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Von Nico Andel

Stuttgart/Ludwigsburg - Eine Mutter von zwei kleinen Kindern verschwindet im Oktober 2015 nach einem Fitnesskurs in Ludwigsburg spurlos. Eine intensive Suche der Polizei führt nach einer Woche zu einem grausigen Fund: Die nackte Leiche der 36-Jährigen liegt in einem Gebüsch, die Hände mit einer Nylonschnur zusammengebunden, an ihrem Hals klafft eine Schnittwunde. Erst nach zehn Monaten fasst die Polizei einen Tatverdächtigen: Ihren Ehemann. Details zur Beweislage gegen den 43-Jährigen bleiben auch beim Auftakt des Prozesses gestern vor dem Stuttgarter Landgericht zunächst im Dunkeln.

Relativ schnell hatten die Kriminalbeamten einer 55-köpfigen Sonderkommission nach der Tat vermutet, dass Nadine E. Opfer einer Beziehungstat wurde - und doch fehlt noch lange Zeit die heiße Spur. Bekannte und Verwandte wurden vernommen. Mehrfach wurde das Haus der Frau durchsucht, in dem sie mit ihrem Ehemann nach der Trennung immer noch gemeinsam gelebt hatte.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft zeichnet die Beweislage ein klares Bild der Geschehnisse am 12. Oktober: Nach der Heimkehr von Nadine E. entbrennt am späten Abend ein Streit zwischen den Eheleuten im Hobbyraum. Die Kinder schlafen im Obergeschoss. Die Auseinandersetzung eskaliert. In seiner Wut würgt der 43-Jährige seine Frau zu Tode, glaubt die Staatsanwaltschaft. In der Dunkelheit trägt er ihren Körper zum Auto, legt ihn in den Kofferraum und stellt den Wagen in der Nachbarschaft des Stadtteils Eglosheim ab. Von dort läuft er heim und geht zu Bett, ist sich die Anklagebehörde sicher.

Am nächsten Morgen ruft er seine Schwiegermutter an, dann die Polizei und gibt eine Vermisstenanzeige auf. Den Wagen fährt er laut Staatsanwaltschaft später weg. Nahe einer Sportanlage stoppt er, beginnt damit, die Kleidung der Toten mit einem Messer aufzuschneiden und verletzt die Frau am Hals.

Nur die Anwälte sprechen

Er bindet ihre Handgelenke mit der Nylonschnur zusammen. Dann nimmt er laut Anklagebehörde Kleidung, Schmuck und persönliche Gegenstände wie den Geldbeutel, das Handy und den Autoschlüssel. Er versteckt die Beweise so, dass sie nie gefunden werden. Diese Vorwürfe bestreitet der 43-Jährige seit der Festnahme vehement. Zu den Geschehnissen hat er nichts zu sagen und möchte auch keine Fragen beantworten. Vor Gericht lässt der Angeklagte seine zwei Anwälte für ihn sprechen.

„Es war an diesem Tag nichts Ungewöhnliches, außer, dass Nadine nicht mehr heimgekommen ist“, liest Rechtsanwältin Amely Schweizer aus der Stellungnahme des Angeklagten. „Die Polizei wollte auf Biegen und Brechen einen Täter finden. Ich hätte meiner Frau nie etwas antun können.“ Die Beiden seien nach der Trennung sogar viel besser miteinander ausgekommen. Alles sei einvernehmlich geregelt gewesen: Das Haus, die Finanzen, sogar der Umgang mit den Kindern.

Ganz anders stellt die Mutter von Nadine E. als Zeugin das Verhältnis ihrer Tochter zu dem 43-Jährigen dar: Er habe Nadine nachgestellt, Nachrichten und Emails gelesen und sie unter Druck gesetzt. „Ich hatte monatelang Angst um meine Tochter“, sagt sie. Wegen dessen Wutausbrüchen.

Im Laufe des Prozesses, für den noch elf Verhandlungstage angesetzt sind, sollen weitere Zeugen befragt und bislang noch unbekannte Beweise gegen den Angeklagten offengelegt werden. Der nächste Termin ist morgen.