Von Hermann Neu

Stuttgart - Ausgehend von der Hilfe für 1000 traumatisierte jesidische Frauen, die in Baden-Württemberg aufgenommen wurden, unterstützt die Landesregierung drei Projekte im Nordirak. Damit soll die Bleibeperspektive von Einheimischen, irakischen Binnenflüchtlingen sowie von Flüchtlingen aus Syrien verbessert werden.

Ansprechpartner im Nordirak ist seit Ende 2015 die Provinz Dohuk, die vor dem Bürgerkrieg wirtschaftlich relativ gut entwickelt war. Drei Projekte werden im Umfang von 1,1 Millionen Euro gefördert. Der größte Teil von 600 000 Euro entfällt auf die Ertüchtigung einer Mülltrennungsanlage. Ziel ist es, eine Umweltkatastrophe zu verhindern und Jobs auch für geflüchtete Frauen zu schaffen. Die einst von einer deutschen Firma gebaute Anlage konnte wegen Strommangels bisher nur in zwei Schichten betrieben werden. Die Anschaffung eines Generators macht nun drei Schichten möglich. Der anfallende Kompost soll in der örtlichen Landwirtschaft verwendet werden.

Zwei weitere Projekte laufen in Kooperation mit der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit. Dabei beteiligt sich das österreichische Bundesland Vorarlberg mit jeweils 50 000 Euro. Mit 400 000 Euro fördert das Land dabei die Existenzgründung für erwerbslose, besonders schutzbedürftige einheimische und geflohene Frauen. Beispielsweise werden Witwen, die ihre Familie unterstützen müssen, darin geschult, Marktstände zu betreiben. Hinzu kommen weitere Einrichtungen wie Freizeitstätten für Kinder während der Arbeitszeit der Mütter sowie Büros zur psychosozialen und rechtlichen Beratung.

Mit 100 000 Euro fördert das Land in Dohuk im Schuljahr 2016/2017 zusammen mit der Hilfsorganisation Caritas International den Schulbesuch für 1110 einheimische und vertriebene Kinder für fünf Monate. Zusammen mit der Beteiligung Vorarlbergs sind es 1850 Kinder. Ziel ist es unter anderem, Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen und so frühe Verheiratungen zu verhindern.

Die im Staatsministerium als Staatssekretärin für politische Koordination zuständige Theresa Schopper (Grüne), berichtete von positiven Rückmeldungen aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Die Hoffnung sei, dass es nicht nur um ein Strohfeuer gehe. Die Landesregierung sei daran, ihr Engagement 2018 weiter auszubauen. Die Projekte sind Teil des Koalitionsvertrags von Grünen und CDU.