Fahrradfahrer in Freiburg: Die Stadt gilt jetzt schon als Musterbeispiel. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Roland Böhm

Stuttgart - Mit rund 40 Millionen Euro wird in diesem Jahr landesweit an Verbesserungen im Radverkehrsnetz gearbeitet. Grün-Schwarz fördert die Investitionen in neue Radwege, Lückenschlüsse, Abstell-Möglichkeiten, Schutzstreifen oder die Beschilderung mit gut 21 Millionen Euro, wie Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gestern mitteilte. Der Rest kommt aus anderen Töpfen.

Ein Drittel der Fördermittel von Grün-Schwarz fließe in das große Ziel: Bis zum Jahr 2030 sollen rund 700 Kommunen an ein landesweit einheitliches, 7000 Kilometer langes, alltagstaugliches und gut ausgebautes Radnetz angeschlossen sein. 6000 Kilometer davon existierten bereits, müssten aber zum Teil deutlich besser werden, räumte Hermann ein.

Der Fahrradclub ADFC lobte die Ziele des Landes, äußerte aber Zweifel: Der Verein mache sich Gedanken, ob die Ziele beim Radnetz mit dem eingesetzten Geld tatsächlich erreicht werden können, sagte Landeschefin Gudrun Zühlke. Allein zum Schließen der Lücken an Radwegen an Bundesstraßen würden geschätzt 100 Millionen Euro benötigt. Wenn 2017 dort nur sechs Millionen investiert würden, komme man kaum weiter.

Verkehrsminister Hermann (Grüne) hält an seinem Ziel fest, den Radverkehrsanteil im Land bis 2020 zu verdoppeln. 16 Prozent aller Wege könnten die Menschen dann radelnd zurücklegen. Nach aktuellsten Zahlen sind es derzeit acht Prozent. Neue Daten für die Studie „Mobilität in Deutschland“ werden gerade erhoben. Dass auch die nächste Zielmarke - 20 Prozent bis 2030 - nicht unrealistisch sei, zeigen laut Hermann Musterbeispiele wie Freiburg und Karlsruhe, wo schon jetzt Radverkehrsanteile von 34 und 25 Prozent erreicht würden.

Landesweit 84 Baumaßnahmen rund um den Radverkehr wurden neu in das Förderprogramm aufgenommen. Darunter auch der Bau neuer Radwege entlang von Landes- und Bundesstraßen. Bis 2025 werde das Land zehn Radschnellwege bauen, versicherte Hermann. „Radschnellverbindungen machen das Pendeln über längere Entfernung attraktiv und schaffen so mehr Mobilität mit weniger Stau, Lärm und Luftverschmutzung.“ Derzeit werde analysiert, welche Schnellrouten Sinn machen und was sie kosten würden. Herrenberg-Böblingen-Stuttgart seie eine mögliche Verbindung oder auch Ludwigsburg-Stuttgart.

Fahrradfreundliche Unternehmen

ADFC-Chefin Zühlke forderte, die Fahrradförderung ganzheitlicher anzugehen. Neben dem Verkehrsminister müssten sich auch andere Ressorts einbringen: der Tourismusminister etwa, aber auch der Agrarminister wegen der Nutzung landwirtschaftlicher Wege, die Wirtschaftsministerin wegen der Auszeichnung fahrradfreundlicher Unternehmen und der Sozialminister, der aus gesundheitlichen Gründen für das Rad werben müsse. Hermann betonte die Rolle der Kultusministerin, die das Rad in der Schule vorantreibe.