ließen sich Lottogewinner einige Tage Zeit - entweder weil sie von ihrem Glück noch nichts mitbekommen hätten oder weil sie die Neuigkeit erst verarbeiten müssten.