Berlin/Stuttgart (lsw) - Die Wohnungsnot von Studenten spitzt sich einer Studie zufolge im Land zu. Gleich vier Universitätsstädte aus dem Südwesten gehören zu den zehn Standorten mit dem deutschlandweit knappsten Angebot.

Stuttgart belegt Platz fünf, Freiburg Platz sechs, Tübingen Platz neun und erstmals gehört auch Konstanz mit Platz zehn dazu. Das ergibt eine gestern veröffentlichte Erhebung des Immobilienentwicklers GBI. Unter den ersten 20 Städten mit besonders kritischer Wohnsituation für Studierende finden sich acht baden-württembergische Uni-Standorte. Heidelberg belegt diesmal Platz elf, gefolgt von Karlsruhe (16), Mannheim (18) und Ulm (19).

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) appelliert an Haus- und Wohnungsbesitzerinnen und -besitzer „zu prüfen, ob sie nicht privaten Wohnraum zur Verfügung stellen können.“ Im Südwesten habe sich die Lage vor allem in Stuttgart, Freiburg und Konstanz verschärft, sagte Stefan Brauckmann vom Moses-Mendelssohn-Institut (MMI), das die Studie im Auftrag von GBI durchführte. „Studenten werden dabei aus zwei Richtungen in die Zange genommen.“ Zum einen gebe es mehr Single-Haushalte sowie den Trend zum „multilokalen“ Wohnen etwa durch Patchworkfamilien. Zum anderen strebten auch immer mehr Menschen mit wenig Einkommen in kleine und günstige Wohnungen.

Studenten müssen laut Studie zudem auf dem freien Wohnungsmarkt immer tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für WG-Zimmer auf dem freien Markt erhöhten sich in den Top-Ten-Städten durchschnittlich um 14 Prozent auf 436 Euro. Das Studierendenwerk Tübingen etwa verlangt hingegen für alle Zimmer weniger als 300 Euro.

Dabei bekommt ohnehin nicht einmal jeder zehnte der zuletzt 360 000 Studierenden im Land einen Wohnheimplatz. Landesweit boten die Studentenwerke Ende 2015 rund 33 000 Wohnplätze an. „Der Bedarf ist riesig“, stellt die Vize-Geschäftsführerin des Studierendenwerkes Freiburg, Renate Heyberger, fest. In Freiburg sind 33 000 Studenten eingeschrieben; Wohnheimplätze gibt es 3860. Wartelisten führt das Studentenwerk nicht. Wenn alle Wohnungen vergeben und unerwartet eine frei wird, „wird verlost“, sagte Heyberger. Schlimmstenfalls gibt es Notunterkünfte. Die Lösung wäre „bauen, bauen, bauen“, sagt sie.

Im Ballungsraum Stuttgart warten 4000 Studenten auf einen Wohnheimplatz (Vorjahr: 3700). Die durchschnittliche Wartezeit betrage sechs Monate, sagte Melanie Westphal vom Studierendenwerk Stuttgart, das an 14 Standorten in der Region 7200 Studenten eine Bleibe bietet. Trotz zweier neuer Wohnanlagen mit 500 Zimmern reiche das bei weitem nicht aus. Tübinger Studentenheime bieten 400 Plätze. Warteliste: 1700. Die wachsende Zahl von Flüchtlingen, das ergab eine Abfrage des Wissenschaftsministeriums, wirke sich nicht auf die Nachfrage nach Wohnheimplätze aus.

Das Land liege mit einem Verhältnis der Wohnplätze zur Zahl der Studierenden von 12,58 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Das Land unterstützt die Studierendenwerke beim Wohnheimbau: von 2011 bis 2015 waren das 24,3 Millionen Euro, was zu 2400 Wohnheimplätzen führte. In den kommenden Jahren sollen noch einmal so viele Plätze hinzu kommen. Allerdings wurden die Mittel für den Wohnheimsbau zuletzt 2012 erhöht.