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Stuttgart (dpa/lsw) - Arbeitgeber im Land befürchten falsche Anreize für junge Menschen durch den Mindestlohn. «Der Mindestlohn ist ein Ausbildungsblockierer», sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger der Deutschen Presse-Agentur. «Dauerhaft bietet er jüngeren Menschen den falschen Anreiz.» Südwestmetall-Chef Stefan Wolf warnte: Für viele junge Menschen sei eine Beschäftigung mit Mindestlohn eine Konkurrenz zu einer Ausbildung. «Ich sehe jetzt schon die Tendenz dorthin.»

Jugendliche unter 18 Jahren sind aus diesem Grund vom Mindestlohn ausgenommen, sofern sie keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Ob allerdings andere junge Menschen über 18 die gut 1300 Euro monatlich einer unter Umständen magereren Ausbildungsvergütung vorziehen, lässt sich bislang schwer beurteilen. Im Bericht der Mindestlohnkommission, die auch über die Anpassung der Lohnuntergrenze entscheidet, heißt es: «Für Deutschland gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine empirischen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen gesetzlichem Mindestlohn und betrieblicher Ausbildung.» Die Zahlen aus dem Berufsbildungsbericht zeigten keine offensichtlichen Veränderungen im Ausbildungsgeschehen. Eine kausale Aussage über den Zusammenhang zwischen Mindestlohn und Ausbildungsgeschehen erlaubten die Ergebnisse allerdings noch nicht.

IG-Metall-Landesbezirksleiter Roman Zitzelsberger ist anderer Ansicht als die Arbeitgeber: «Die Horrorszenarien, dass Firmen pleite gehen oder junge Menschen ihn einer Ausbildung vorziehen, haben sich schlicht und ergreifend als falsch herausgestellt.»

Die wichtigsten Branchen in Baden-Württemberg sind ohnehin nicht vom Mindestlohn betroffen. In der Metall- und Elektroindustrie etwa liegen die untersten Lohngruppen weit über den 8,50 Euro. Das dürfte auch so bleiben. Allerdings befürchtet Südwestmetall-Chef Wolf: «Mit jeder Anhebung werden die Abstände geringer.» Die Zahl der Branchen, in denen der Mindestlohn den Tarifstandard setzt, wird seiner Einschätzung nach wachsen. Zum ersten Mal wird der Mindestlohn am 1. Januar 2017 angehoben - auf 8,84 Euro.